Nachhaltigkeits-ABC für Friedrich
Landwirtschaft
BÖLW: Gentechnik ist noch nicht vom Tisch
90 Jahre Demeter sind 90 Jahre Ökolandbau. Demeter ist mehr als nur ein Ökoanbauverband. Demeter hat im letzten Jahr mit einem Wachstum von 16 Prozent doppelt so viel zugelegt, wie die Biobranche insgesamt. Nach Vorstand Alexander Gerber hat das seinen Grund: „Die Liebe zum Produkt stellen wir in den Mittelpunkt.“ Während die Wirtschaft erst in den letzten Jahren die Ethik entdeckt, leiten ethische Aspekte die „Biologisch-dynamischen“ bereits seit 90 Jahren. Vier Jahre nach der Gründung wurden 1928 die ersten Anbauempfehlungen festgelegt, die Grundlage für eine Zertifizierung wurden.
90 Jahre Demeter
Zum 90. Geburtstag durfte der Verband auf der
Bilanzpressekonferenz des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) stellvertretend
für den Ökolandbau die Vorzüge präsentieren. Die Viehhaltung gehört zu einem
Demeter-Bauernhof verpflichtend dazu, um geschlossene Kreisläufe aufzubauen. Demeter-Milchviehbetriebe
bringen nach einer Studie der TU München durch ihre Wirtschaftsweise rund 200
Kilogramm Kohlenstoff pro Jahr in einen Hektar Erde. Der Kohlenstoff ist
Voraussetzung für die Bildung von Humus. Ein Marktfruchtbetrieb hat noch eine
ausgeglichene Kohlenstoffbilanz, während ein konventioneller Marktfruchtbetrieb
jährlich rund 150 Kilogramm Kohlenstoff aus dem Boden abbaut. Gerber hält den
Anbau nach Demeter für die beste Lösung, mit den Zukunftsproblemen fertig zu
werden.
Doch die Demeterbauern leiden unter den gleichen
Problemen, wie die anderen Ökobauern: Die politischen Rahmenbedingungen
strangulieren die ökologische Landwirtschaft.
300 Euro Ökoförderung pro Hektar
Vor allem das Erneuerbare Energien Gesetz macht den
Biobauern zu schaffen. Mit Mais und Biogas ist mehr Geld zu verdienen als mit
der Ökolandwirtschaft. Aus diesem Grund wächst der Ökolandbau derzeit nur
langsam undeinzelne Betriebe stellen wieder auf die konventionelle Produktion
um. Jan Plagge vom BÖLW-Vorstand fordert daher die Anhebung der Regelförderung
für den Ökolandbau von 180 auf 300 Euro je Hektar. Auch der Forschungsbereich
sei beim Ökolandbau defizitär. Dabei setzt die deutsche Eiweißstrategie auf
Leguminosen, die im Wesentlichen nur noch im Ökoanbau angebaut werden. Das
Förderproramm für den Ökologischen Landbau soll um vier Millionen auf 14
Millionen aufgestockt werden. Im Vergleich erhalte die Biotechnologie eine
Förderung von zwei Milliarden Euro, so Plagge. Die neue Koalition und vor allem
der neue Agrarminister Hans-Peter Friedrich habe viel zu tun. So müsse das EEG
auf Reststoffe, Kleegras und Luzerne hin reformiert werden.
Der BÖLW hat ein umfangreiches ABC von „Agrarreform“
bis „Zukunftsbranche Ökologische Lebensmittelwirtschaft“ als Arbeitsaufgabe für
den neuen Minister aufgeschrieben [1].
Gentechnik
Fast wäre es um die Gentechnik in den letzten Jahren
ruhig geworden. Noch an diesem Freitag heizt sich die Debatte wieder auf und
der Bundestag wird über Maislinie 1507 abstimmen [2].
BÖLW-Vorsitzender Felix Prinz zu Löwenstein ärgert
sich, weil sich die Branche wieder mit diesem „unnützen Thema“ beschäftigen
muss. Die Koalition bräuchte der ablehnenden Haltung von CSU und SPD bloß
folgen.
Bertram Brökelmann, Inhaber der gleichnamigen Öl-Mühle
in Hamm, verarbeitet täglich rund 500 Hektar Raps zu Speiseöl und verkauft es
innerhalb Deutschlands, Europas und nach Israel und China. Die konventionelle
Ölmühle kann sich international durchsetzen, weil die Kunden immer wieder auf
das gute Öl aus Hamm zurückkommen. Die verwendeten Grundstoffe haben eine hohe
Qualität und sind frei von gentechnischen Veränderungen. Mit gentechnikfreier
Ware könne das meiste Geld verdient werden, so Brökelmann und verrät aus seinem
Bestellbuch, dass selbst die deutschen Discounter nach GVO-freier Ware fragen.
Das gilt neben Raps auch für das wertvolle Maiskeimöl.
Lesestoff:
[1] Die „To-do-Liste für die Legislativperiode 2013 bis 2017 finden Sie unter www.boelw.de
[2] Mais 1507: Ausschuss statt Abstimmung:
Roland Krieg; Foto: roRo
[Sie können sich alle Artikel über die diesjährige Grüne Woche mit dem Suchbegriff „IGW-14“ anzeigen lassen]