Neues von der Vogelgrippe

Landwirtschaft

Was bei H5N1 die hohe Sterblichkeitsrate verursacht

Die Vogelgrippe ist bei den Menschen kein Thema mehr. Ganz anders im Jahr 2006, als auf Rügen tote Schwäne mit dem infektiösen A/H5N1 – Virus gefunden wurden.

Hohe Sterblichkeit
Die Vogelgrippe steht noch als aktuellste Chiffre für eine hochinfektiöse Influenza, die bei einer Pandemie Millionen Menschenleben kosten kann. Die Wissenschaft hatte immer Schwierigkeiten, Warnungen auszusprechen, ohne Panik zu verursachen – angesichts von vergleichsweise wenigen akuten Todesfällen.
Im Rahmen der verstärkten Influenza-Forschung hat die Wissenschaft Fortschritte gemacht, beispielsweise zu erklären, warum die Vogelgrippe so tödlich verläuft.
Denn seit 2003 gab es 505 Erkrankungen bei Menschen, von denen 300 tödlich verliefen. Bislang hat es das Virus nicht geschafft, sich leicht von Mensch zu Mensch zu verbreiten. Vor allem in Asien und zuletzt in Ägypten erkranken die Menschen durch engen Kontakt zu Geflügel.

„Gewöhnung“ an den Menschen
Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat in der aktuellen Ausgabe des Journals of Virology dargelegt, warum das Virus eine so hohe Sterblichkeit aufweist.
Vogel-Influenza-Viren enthalten mit NS1 ein bestimmtes Eiweiß, das Zugang zu zellulären „PDZ-gesteuerten“ Signalnetzwerken beim Menschen findet. Diese Netzwerke sind Kommunikationsbausteine zwischen Proteinen, die beispielsweise an der Signalübertragung zwischen Zellen aktiv sind.
Demgegenüber haben nach Studie des RKI humanpathogene Influenza-Stämme, Viren die bei Menschen zirkulieren und sie krank machen, genau diese Eigenschaften verloren.
Die Arbeit zeigt, dass bei einer Anpassung des Virus an den Menschen die Sterblichkeit deutlich zurück gehen würde – wohl vor allem durch die verlorene Fähigkeit die PDZ-Domänen zu manipulieren. „Anders als von der Fachwelt bisher vermutet, zeigt diese Studie, dass wir uns zumindest wegen dieses PDZ-Erkennungsmotivs keine Sorgen machen müssen“, sagt der Virologe Thorsten Wolff, Mitautor und im RKI Leiter des Fachgebiets Influenza.
Das ist aber auch nur ein Baustein in der komplexen Welt der Viren.

Lesestoff:
Zielecki F. et al. Virulence Determinants of Avain H5N1 Influenza A Virus in Mammalian and Avian Hosts: Role of the C-Terminal ESEV Motif in the Viral NS1 Protein; Journal of Virology, 2010, 84:10708 – 10178

roRo

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