Neu zum Jahresbeginn

Landwirtschaft

Start ins Jahr 2020

Glück sparsam verwenden

Neu ist die Warnung nicht, aber sie kommt aus berufenem Mund. Im Weihnachtsinterview warnte Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble davor, das Klimapaket „den Menschen als soziale Wohltat zu verkaufen.“ Klimaschutz gibt es nicht zum Nulltarif, Heizen und Tanken würden teurer. Die Umstellung auf den Klimaschutz wird das Leben verändern. „Sicher ist es ein großes Glück, einfach mal auf die Malediven zu fliegen oder Venedig zu besuchen. Aber künftig sollten wir von diesem Glück sparsameren Gebrauch machen“, sagte er im Interview mit Neuen Osnabrücker Zeitung. Die Bundesbürger haben in ihrer Geschichte „viel größere Herausforderungen bewältigt.“

Den Satz „Klimaschutz gibt es nicht zum Nulltarif“ hat auch die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zum Jahresende geprägt. Ebenfalls verweist die Partei auf bevorstehende fundamentale Veränderungen. Die Bundestagsabgeordnete Anja Hajduk versteht darunter aber eine „kluge“ und „gerechte Haushaltspolitik“ und fordert grüne Investitionen statt schwarzer Null, damit neue Geschäftsmodelle „als Motor des Wandels“ Ökonomie und Ökologie in Einklang bringen.

Die Farben der Null

Dem Kölner Pädagogen Heinrich Welsch (1848 bis 1935) wurde mit der Figur des Lehrer Welsch im Karnevalslied „En d´r Kaygass Nummero Null“ ein Denkmal gesetzt. Er gab benachteiligten Arbeiterkindern eine Ausbildungschance. „Dreimol Null es Null es Null“ ist die auch außerhalb des Rheinlands bekannteste Liedzeile des Schlagers. Schon älter ist die Farbenlehre Goethes, der Farben als Mischung aus „Hell“ und „Dunkel“ beschrieben hat. Demnach könne die Summe aller Spektralfarben niemals weiß ergeben. Die bundesdeutschen Finanzminister lieben die Vermischung von Goethe und Welsch. Für sie ist die Null ein Farbspektrum. Sie negieren, dass die Summe aller negativen und aller positiven Zahlen Null ergibt. Sie waren nicht bei Lehrer Welsch in der Klasse. Sie verstehen unter der Ziffer Null eine nicht exakt beschriebene Bandbreite, die lediglich um den Nullwert schwankt. Mit dem Begriff „schwarze Null“ verteidigt Finanzminister Olaf Scholz jeden Angriff auf seinen ausgeglichenen Haushalt 2020. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat in seinem letzten Konjunkturbericht 2019 ein Absinken des Bruttosozialproduktes im vierten Quartal um 0,1 Prozent vermeldet. DIW-Konjunkturchef Claus Michelsen kommentiert: „Stand jetzt können wir allenfalls auf eine rote Null hoffen.“

Das Zitat zum Neuen Jahr

Die Zeiten in denen ein Ministerium allein eine Strategie vorgelegt hat sind vorbei. Vor Julia Klöckner hat es bereits eine Reihe an „Ackerbaustrategien“ gegeben. So tritt Pflanzenbau-Redakteur David Benzin in der Bauernzeitung zu Jahresanfang an alle Mitreisende für das Jahr 2020 mit den Worten heran: „Noch jemand ohne Ackerbaustrategie?“

Wolke Herausforderungen 2020

Herausforderungen Agrarbranche

Die Internationale Grüne Woche bietet erstmals mit zwei Bauerndemonstrationen genug Themen, um die politische Ebene auf dem Messegelände in Berlin besonders zu unterstreichen. Der Deutsche Bauernverband (DBV) bezeichnet die Stimmungslage in der Landwirtschaft als „zum Jahresende ausgesprochen angespannt“. Die Innovationsbereitschaft sei so niedrig wie schon lange nicht mehr. Vom Insektenschutz bis zur Düngeverordnung sind praktische Auswirkungen zu erwarten, die Senkung der Mehrwertsteuer auf die Dürreversicherung erleichtert das Risikomanagement. Der DBV hat die steuerlich begünstigte Risikorücklage noch nicht aufgegeben. Mit der EEG-Novelle rückt die Bioenergie einmal mehr in den Fokus und im Rahmen der Erneuerbare-Energie-Richtlinie II geht es um nachhaltige Biokraftstoffe aus heimischer Produktion. Die Blicke auf die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) und den Mehrjährigen Finanzrahmen (MFR) der EU sind noch ziemlich unklar. 

Nutzviehbestände

Die Nutzviehbestände sind im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen. Eine Trendwende für 2020 ist nicht in Sicht. Zum Stichtag 03. November hat das Statistische Bundesamt (Destatis) 25,9 Millionen Schweinen zwei Prozent und 519.200 Tiere weniger gezählt als im Vorjahr. Am meisten ging die Zahl der Mastschweine, aber auch  zurück, es gab aber auch weniger Ferkel, Jungschweine und Zuchtsauen. Ebenfalls gesunken ist die Zahl der Rinder mit 2,5 Prozent und 300.000 Tiere auf 12,3 Millionen Tiere sowie die Zahl der Schafe mit 1,2 Prozent und 19.000 Tiere auf 1,6 Millionen.

Butter

Ohne Medienrummel hat Lidl die Weihnachtsbutter zu einem Preis von 1,11 Euro angeboten. Die Schockpreise aus dem Jahr 2018 von zwei Euro sind weit entfernt.

US-Rindfleisch

Ab diesem Jahr dürfen die USA nach Einigung mit der EU mehr US-Rindfleisch mehr Qualitätsfleisch ohne Antibiotika in der Fütterung einführen. Die Menge wird den anderen Ländern abgezogen, so dass die Importmenge mit 45.000 Tonnen gleich bleibt. Die USA starten in diesem Jahr mit einer Quote von 18.500 Tonnen, die in den folgenden Jahren jährlich zwischen zwei und drei Millionen auf abschließend 35.000 Tonnen ab dem Jahr 2027 ansteigt.

Das neue Jahr

LEADER Brandenburg

Mit dem 01. Januar tritt in Brandenburg eine Änderung der LEADER-Richtlinie zur Förderung der Ländlichen Entwicklung in Kraft getreten. Finanzschwächere Dörfer können nach ihren Projektanträgen insbesondere zur Verbesserung der Grundversorgung mit bis zu 90 Prozent Fördermittel unterstützt werden. „Damit verbessern sich für diese Gemeinden die Möglichkeiten, mit einem geringeren Eigenanteil Zugang zu Fördermitteln zu erlangen. Die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in allen Teilen unseres Landes bleibt ein herausragendes Anliegen der Landesregierung“, so Minister Axel Vogel (Bündnis 90/Die Grünen).

Waldförderung Thüringen

Schon seit dem 24. Dezember ist ein neues Förderprogramm für private und kommunale Waldbesitzer zur Bewältigung von Extremwetterereignissen in Kraft. Im Wesentlichen geht es um die Beseitigung von Schadholz. Waldbesitzer mit nicht mehr als 20 Hektar Wald können sich den Umbau in klimastabilere Laub- und Laubmischwälder sogar vollständig finanzieren lassen, teilt Landwirtschaftsminister Benjamin-Immanuel Hoff mit. 2020 stehen im Haushalt vier Millionen Euro zur Verfügung, in bestehenden Förderprogrammen wird die Förderung für Kosten, Personal und Gefahrenabwehr auf 12 Millionen erhöht.

Dünge-Datenbank Niedersachsen

Die niedersächsischen Landwirte haben Post bekommen. Sie müssen ab sofort bis zum März 2020 in der „Elektronischen Nährstoffmeldung Niedersachsen“ (ENNI) auflisten, auf welchen Flächen sie für welchen Anbau wie viel Dünger ausgebracht haben. Die Landwirtschaftskammer prüft die Angaben auf Schlüssigkeit und fragt im Bedarfsfall nach.

Grünes Investment

Nachdem das Europaparlament ein Klassifizierungssystem für grünes Investment aufgestellt hat, dürfte grünen Aktien die Autobahn 2020 gehören. Seit 2016 ist der Anteil grüner Aktien weltweit um 34 Prozent auf 31 Billionen US-Dollar angestiegen. Allerdings finden Analysen wie beispielsweise der britischen „The 2 Degrees Investing Initiative“ immer wieder renovierungsbedürftige Geschäftsmodelle. Einigen hapert es am richtigen Marketing, andere haben trotz grünem Anstrich Fondsbeteiligungen im fossilen Energiegeschäft. Firmen und Aktienkäufer haben nach Ansicht der britischen Finanzbehörde unterschiedliche Vorstellungen, was nachhaltig, grün und gut ist. Die EU will in den nächsten 12 Monaten den Schlussspurt für klare Regeln einlegen.

Mobilität Bahn

Bei Bahntickets im Fernverkehr sinkt die Mehrwertsteuer auf 7 Prozent. Die Deutsche Bahn hat angekündigt, den Steuervorteil 1:1 an ihre Kunden weiterzugeben. Zudem verzichtet sie auf eine Preiserhöhung im Fernverkehr. Eine Fahrt im ICE könnte so schon mit Bahncard ab 13,40 Euro im Supersparpreis zu haben sein, ohne Bahncard kostet das günstigste Ticket künftig 17,90 Euro. Die neuen Preise sind ab 1. Januar 2020 gültig.

Altmaiers Kurzschluss bei Mobilität E-Auto

Elektroautos werden höher gefördert. Zumindest war das bis ganz kurz vor Jahresende Plan des Wirtschaftsministeriums. Zwar stehen die neuen Prämiensätze, doch die Zahlungen müssen von der EU erst noch genehmigt werden. Der Umweltbonus als Zuschuss bei E-Fahrzeugen bis zu einem Nettolistenpreis von 40.000 Euro soll von 4.000 auf 6.000 Euro steigen. Bei Fahrzeugen mit einem Kaufpreis bis 65.000 Euro wird der Zuschuss auf 5.000 Euro erhöht. Bei Plug-in-Hybriden soll der Zuschuss auf 4.500 (Neupreis bis 40.000 Euro) bzw. 3.750 Euro (Neupreis 40.000 bis 65.000 Euro) steigen. Umsetzung offen.

Altmaier ausgebongt

Dem Wirtschaftsminister klebt nicht nur Pech bei der E-Prämie am Stiefel. Sein Einsatz gegen die Bon-Pflicht zum 01. Januar zeichnete sich bei Kanzlerin Merkel und Finanzminister Olaf Scholz schon im Dezember als erfolglos ab. Das Umweltargument taugt nicht, um damit gegen Steuerhinterziehung ins Feld zu ziehen. Der Bio-Fachhändler Alnatura setzt seine Bons schrittweise auf Papier aus FSC-zertifiziertem Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft um. Bislang haben 40 Prozent der Kunden auf Bons verzichtet. Alnatura prüft weiterhin, wie ein digitaler, also papierloser Bon die Belegausgabepflicht erfüllt.

Schutz für japanische Rinder

Mitte Dezember hat das japanische Kabinett für das noch bis März laufende Wirtschaftsjahr einen Etat-Zusatz in Höhe von 27,6 Milliarden US-Dollar genehmigt. Vier Milliarden werden dem Landwirtschaftsministerium überstellt. Etwa 2,97 Milliarden sind für die Unterstützung der Ausweitung heimischer Rindfleischproduktion vorgesehen. Es steigt nicht nur die Binnennachfrage. Rindfleisch wird in wachsendem Volumen nach China exportiert.

China senkt Zölle für Schweinefleisch

In der Liste für Zollsenkungen 2020 für nach China importierte Agrarprodukte werden ab dem 01. Januar die Zollsätze für die Kategorien „TK-Schinken, Schulter, Teilstücke mit Knochen“ sowie für „alle anderen Schweinefleischprodukte“ von 12 auf acht Prozent gesenkt. Auch importiertes Hundefutter wird preiswerter. Für handelsgerechte Verpackungen sinkt der Zollsatz von 15 auf vier Prozent.

Nordafrika

Europa versucht über Handelsabkommen in Nordafrika die Länder zu stabilisieren und neue Märkte zu erschließen. Mittlerweile sind die Europäer nicht mehr alleiniger Gast zwischen Casablanca und Tripolis. Mitte März reist eine US-amerikanische Handelsdelegation nach Casablanca, wird aber auch die Länder Algerien, Libyen und Tunesien einbeziehen. Reiseführer ist das amerikanische Landwirtschaftsministerium, das noch bis zum 16. Januar Reiseanmeldungen entgegen nimmt. Nordafrika gilt den Agrarexporteuren als „fruchtbaren“ Boden, weil die Nachfrage nach Lebens- und Futtermittel in der Region steigt.

Iberische Halbinsel

Die US-Amerikaner kommen mit einer Handelsdelegation Anfang Juni auch in die EU. Speziell ist eine Reise vom 08. bis zum 11. Juni nach Portugal und Spanien geplant. Mitte September geht es nach Brexitannien.

Roland Krieg; Grafik: DBV; Foto: roRo

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