Modernes Brandenburg III
Landwirtschaft
Algen aus der Mark
>Der Dritte Teil der Pressereise Modernes Brandenburg (Herd-und-Hof.de vom 08.07.2005) ging in das 1960 gegründete Institut für Getreideverarbeitung GmbH (IGV) in Bergholz-Rehbrücke. Dieses Forschungszentrum fällt ein wenig aus dem Rahmen der bisherigen Institute, weil es eine private Forschungseinrichtung ist. Es widmet sich besonders dem Technologie- und Wissenstransfer zur marktwirksamen Einführung von Innovationen in Industrie und Gewerbe, so Geschäftsführer Peter Kretschmer. Das IGV hat Wirtschaftspartner in den USA und Asien und forscht auch gezielt im Kundenauftrag.Schallschutztür aus Nawaros
Lärm ist einer der größten und gleichzeitig am meisten unterschätzten Umweltbelastungen für den Menschen. Nach Angaben der EU-Kommission sind in Europa ca. 80 Millionen Menschen Schallpegeln ausgesetzt, die von Wissenschaftlern und Medizinern als untragbar angesehen werden, von denen sich die meisten Menschen gestört fühlen, die zu Schlafstörungen führen und bei denen gesundheitliche Auswirkungen zu befürchten sind. Neben Maßnahmen zur Schallreduzierung ist ein wesentlicher Aspekt des Schallschutzes die Ausrüstung von Bauwerken mit schallreduzierenden Bauteilen.
Deswegen hat Uwe Lehrack über die Verwertung von Getreide als nachwachsender Rohstoff (Nawaro) in der technischen Produktion nachgedacht. Gerade Roggen ist in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern ein standortangepasstes Getreide, dass nur wenig als Brotgetreide Verwendung findet.
Schallschutztüren aus Latex und Tierhaaren sollten durch biologisch abbaubare Substanzen ersetzt werden. Innerhalb von vier Jahren entwickelte das Team um Lehrack Türen, die aus einem geschäumten Werkstoff bestehen, der überwiegend aus Roggenmehl und Holzfasern zusammengesetzt ist. Die auf Grund der industriellen Nachfrage im November in den Probebetrieb gehende Innentür ist ein bis zwei Drittel leichter als konventionelle Schallschutztüren und weist einen Dämmwert von RW>42dB auf.
Die Forscher konnten bislang etliche Zweifel an der Roggentür ausräumen: Sie zieht keine Luftfeuchtigkeit, hat keinen Käferbefall und entspricht den Brandschutzbestimmungen für Innentüren.
Als nächstes sollen Möbel aus Roggenmehl gebaut werden. Das Mehl übernimmt die Funktion des Bindemittels, für dass bislang Formaldehyd verwendet wird.
Algen aus der Mark
Algen gehören zu den ältesten Organismen auf unserem Planeten. Sie umfassen sowohl die im Wasser lebende Gruppe der Algen meist mikroskopisch kleiner Einzeller (Mikroalgen), als auch die bis zu 50 Meter lange Riesenalgen (Makroalgen). Versteinerte Reste dieser heute mindestens 30.000 Arten umfassenden Pflanzengruppe sind etwa 3 Milliarden Jahre alt.
Aus CO2, Sonnenlicht und Mineralien war es Mikroorganismen in Milliarden von Jahren möglich, die irdische Sauerstoff-Atmosphäre, fossile Brennstoffe, mineralische Sedimente sowie Nahrungsgrundlage für Tier und Mensch zu produzieren:
Mikroalgen sind die ersten Sauerstoffproduzenten der Erde. Sie sind die wichtigsten rezenten CO2-Konsumenten. Sie sind der Anfang der Nahrungskette in den Ozeanen. Sie sind die wichtigsten Primärproduzenten der Welt.
Natürliches Licht steht kostenfrei zur Verfügung und kann von den phototrophen Mikroorganismen mit Hilfe von CO2 in Biomasse umgewandelt werden. Dabei hat sich am IGV eine weltweit anerkannte Spitzenforschung im Bereich der Photobioreaktoren mit internationalen Kontakten etabliert.
Der Photobioreaktor Biostat-R-PBR35000 hat ein digitales Steuerungselement, das Temperatur, Sauerstoff, Licht und Dichte in einem Röhrensystem voller Algen reguliert. Dieses Röhrenmodul stellt den Photosyntheseanteil, und damit praktisch das Blatt einer Pflanze, der gesamten Anlage dar. Die Glasröhren sind unterhalb einer Lichtquelle horizontal versetzt angeordnet. Die Anlage im IGV ist etwa 700 Kubikmeter groß und umfasst 500.000 laufende Meter Röhren mit Algen, die nach einer Woche Wachstum bereits geerntet werden können.
Je nachdem welches Produkt der Kunde haben möchte, können verschiedene Algen eingesetzt werden. Das können Badezusätze oder Haarshampoo sein, Pastillen zur Nährstoffversorgung der menschlichen Haut, Pulver für Quark oder Fruchtsäfte im Bereich der Nahrungsergänzungsmittel ? oder ganz einfach: leckere Kekse. Die Algenzukunft hat in Bergholz-Rehbrücke bereits begonnen. Im Internet können Sie das Institut unter www.igv-gmbh.de besuchen.
roRo