Mykotoxinbericht Brandenburg vorgestellt

Landwirtschaft

Brandenburg kommt gut weg

> Mykotoxine sind Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen, die sowohl für den Menschen als auch für Tiere giftig sein können. Angeschimmelte Lebens- und Futtermittel sollen nicht mehr weiter verwendet werden. Natürlicherweise entstehen Pilze in regnerischen und feuchten Jahren, wie es 2002 eines gewesen ist. Allerdings begünstigt auch der Mensch die Pilzbildung. Ein steigender Anteil Getreide in der Fruchtfolge, Mais als Vorfrucht vor Winterweizen oder eine nichtwendende Bodenbearbeitung fördern den Pilzbefall im Feld. Allerdings führt auch ein verbessertes Analyseverfahren zur früheren Entdeckung von Pilzen. Da Schimmel meist nur nesterweise auftaucht, ist eine Beprobung gar nicht so einfach, wie Dr. Marina Müller vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschafts- und Landnutzungsforschung (ZALF) feststellt. Schimmelproben sind praktisch Mischproben aus Mischproben, damit über eine größere Zufallspartie Schimmel festgestellt werden kann.
Sie stellte zusammen mit Dr. Wilfried von Gagern vom Landesamt für Verbraucherschutz, Landwirtschaft und Flurneuordnung den Mykotoxinbericht des Landes Brandenburg auf der Grünen Woche vor. Er kann auf der Internetseite des Landwirtschaftsministeriums eingesehen und heruntergeladen werden (www.mluv.brandenburg.de). In den Jahren 2000 bis 2003 wurden mehr als 1000 Proben analysiert. Für Brotgetreide, Getreideerzeugnisse, Brot und Feinbackwaren wurden wiederholt Höchstwerte von acetylierten Deoxynivalenol festgestellt, dass von den Pilzen Fusarium graminearum und F. culmorum stammt. Allerdings liegt der Mittelwert aller positiv getesteten Proben immer unter den aktuellen Grenzwerten, die von der EU festgelegt sind.
Im Gegensatz zur bundesdeutschen Gesamtsituation zeigen sich die Kontrolleure zufrieden. Die Belastung in Brandenburger ist sehr gering. Feuchte Jahre wie 2002 treffen dann auch Ökolandbau und konventionelle Landwirtschaft gleichermaßen. Keine Landwirtschaft ist mit eindeutigen Vorzüge ausgestattet, die Belastung durch Mykotoxine zu verringern, sagt DR. Müller. In den durchgeführten Proben zeigte sich jedoch Getreide aus dem Ökolandbau insgesamt weniger oft und in der Intensität geringer belastet. Der Bericht führt das auf den Verzicht von Mais als Vorfrucht zurück, der ein hohes Potenzial an Fusarien in den Boden bringt, und auf die grundsätzlich wendende Bodenbearbeitung mit Pflug. Dr. von Gagern zeigt sich optimistisch, dass die laufende Agrarreform die Getreidefruchtfolgen auflockern wird, weil sie für die Bauern Anreize schafft, auch andere Produkte anzubauen.
Proben, die über dem Grenzwert liegen dürfen nicht mit unbelasteten Partien vermischt werden, um den ermittelten Wert wieder zu reduzieren. Die Chargen werden aus dem Verkehr genommen und gelangen oft in die Verbrennung zur Gewinnung von Biogas.

Ein Problem bleibt der Umgang mit Grenzwerten, der auch bereits am 24.01. Thema auf dem ErlebnisBauernhof gewesen ist. Verbraucher neigen oft dazu, bei Überschreitung eines Grenzwertes die entsprechenden Produkte sofort ?fallen zu lassen?. Das Erreichen eines Grenzwertes stellt dabei nur einen ?Alarmwert? dar, der ein Signal gibt, näher hinzuschauen. Trotz einiger weniger Grenzwertüberschreitungen konnten die Kontrolleure ?keine auffälligen Häufungen hinsichtlich der Herkunft oder der Produktion? des Produktes herausfinden.
Die behördlichen Kontrolleure sehen sich trotz knapper Mittel- und Personalausstattung als übergeordnete Kontrolle. Dr. von Gagern will bei den Eigenkontrollen der Industrie weiterhin den Daumen drauf halten. Dort seien die Kontrollen nicht immer so ausgelegt, wie es die Behörde gerne hätten. Die Ergebnisse der Ämter ?sind auch justiziabel?. Den Bauern werden Befalls-Prognosen und Informationen über Feldtage, Fachseminare und durch die örtliche Bauernzeitung zur Verfügung gestellt. Dieses Datenmaterial kommt auch aus den Ämtern.

roRo

[Sie können sich alle bisherigen Artikel zur Grünen Woche im Archiv mit dem Stichwort ?IGW 2005? anzeigen lassen.]

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