Mysterium Blauzungenkrankheit

Landwirtschaft

Ausbreitung auch noch im Oktober

Als die Blauzungenkrankheit das erste Mal in Mitteleuropa auftrat, gingen alle noch davon aus, dass mit den sinkenden Temperaturen, die für den Menschen ungefährliche Krankheit schnell wieder verschwindet. Der Oktober ist aber doch noch einmal sehr warm geworden und die Krankheit breitet sich aus den Benelux-Ländern weiter ostwärts aus.

Niedersachsen und Hessen
Nach weiteren Fällen in den Niederlanden und NRW hat Niedersachsen seit dem 10. Oktober „größere Teile“ des Bundeslandes als Beobachtungsgebiet ausgewiesen. Dort gibt es Sonderregelungen für den Transport der großen und kleinen Wiederkäuer.
Gleichzeitig wurde ganz Hessen vom Ministerium in Wiesbaden zum Restriktionsgebiet erklärt und eine Woche später weitere Landkreise bis nach Marburg-Biedenkopf zum 20 - Kilometer-Kerngebiet um einen Ausbruchsort erklärt. Hier dürfen die Tiere gar nicht mehr transportiert werden.

Blauzungen-Serotyp 8
Während die Blauzungenkrankheit rund um das Mittelmeer auch in der EU nicht unbekannt gewesen ist, haben Analysen der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) mittlerweile den vorher in Europa unbekannten Serotyp 8 ausfindig gemacht. Zwar sind die Daten der ersten klinischen Anzeichen gut dokumentiert, aber wie die erste Infektion stattgefunden hat, bleibt weiterhin unklar. In der letzten Woche wurde der aktuelle Stand von der EFSA veröffentlicht: 945 Fälle sind dokumentiert. Davon 372 in Belgien, 5 in Frankreich, 322 in Deutschland und 246 in den Niederlanden. Die befallenen Herden bestanden ausschließlich aus Schafen oder Rindern. Die Datenerhebung beschreibt nur die Sachlage und lässt allerdings keine Gründe für diese Ausbreitung erkennen.
Die EFSA befürchtet, dass mehr Tiere von der Blauzungenkrankheit betroffen sind, als offiziell erfasst. Das könne daran liegen, dass einzelne Tiere keine klinischen Merkmale aufweisen oder diese wieder verschwinden, bevor die Bauern es bemerkt haben. Möglicherweise werden Erkrankungen auch nicht gemeldet, weil mit der Feststellung des Ausbruchs Transporteinschränkungen hingenommen werden müssen.

Mehr Fragen als Antworten
Ob während des warmen Oktobers allerdings auch noch die Überträgermücken unterwegs gewesen sind, oder ob möglicherweise auch andere Vektoren wie der Handel in Frage kommen, die Blauzungenkrankheit auszubreiten – danach erkundigte sich Herd-und-Hof.de bei der EFSA:
So werden die Mücken weiterhin als Hauptvektor für die Übertragung der Blauzungenkrankheit in Mitteleuropa betrachtet. Die EFSA erwartet, dass mit sinkenden Temperaturen die Infektionsrate zurückgeht, aber dass im nächsten Frühling diese wieder ansteigen wird. Um überhaupt mehr Daten über die epidemiologische Verbreitung zu erhalten, läuft ein Überwachungsprogramm, dass diese Fragen beantworten soll. Durchgeführt wird das Monitoring durch die Abteilung Tiergesundheit.

Aktuelle Informationen:
Niedersachsen: www.tierseucheninfo.niedersachsen.de/master/C1535821_L20_D0.html
Hessen: Das Hessische Ministerium für Umwelt, ländlichen Raum und Verbraucherschutz hat eine Telefonhotline zur weiteren Information eingerichtet. Von Montags bis Freitags ist sie zwischen 08:00 und 17:00 Uhr unter 0611 / 815 4444 erreichbar
EFSA:
www.efsa.europa.eu/en/in_focus/bluetongue/outbreak_overview.html

roRo

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