Neues SARS-CoV-2 durch Nerze?

Landwirtschaft

Wie groß ist die Gefahr wirklich?

Gegen Ende der Woche geriet der so genannte „Cluster 5“ in die Medien. Nachdem Dänemark eine Mutation bei SARS-CoV-2 festgestellt hat, machte Großbritannien für Dänen die Grenze zu.

Was ist passiert?

Das Frettchen und Nerze sehr empfänglich für Coronaviren und damit auch für SARS-CoV-2 sind, war schnell bekannt. Infektionen vom Mensch auf Nerze in niederländischen und dänischen Nerzfarmen führten bald zu Betriebsschließungen. In den Niederlanden läuft die Fellproduktion mit Nerzen aus und nachdem Dänemark die Infektionen bei den kleinen Säugetieren ebenfalls nicht mehr stoppen kann, hatte die Regierung erst Mitte Oktober das Keulen eines großen Teils der Nerze angekündigt.

Dabei haben Untersuchungen ergeben, dass SARS-CoV-2 offenbar  in der Nerzpopulation mutiert ist, bevor es auf die Menschen wieder zurückgesprungen ist. Die Mutation wird als „Cluster 5“ beschrieben.

Mutationen

Veränderungen des Erbmaterials sind natürlich. So ist auch eine Mutation bei SARS-CoV-2 nichts Ungewöhnliches. Vor dem Pandemie ohne wirksames Medikament gegen die Erkrankung und fehlendem Impfstoff  stellen sich die Menschen die Frage, ob das Virus jetzt noch gefährlicher wird.

Dünne Datenlage

Am Freitag noch teilte das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) auf Anfrage von Herd-und-Hof.de mit, dass die Datenlage für eine Beurteilung noch sehr dünn ist. Wissenschaftler berichten über Veränderungen an den Spike-Proteinen, die nach allen Seiten von dem kugeligen Virus abstehen.“ Inwieweit diese Auswirkungen auf biologische Eigenschaften des Erregers und dessen Neutralisierbarkeit durch Infektions- oder Impfantikörper haben, kann von hier nicht abgeschätzt werden. Diese Variante wurde mittlerweile bei mindestens 12 Infektionen bei Menschen nachgewiesen, wobei sich die Infektionsverläufe laut Angaben dänischer Behörden nicht von denen anderer SARS-CoV-2-Infizierten unterschieden“, teilte die Sprecherin des FLI schriftlich mit.

Die Veränderung soll die Bindung des Virus an den ACE2-Rezeptor des Menschen verstärken. Aber: Die Spikes binden bislang schon sehr gut. Das macht das Virus so gefährlich. Das Wissenschaftsmagazin Spektrum beschreibt zwar zwei Veränderungen des Virus im Labor. Aber ob die dort gezeigten Veränderungen auch tatsächlich bei einer Infektion zum Tragen kommen, ist offen.

Anderer Schwerpunkt

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat bereits mehrere Mutationen bei SARS-CoV-2 festgestellt. Die Chef-Wissenschaftlerin Soumya Swaminathan sagte am Freitag beim Corona-Briefing, es sei viel zu früh, um über Folgen zu spekulieren.  

Die Mutation verweist nach Spektrum auf ein anderes Problem: SARS-CoV-2 kann sich innerhalb einer Tierpopulation selbsttätig ausbreiten, wie es sonst nur bei den vermuteten Fledermäusen als Stammherkunft möglich ist. Damit breitet es sich parallel zum Menschen auch in der Tierwelt aus, was die Bekämpfung erschwere.

Andere Impfstrategie

Steht ein wirksamer Impfstoff zur Verfügung, wird zu Beginn die Menge begrenzt sein. Um dennoch einen möglichst wirksamen Schutz zu etablieren, wird die Strategie einer „Ringimpfung“ angewendet. Mit dem Impfstoff werden die Kontakte und deren Kontakte eines Infizierten versorgt, so dass eine Art Schutzwall entsteht. Das unterbricht ebenfalls die Infektionskette.

Diese Strategie wird unterhöhlt, wenn das Virus parallel in der Tierwelt kursiert und „aus dem Nichts heraus“ wieder auf den Menschen übersiedelt.

Meldepflicht bei Haustieren

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat am Sonntag unterstrichen, dass es eine Meldepflicht für Corona-Infektionen bei Haustieren gibt. Eine Rückübertragung des Virus von Katzen und Hunden auf den Menschen gibt es bislang nicht. Schweine und Geflügel sind nicht empfänglich und Rinder können eine Virusvermehrung offenbar kontrollieren. Das haben Versuche des FLI herausgefunden.

Lesestoff:

Die Niederlande steigen aus: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/sars-cov-2-setzt-den-nerzfarmen-ein-ende.html

Infektionen außer Kontrolle in Dänemark: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/daenische-nerze-werden-gekeult.html

Roland Krieg

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