Monotonie des Grauens im Milchsektor

Landwirtschaft

Milch: Ende der Fahnenstange

Die aktuellen Zahlen des Europäischen Milk Boards (EMB) weisen bei Erzeugerpreisen von durchschnittlich 25,78 Cent und bei Produktionskosten bei über 44 Cent eine Unterdeckung der Kosten von einem Drittel auf. Das ist nicht nur ein deutsches Problem. In Dänemark fehlen 10 Cent in den Niederlanden sogar 14 Cent bis zur Kostendeckung. Das EMB beschreibt die Horrorzahlen als „Monotonie des Grauens im Milchsektor“.

Das MEG Milch Board belegt, dass die Erzeuger durchaus reagieren. Die Milcherzeugungskosten sind um einen Punkt im Milch Marker Index gesunken und haben den Stand aus dem Jahr 2015 erreicht. „Offenbar sind die Möglichkeiten der Kostensenkung – ohne grundsätzliche Änderung der Milchproduktion – von den Betrieben ausgeschöpft.“ Ganz im Gegenteil dazu sind die Milchpreise erneut gefallen und liegen aktuell um neun Prozentpunkte unter dem Wert von 2015.

Die Erzeugungskosten blieben vor allem im Süden unverändert. Im Norden und Osten konnten die Kosten um 0,60 Cent gesenkt werden. Die Situation ist unverändert. Berichten die Molkereien von sinkenden Anlieferzahlen, resultiert das überwiegend aus dem Stopp der Milchproduktion aufgebender Betriebe.

Der Monotonie folgte auch die Sonderagrarministerkonferenz der deutschen Landwirtschaftsminister, die ihre Tagung sogar nach Brüssel verlegt haben, um mit Agrarkommissar Phil Hogan direkt vor Ort Auswege aus der Milchkrise zu finden. Ein dramatisches Lehrstück – aber mit absehbaren Folgen. Weder Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt noch Hogan wollen politisch oder rechtlich eine neue Mengenregelung, die an die alte Quote erinnert. Dennoch machen sie die Überschussproduktion als Verursacher der Milchkrise aus. Allein in diesem Jahr sind in Deutschland zusätzliche 600.000 Tonnen Milch erzeugt worden.

Das Treffen in Brüssel endete ohne Beschluss. „In dieser existenziellen Lage für die Bauern ist das ein fatales Signal. Deutschland schafft es nicht, in dieser Krise auf der föderalen ebene mit einer Stimme zu sprechen“, wetterte Robert Habeck, Landwirtschaftsminister in Schleswig-Holstein. Rheinland-Pfalz hat sich im Falle schwerer Marktstörungen einer zeitlich befristeten und entschädigungslosen Mengenregelung verweigert, bedauert Dr. Till Backhaus, Vorsitzender der AMK aus Mecklenburg-Vorpommern. "Die Milchkrise ist noch längst nicht überwunden. Der Weltmarkt ist übersättigt, der Preis am Boden. Bis Ende des Jahres werden die Verluste in der Landwirtschaft auf etwa 5 Milliarden Euro anwachsen. Es muss gelingen die Milchmenge zu reduzieren. Dafür brauchen wir verbindliche Regelungen in ganz Europa.“ In Europa gibt es dafür allerdings keine Mehrheit, stellte Hogan fest. Auch in Deutschland nicht, wie die Abstimmung zeigte. Die AMK funktioniert nach Einstimmigkeit.

Das Ergebnis war absehbar. Landwirtschaftsminister Volker Wissing (FDP) in Rheinland-Pfalz hatte zuvor deutlich gemacht, dass er sich nicht gegen Hilfen verschließt. „An erster Stelle muss es darum gehen, Krisen zu verhindern“, sagte er in einem Interview mit der „Agrarzeitung“ aus der letzten Woche. Und dafür gebe es nach wie oe kein nachhaltiges Konzept. „Die Vorschläge des BMEL empfinde ich als nicht ausgereift.“ Das Geld für die Fahrt nach Brüssel hätten sich die Länder sparen können.

Roland Krieg

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