Nachhaltige Angelfischerei
Landwirtschaft
Hand in Hand für eine nachhaltige Angelfischerei
Die Ergebnisse aus fünf Jahren praxisorientierter Forschung zu Fischbesatz und seinen Alternativen sind Inhalt eines kürzlich in der Schriftenreihe „Berichte des IGB“ erschienenen Buches mit dem Titel „Hand in Hand für eine nachhaltige Angelfischerei“.
In transdisziplinärer Zusammenarbeit mit 18 Angelvereinen und zwei niedersächsischen Angelverbänden wurden in einem völlig neuartigen Forschungsansatz, der auf Integration von Praxiswissen und wissenschaftlichen Erkenntnissen rund um die fischereiliche Hege ausgelegt war, Empfehlungen für das praktische Fischereimanagement erarbeitet. In dem 200-seitigen Buch wird unter anderem ausgeführt, dass eine nachhaltige Angelfischerei Nutzung und Schutz von Fischen und Gewässern vereint. Insbesondere beim Umgang mit der ambivalenten Managementpraxis Fischbesatz gibt es jedoch Verbesserungspotenziale. Mit Fischbesatz ist das einmalige oder wiederholte Einsetzen von gezüchteten oder in der Natur gefangenen Fischen in befischte Gewässer gemeint. Dies ist eine gängige Bewirtschaftungspraxis in Angelvereinen, die unter anderem durch regelmäßigen Besatz ihrer Hegeverpflichtung nachkommen. Fischbesatz muss jedoch nicht zwangsläufig erfolgreich sein und zur Bestandssteigerung beitragen. Überdies gibt es einige relevante ökologische und ökonomische Risiken und Nebenwirkungen, die mit nicht fachgerecht durchgeführtem Besatz einher gehen können. In dem Projekt Besatzfisch hat ein Team von Nachwuchswissenschaftlern vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) und der Humboldt-Universität zu Berlin unter der Leitung von Prof. Dr. Robert Arlinghaus erstmals den Fischbesatz in der hiesigen Angelfischerei aus einer disziplinübergreifenden Perspektive untersucht. Das Besondere an dem Projekt war, dass die Fischereiforscherinnen und -forscher die Angelvereine als lokale Experten und wichtige Gewässerpfleger aktiv in die Forschungsarbeiten einbezogen haben. Durch wurde ein gemeinsames Lernen im Sinne einer nachhaltigen Angelfischerei ermöglicht. „Unser übergeordnetes Ziel war es, die Wechselwirkungen zwischen Mensch und Natur am Beispiel der angelfischereilichen Nutzung von Gewässern zu untersuchen. Als zentrales Nachhaltigkeitsthema haben wir die Rolle und Bedeutung von Fischbesatz untersucht. Dabei wurde stets der Ansatz verfolgt, dass Forschung für Nachhaltigkeit unbedingt auch Forschung in der Praxis für die Praxis sein sollte“, so Robert Arlinghaus, Leiter des Forschungsteams und Professor für Integratives Fischereimanagement an der Humboldt Universität zu Berlin.
Robert Arlinghaus fasst eine Kernerkenntnis der Forscher in zwei Sätzen zusammen: „Nur wenn die Reproduktion der Fische stark eingeschränkt ist, oder sogar fehlt und diese nicht kurzfristig über die Revitalisierung der Habitate gesteigert werden kann, ist Fischbesatz die Hegemethode der Wahl. In allen anderen Fällen ist eine Regulierung der Befischung oder die Aufwertung der Lebensräume fischereilich gesehen erfolgversprechender und sozial und wirtschaftlich zu bevorzugen“.
Lesestoff:
Die Publikation „ Hand in Hand für eine nachhaltige Angelfischerei“ ist in der Reihe Berichte des IGB erschienen (Heft 28/2015). Die Publikation kann kostenlos unter www.besatz-fisch.de oder www.igb-berlin.de heruntergeladen werden.
Gesine Wiemer (Forschungsverbund Berlin)