Naturlich Estland

Landwirtschaft

Estland: Kulinarisch, kulturell und ein Urlaubsziel

Estland ist Partnerland der diesjährigen Grünen Woche in Berlin. Seit 20 Jahren ist das Land dabei, durfte aber wegen Zulassungsbeschränkungen bei Lebensmitteln zunächst nur mit Souvenirs aus Holz ausstellen. Heute bietet das Land seine gesamte kulinarische und kulturelle Breite und hat seinen Stand von 40 auf 450 Quadratmeter vergrößert.

Als Zeichen der besonderen Verbundenheit zu Deutschland präsentiert Estland mit dem Restaurant „Olde Hansa“ die alte Verbindung im neuen Stil.

Die Esten betreiben das „Greening“ von Natur aus: 50 Prozent der Landesfläche ist Wald, 20 Prozent Moor und nur 20 Prozent werden landwirt-schaftlich genutzt. Wildfleisch, Beeren und Pilze sind demnach weit verbreitete Naturprodukte, die in der Halle 8.2 auch verkostet werden können. Mehr als 10.000 Elche, rund 600 Bären runden die Speisekarten der Esten ab. Dennoch nimmt der Anteil von Wild nur fünf Prozent des Fleischkonsums ein.

Das Land mit der Kornblume hat eine Erfolgsgeschichte auf dem Milchsektor hinter sich. Lag der durchschnittliche Milchertrag 1990 bei 4.0000 Liter pro Kuh und Jahr, sind es heute bereits 7.500 Liter. Die starke Veredlungswirtschaft punktet mit probiotischem Joghurt.

Obwohl der landwirtschaftliche Anteil am Bruttosozialprodukt mit gerade einmal drei Prozent klein ist, entwickelt sich der Sektor kontinuierlich weiter. Landwirte fühlen sich durch die saubere Natur zur Ökoproduktion inspiriert. Gab es 2007 nur 81.000 Hektar Ökofläche und nur 1.211 Ökobauern, bewirtschaften heute 1.553 Ökolandwirte rund 153.000 Hektar. Bei 1,2 Millionen Einwohnern.

Verdoppelt haben sich auch die Getreideerträge auf 3,5 Tonnen pro Hektar. Das kleine Land ist exportstark und weist bei Fisch, Milch, Getreide und Schweinefleisch mit 600, 170 und jeweils 110 Prozent einen hohen Selbstversorgungsgrad auf. Etwa ein Drittel der produzierten Nahrungsmenge wird exportiert. 2007 hatten die Exporte einen Warenwert in Höhe von 288 Millionen Euro, heute sind es bereits 410 Millionen Die Hälfte davon für Milch und Milchprodukte.

Importbedarf besteht bei Geflügelfleisch, Gemüsen und Obst.

Das Küstenland hat eine traditionelle Fischerei. 2012 wurden 120.000 Tonnen Fisch exportiert, was rund 176 Millionen Euro Umsatz brachte. Der Fisch überschreitet die Grenze zu zwei Drittel verarbeitet und tiefgefroren. Barsche und Aal kommen aus den zahlreichen Binnengewässern. Mit 3.511 Quadratkilometer ist die Binnenwasserfläche dreimal so groß wie der Bodensee. Am Vörtsjärv-See sitzt Europas größte Aalfarm.

Estland nutzt den Auftritt bei der Grünen Woche, um für seinen Handel zu werben. Der estnische Landwirtschaftsminister Helir-Valdor Seeder beklagt, dass Deutschland als Europas größte Wirtschaftsregion nur auf dem 5. Handelsplatz der Esten steht „Weniger geht nicht.“ Die Esten können vor allem mit Biofutter, Biogetreide und Käsespezialitäten punkten.

Deutschland liegt mit Schweden und Dänemark mit jeweils vier Prozent Anteil am Außenhandel auf tfünf. Das meiste geht nach Finnland und Russland (jeweils 19 Prozent), gefolgt von den anderen baltischen Handelspartnern Lettland und Litauen (17 und 11 Prozent). Ähnlich verhält es sich bei den Importen, nur Russland fällt als Beschaffungsmarkt weg.

So weit auseinander sind Essgewohnheiten zwischen Esten und Deutschen nicht. Roggenbrot, Haferflocken, geräucherte Scholle sowie Schweinebraten mit Sauerkraut, sowie Quark und Bier stehen auf beiden Tischen.

Über die Kulinarik wollen die Esten mehr deutsche Touristen in das Land locken. Die Altstadt von Tallinn ist Weltkulturerbe und mehr als 1.000 Bauernhöfe laden zum Urlaub auf dem Bauernhof mit traditionellen Dorfessen. Derzeit übernachten rund 100.000 Deutsche in Estland. Seeder hat die Zielmarke von einer Million Übernachtungen ausgegeben. So viele Gäste kommen jährlich aus Finnland herüber.

Roland Krieg; Fotos: roRo

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