Modernes Brandenburg II
Landwirtschaft
Orodella in Großbeeren
>Prof. Dr. Eckhard George, Wissenschaftlicher Direktor, fühlte sich auf der Fahrt (Herd-und-Hof.de vom 08.07.2005) zu seinem Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ) verpflichtet, zu betonen, dass der Gartenbau mit rund 400.000 Beschäftigten in Deutschland alles andere als eine Randproduktion ist. 40 Prozent der pflanzlichen Erzeugung stammen aus dem Gartenbau, der zwar insgesamt eine kleine Fläche, aber damit doch einen sehr hohen wirtschaftlichen Wert aufweist. Mit der Gesundheitskampagne www.5amtag.de besitzt der Gartenbau eine hohe Verbraucherrelevanz.Das IGZ in Großbeeren begann 1924 als ausgelagertes Institut der Universität Berlin mit der Gartenbauforschung. Heute untersuchen die Experten neben Gemüse auch den Zierpflanzenbau. Auf dem Campus in Großbeeren haben sich unter anderem eine Außenstelle des Landesamt für Verbraucherschutz, Landwirtschaft und Flurneuordnung, die Lehranstalt für Gartenbau und die Vereinigung des ökologischen Landbaus Gäa angesiedelt. Mit 1.167 gärtnerischen Azubis in der überbetrieblichen Ausbildung 2004 sorgt das IGZ für qualitative Nachwuchsarbeit und arbeitet seit kurzem kooperativ mit französischen Gartenbauern zusammen. In Übersee gibt es gemeinsame Arbeiten mit dem Gemüseland China und in einigen periurbanen Städten in Afrika zur Verbesserung der Ernährungssituation.
Kalkstickstoff für den Spinat
Berlin bezieht das meiste regionale Gemüse aus dem Oderbruch. Und entgegen der allgemeinen Meinung erfreut sich der Spinat wachsender Beliebtheit. Deshalb wird seit fünf Jahren im Oderbruch Spinat angebaut: Allerdings in moderner Form. Geerntet wird längst nicht mehr mit der Hand, sondern im Mähdrusch. Dafür werden bestimmte Sorten gebraucht, die einen hohen Ertrag bei geringem Krankheitsbefall garantieren und saubere Bestände für die maschinelle Ernte. D.h. wenig Unkräuter.
Dr. Alexander Kofoet untersucht den Dünger Kalkstickstoff (KS) auf seine unkrautmindernde Wirkung ohne Herbizideinsatz. KS durchschreitet im Boden bei der Umwandlung zu Harnstoff eine Zyanidphase, die wachstumshemmend auf Wurzel und Keimblüte ist. Damit nur die Nährstoffkonkurrenten und nicht der Spinat getroffen wird, forscht der Experte am IGZ mit Düngermenge und Zeitpunkt. Gleichzeitig will man ja auch nicht zu hohe N-Mengen im Blattspinat haben, die sich im Körper in Nitrit umwandeln können.
Herausgefunden wurde ein Zeitfenster der KS-Anwendung etwa sieben Tage vor der Spinataussaat bei einer Menge von rund 300 kg KS/ha was einer Reinnährstoffmenge von 60 kg Stickstoff entspricht. KS wirkt dann auf alle Unkräuter, die schon das zweite Keimblatt entwickelt haben und räumt damit dem Spinat das Feld frei. Dr. Kofoet gibt seine Erkenntnisse auf Gemüsebautagen an die Praktiker weiter.
Orodella aus Großbeeren
Alpenveilchen zeichnen sich durch besonderen Duft aus. Orodella ist eines, das besser auf dem Balkon oder im Garten gepflanzt wird, weil es für die Innenräume zu intensiv duftet. Dr. Aloma Ewald konnte vor zehn Jahren am IGZ Kreuzungsbarrieren zwischen der Kulturform Cyclame persicum und der alpinen Wildform Cyclame purpurascens überwinden. In einem speziellen Kulturmedium mit Phytohormonen wird praktisch ein Zellhaufen aus dem Kallus (dem undifferenzierten Zellgewebe einer Pfropfung) ausgestrichen und vermehrt. Diese somatische Embryogenese bringt winterharte, reichblühende und gegen die Fusariumwelke tolerante Alpenveilchen hervor, die sehr intensiv duften – allerdings sterile Blüten haben.
Die Blüten halten drei Wochen lang und zeigen sich selbst noch nach den ersten leichten Frösten. Das IGZ hat eine Vermarktungsgesellschaft gegründet und Orodella gibt es bereits in einigen Gartenbaucentern zu kaufen. Der botanische Garten in Jena hat mit fünf Jahren die zur Zeit älteste Orodella-Pflanze im Portfolio. Das Veilchen ist ein Beispiel für gelungene Grundlagenforschung und Vermarktung im Zierpflanzenbereich am www.igzev.de in Großbeeren.
roRo