„Nimm dir die Zeit“
Landwirtschaft
Von regional zu international
Was ist das? 83.000 Aussteller und 31,7 Millionen Besucher? Was sich wie ein Kurort an der Nordseeküste zu sein scheint, sind in Wahrheit die aggregierten Zahlen der Internationalen Grünen Woche, die 1926 erstmals in Berlin stattfand. Als lokale Warenbörse der deutschen Landwirtschafts-Gesellschaftgestartet bekam sie von den Berlinern schnell ihren jetzigen Namen verliehen, weil die die Agrarier in langen, grünen Wintermänteln durch die Stadt streiften. In 89 Jahren fand die traditionsreichste Berliner Messe und bekannteste Veranstaltung in Deutschland insgesamt 80 Mal statt. Daher feiert sie ein rundes Jubiläum mit dem Partnerland Lettland zusammen, das seinerseits bereits zum 20. Mal unter dem Funkturm zu Gast ist. Das Motto der Balten: „Lassen sie sich Zeit“.
Drehscheibe der Land- und Ernährungsbranche
Fachliche Schwerpunkte und internationale Gäste waren bald Markenzeichen der Leistungsschau des Ernährungswesens. In den letzten Jahren ist das internationale Agrarministertreffen eine gute Gelegenheit in einem weniger strengen Rahmen sich über das gerade erst gestartete Jahr auszutauschen.
Wie wichtig das ist, zeigt der Messeauftritt Russlands, sagte Dr. Christian Göke, Vorsitzender der Messegeschäftsführung am Mittwoch. Trotz aller Uneinigkeiten lassen sich die Russen die Teilnahmen nicht nehmen und zeigen, dass Handel und vor allem Handel mit Agrargütern für alle Regionen wichtig bleibt.
Mit rund 130.000 Quadratmetern Hallenbelegung ist die Messe in 26 Hallen bis auf den letzten Quadratzentimeter belegt. 1.686 Aussteller sind die höchste Teilnehmerzahl seit 44 Jahren. Das Partnerland Lettland nutzt die Messe und präsentiert sich mit 113 Ausstellern.
Den zweiten Pol bilden 13 Bundesländer, die ihre Besucher mit Delikatessen und Fachinformationen überraschen. Die Messe rechnet erneut mit mehr als 400.000 Besuchern. Vielleicht werden es mehr, denn der traditionelle Frosteinbruch zur Grünen Woche scheint in diesem Jahr auszubleiben.

Neuerungen
Die IGW ohne Neuerungen ist schlichtweg unvorstellbar. Auch diesmal haben die Messegestalter gezaubert. Langfristig wird der neue CityCube an der Stelle der alten Deutschlandhalle das ICC ersetzen. Mehr als 300 Fachveranstaltungen sind den kommenden zehn Messetagen geplant.
Die Aussteller erwartet in diesem Jahr ein besonderes Highlight. Es wird einen Händlertag am 20. Januar geben. Mit einem speziellen „VIP-Package“ sind 2.500 Händler nach Berlin eingeladen, die sich an den Ständen der Bundesländer mit den Geschäftsführern und Vertriebsverantwortlichen treffen können. Schon einen Tag vorher beginnt die internationale Variante der „Green Week Business Days“. Dazu lädt die Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg Fachaussteller und Aussteller ein, die Angebote der Grünen Woche zu nutzen. Beide Veranstaltungen geben den Ausstellern Gelegenheit, sich noch mehr auf den Geschäftsbereich der IGW zu fokussieren.
Für die Besucher gibt es an den letzten drei Messetagen interessante Veranstaltungen: Die „Allergy & Free From Show“ in der Halle 26b richtet sich speziell an die Verbraucher, die an Allergien, Unverträglichkeiten und Sensibilitäten leiden. Die ebenfalls vom 23. bis 25. Dauernde „V Delicious Show“ versteht sich als „kulinarisches Wunderland für Vegetarier, Veganer und Menschen, die ihren Verbrauch von tierischen Produkten vermindern wollen“. Der Besuch beider Veranstaltungen ist im Messepreis bereits enthalten.
Ihre Spezialtour
Leider ist die IGW noch immer als „Fressmeile“ verschrien. Auch in diesem Jahr arbeitet die Messe GmbH mit zehn Tourenvorschlägen dagegen an. 26 Hallenkomplexe wollen durchlaufen werden. So finden Sie unter www.gruenewoche.de eine Zusammenstellung nach persönlicher Interessenlage: Die internationale Tour, die familientour, die tierische Tour, die Gartentour, die ländliche Tour oder die Bio-Tour.
Und außerdem: Sie reden fast täglich über Essen und Trinken. Während zehn Messetage finden Sie unter dem Funkturm alle Ansprechpartner vom Bauernverband, den Verbraucherzentralen, den Bauern von nebenan oder die Lebensmittelindustrie. Alle Fragen, die sie im Verlauf eines Jahres gesammelt haben, können sie bei den Beteiligten, Freunden oder vermeintlichen Gegnern vis-a-vis ausdiskutieren. Sie verlassen das Berliner Westend mit neuen Einblicken.
Roland Krieg; Foto: roRo
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