Nachhaltige Infrastrukturen stärken
Landwirtschaft
Forschungsprojekt ?Die Versorgung der Bevölkerung?
> Eine Milliarde Menschen ohne sauberes Trinkwasser, Wüsten dehnen sich aus und täglich verhungern 25.000 Kinder. Vor diesem Hintergrund stellte die UNO letzte Woche den Weltbevölkerungsbericht vor, der mit einem Anstieg auf 8,9 Milliarden Menschen bis 2050 alles andere als eine ermutigende Perspektive verspricht.?Doch eine Analyse rein quantitativer Aspekte der Bevölkerungsentwicklung ist unzureichend, um die Bedeutung von Bevölkerungsveränderungen tatsächlich verstehen zu können?, sagt Dr. Diana Hummel, Projektleiterin des Forschungsprojektes ?Die Versorgung der Bevölkerung?, in dem Nachwuchswissenschaftler des Instituts für sozial-ökologische Forschung (www.isoe.de) und der Goethe- Universität Frankfurt am Main gemeinsam arbeiten.
Komplexe Zusammenhänge
Der Zusammenhang von Bevölkerungsveränderungen und Problemen in der Versorgung mit Wasser, Energie, Nahrung oder Verkehrsinfrastrukturen verdeutlicht, dass die rein zahlenmäßige Betrachtung der Bevölkerungsentwicklung zu kurz greift. ?Es ist zwar nicht unerheblich, wie viele Menschen Versorgungssysteme in Anspruch nehmen. Doch diese Versorgungssysteme stehen nicht nur in Abhängigkeit von quantitativen demographischen Veränderungen wie einer Bevölkerungszunahme oder -schrumpfung, sondern sind auch abhängig von der Unterscheidung einer Bevölkerung nach Alterszusammensetzung, Haushaltsformen, sozialem Status und Lebensstilen bzw. Konsumgewohnheiten?, erläutert Diana Hummel. Die Vorstellung ?Mehr Menschen = mehr Umweltbelastung? und der Umkehrschluss ?Weniger Menschen = geringere Umweltbelastung? sei zu einfach gedacht. Um die komplexen Probleme der weltweit sehr unterschiedlichen Bevölkerungsveränderungen verstehen zu können, müssen qualitative und quantitative Betrachtungsweisen miteinander verknüpft werden.
Aus Sicht der Wissenschaftler ist nicht die Bevölkerungsentwicklung allein das Problem, sondern die fehlenden Anpassungskapazitäten der Versorgungssysteme an demographische Veränderungen. So komme erst allmählich auch in den Industrieländern ins Bewusstsein, dass der demographische Wandel in Form von Geburtenrückgang, Alterung der Gesellschaft, Migration und Bevölkerungsschrumpfung nicht nur Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt oder die sozialen Sicherungssysteme habe, sondern in starkem Maße auch Folgen für die Infrastruktursysteme mit sich bringe. Beispiele hierfür sind Regionen wie Ostdeutschland (s. Herd-und-Hof.de vom 23.08.2004) und das Ruhrgebiet: Bildungs- und Sozialeinrichtungen werden geschlossen, ganze Häuserblocks werden aufgrund von Leerstand abgerissen. Auch die Wasserver- und -entsorgung wird hier mittelfristig betroffen sein, da die bestehenden Kapazitäten für Kanalisation, Kläranlagen oder Verteilungsnetze vielfach überdimensioniert sind. ?Unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit ist hier ein differenzierter Umgang mit Schrumpfungsprozessen notwendig, auch um Fehlinvestitionen in Milliardenhöhe vermeiden zu können?, erklärt Diana Hummel.
roRo