Nasse Äcker

Landwirtschaft

Große Probleme im Ackerbau

Den Norden hat es am schlimmsten getroffen. Doch auch die Mitte Deutschlands ist von nassen Feldern geprägt, schreiben verschiedene Autoren in den aktuellen DLG-Mitteilungen. Vielfach wissen Landwirte gar nicht, wo sie anfangen sollen. In Norddeutschland gab es bereits seit 2011 niederschlagsreiche Sommer. Zusammen mit fünf mild-nassen Wintern haben die Feldarbeiten tiefreichende Verdichtungen und Erntespuren hinterlassen. Oft haben defekte Drainagen oder nicht gepflegte Vorfluter für die Seen gesorgt, die jetzt noch auf den Feldern stehen.  

Entweder konnte keine Winterkultur ausgesät werden oder die Saat hat lediglich schwache Wurzeln entwickeln können. Die schlecht ausgebildeten Wurzelsysteme müssen mit wenig Tiefgang die Nährstoffaufnahme leisten, nasskalte und nach dem Abtrocknen verkrustete Böden haben eine stark eingeschränkte Erwärmung und Nährstoffdynamik. Wenn das Frühjahr trocken wird, leiden die Pflanzen mit schlecht ausgebildeten Wurzeln schnell unter Trockenheit.

Trotz allem: Landwirte sollten nicht zu früh auf die Felder fahren. Die Böden müssen ausreichend abtrocknen. Verschlämmte Strukturen müssen aufgerissen werden und die Frühjahrsdüngung sollte stärker ausfallen. Den Schwefel nicht vergessen.

Der Einsatz eines Striegels kann die Erwärmung verbessern. Vor allem ebene Böden mit einem hohen Schluff- und Feinerdeanteil sind aufgeschwemmt und bilden eine oberflächige Kruste. Das Getreide sollte dabei noch in der Bestockungsphase sein. Dann befindet sich der Vegetationskegel noch geschützt unterhalb des Erdbodens. Beim Raps befindet er sich in exponierter Lage. Da sollte keine Bodenbearbeitung mehr erfolgen. Die zügige Erwärmung setzt die mikrobiellen Aktivitäten im Boden in Gang und mobilisieren Stickstoff und Schwefel für die Pflanzen.

Solange letzteres noch nicht stattfindet, muss der Landwirt für eine ausreichende Pflanzenernährung sorgen. Sind die Blätter noch intakt, kann eine Blattdüngung erfolgen. Wichtig: Flüssigdünger sollten auch ausreichend Schwefel enthalten. Raps braucht etwa ein Kilo Schwefel pro Hektar, um fünf Kilo Stickstoff umsetzen zu können. Bleiben die Böden noch nass und kalt kann das Feld nicht befahren werden. Dann muss ein Drittel der Startgabe als Nitrat erfolgen. In diesem Jahr kann sie auch 20 bis 30 kg höher ausfallen, um das schlechte Wurzelwerk auszugleichen. Spätere Gaben müssen aber reduziert werden.

Schwere Böden können meist nur von oben her abtrocknen. Kann das Wasser nicht nach unten abziehen heißt Abtrocknen Verdunstung. Im Januar verdunsteten lediglich 0,5 mm pro Tag also nur 15 mm im Monat. Im März werden durchschnittlich ein mm pro Tag verdunstet – solange es nicht nachregnet. Für die Bearbeitung der Sommerung sollte die nutzbare Feldkapazität auf 70 Prozent abgetrocknet sein. Bei leichten Böden eine, bei schweren Böden zwei Wochen vor der Bodenbearbeitung.

Auf einigen Flächen stehen in tiefen Fahrspuren noch Maisstoppeln. Die Verlockung, mit dem Pflug „reinen Tisch“ zu machen ist groß, aber nur halb umgedrehte Stoppeln behindern die Wurzelentwicklung der Sommerung. Die nassen Bedingungen befördern einen Pilzbefall. Zur Beseitigung der Erntespuren muss eine tiefe Furche erfolgen. Ist die Krume nicht durchgetrocknet, dann schmiert der Pflug im feuchten Boden und der Pflug wendet im Herbst den verdichteten Boden nur noch. Ist der Boden nass und nicht schüttfähig, sollte eine Pflugfurche unterbleiben.

Was passiert mit dem Überschusswasser?

Die nutzbare Feldkapazität (nFK) ist die Differenz zwischen dem Wassergehalt der Böden bei Feldkapazität und dem Welkepunkt. Die nFK wird in einer Kurve beschrieben und gibt den Wasservorrat in einem Boden an, der von den Pflanzen genutzt werden kann. In Sandböden mit feinen Poren ist die nFK kleiner als bei schweren Böden. Mit einer Bodenbearbeitung kann das Bodengefüge verbessert werden, so dass verfügbares Wasser vor allem in Tonböden durch sekundäre Grobporen verbessert werden kann.

Ein voll gesättigter Boden hat eine nFK von 100. Das heißt in einem Kubikmeter leichtem Boden sind 100 Liter Wasser vorhanden. Ein schwerer Boden kann bis zu 240 Liter Wasser aufnehmen. Um die nFK für einen trockenen Boden zu erreichen, müssen 100 bis 240 mm Niederschlag fallen.

Fällt weiterhin Regen, muss sich das Wasser verlagern. Die Wassersäule wandert in die Grobporen und zieht nach unten ab. Die Wissenschaftler sprechen dann von einer „Perkolation.“ Die Sickergeschwindigkeit auf schwerem, aber noch durchlässigen Boden beträgt mindestens einen Zentimeter pro Tag. Auf leichten Standorten kann der Wert um das zehnfache höher liegen.

Solange Böden „durchlässig“ sind, steht niemals Wasser auf der Erdoberfläche, das nicht einsickern kann. Funktionierende Drainagen ziehen bis zu fünf mm Regen pro Stunde weg. Das bedeutet: Auf einem gut bearbeiteten schweren Boden mit funktionierender Drainage, sind 40 mm Regen nach einem Tag nicht mehr zu sehen.

Roland Krieg

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