Molkereien gegen Milchbauern
Landwirtschaft
Schmidt sauer auf Molkereien
Das Bundeskabinett hat am Mittwoch einen wichtigen Baustein für die Bauern beschlossen. Im Marktorganisationsgesetz wurde die rechtliche Grundlage für das 116 Millionen-Paket zur Milchmengenreduzierung geschaffen. Die Betriebe, die nach den letzten eineinhalb Jahren noch übrig geblieben sind, bekommen eine Liquiditätshilfe, sofern die Milchanlieferung nicht weiter wächst.
Ob allerdings das Mengenreduktionsprogramm den leichten Aufwärtstrend bei den Milchpreisen verursacht, wie Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt vermutet, ist fraglich. Seit Wochen suchen die Molkereien händeringend nach Milch. Die Sachsenmilch zahlt schon länger drei Cent Aufschlag, wer mehr Milch liefert und Edeka soll sich bei seinen Kunden entschuldigt haben, weil fetthaltige Milchprodukte wie Butter und Käse knapp geworden sind.
Die Landwirte haben offenbar die Kraftfuttermengen zurückgefahren. Die abgelieferte Milch hat zu wenig Fett. Die Land & Forst vermutet 25 Prozent weniger Rahm in der durchschnittlichen Wochenlieferung.
Nicht nur, dass das Reduktionsprogramm zu spät kommt – Schmidt hat nach dem Kabinett auch bedauert, „dass in der Milchbranche immer noch nicht überall die Erkenntnis zur Notwendigkeit von dringenden Strukturanpassungen vorhanden ist.“ Das kritisiert auch der Deutsche Bauernverband (DBV), dessen Milchpräsident Karsten Schmal dennoch nur an die Molkereien appelliert. Die Preiserholung von 15 Cent je kg seit dem 01. November sei zwar eine „beachtliche Preiserholung“, liege aber dennoch „spürbar unter dem derzeitigen Preisniveau für andere Milchprodukte.“ „Unsere Molkereistrukturen sind nicht befriedigend“, so Schmal. Es fehle gegenüber dem Lebensmittelhandel an Verhandlungsmacht, Finanzkraft, Innovationsfähigkeit, Innovationstätigkeit sowie Zugang zu attraktiven Märkten.
Eines hat Schmal vergessen: Es fehlt auch am Willen. Der Landesbauernverband Brandenburg bedauert, dass der Milchindustrie-Verband die von allen Seiten geforderte „Branchenorganisation Milch“ ablehnt. Die hätte für mehr Absatz und Innovation sorgen können. „Wenn der Milchindustrie-Verband in seiner Antwort argumentiert, dass jeder Verband für sich an den bekannten Problemen arbeiten könnte, kann ich das überhaupt nicht nachvollziehen“, kritisierte Bauernpräsident Henrik Wendorff die Molkereibranche. Brandenburg hat in diesem Jahr 60 Betriebe und 10.000 Milchkühe verloren.
Die deutlicheren Worte Wendorffs zeigen, dass er näher an den Bauern ist, als der Berliner Dachverband.
Roland Krieg