Norddeutscher Sojaanbau

Landwirtschaft

Öko-Soja als Eiweißquelle

Ohne Futtermittelimporte sind die Nutztiere in Deutschland nicht zu ernähren. Die Sojabohne ist einer der wichtigsten Eiweißträger und liefert mit mehr als 11 Gramm je Kilogramm doppelt so viel wichtige schwefelhaltige Aminosäuren Cystein und Methionin wie Erbsen und Ackerbohnen. Nur die Gelbe Lupine kommt an diesen Wert heran.
Soja allerdings ist ausgesprochen wärmeliebend und gedeiht in Deutschland nur an wenigen südlichen Standorten wie am südlichen Oberrhein. Deswegen werden rund 4,7 Millionen Tonnen Soja und Sojaschrot jährlich importiert.
Der Gedanke, Sojabohnen selbst anzubauen und sich unabhängig von den Importen zu machen und dem Mais eine Alternativkultur entgegenzusetzen, ist nicht neu. Vor allem müssen ab dem 01.01.2012 alle verwendeten Futtermittel im Ökolandbau aus ökologischer Erzeugung stammen.
Wissenschaftliche Arbeiten1) haben bereits gezeigt, dass Soja wirtschaftlich eine interessante Kultur ist. Sie erzielt Deckungsbeiträge zwischen 700 und 1.300 Euro je Hektar. Erträge bis zu 40 dt/ha sind realistisch, das langjährige Mittel ohne Beregnungsmöglichkeit wird bei 25 bis 30 dt/ha liegen. Die Unkrautbekämpfung durch Maschinenhacke ist zufriedenstellend.

Züchtungsbedarf

Die Sojabohne wirft allerdings bei Nachttemperaturen unter 15 Grad Celsius ihre Hülsen ab. Der Ertrag sinkt und macht sie für den Anbau in kühleren Regionen unbrauchbar. Seit Januar 2011 wird für drei Jahre im Rahmen des Bundesproramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) der Schmetterlingsblütler züchterisch bearbeitet. Dr. Klaus-Peter Wilbois vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau stellte das neue Projekt auf der Fachtagung Ökolandbau in Mecklenburg-Vorpommern vor. Sie haben zwar nur drei Jahre Zeit, wollen aber in dieser Zeit eine Sojabohne durch Einkreuzung und Neuzüchtung finden, die ihre Hülsen auch bei kühleren Temperaturen behält. Dann könne die Sojabohne auch in Norddeutschland die Eiweißversorgung der Tiere sicher stellen.
Drei Jahre sind für eine Züchtungsarbeit eine sehr kurze Zeit. Zudem wurde das Bundesprogramm, das speziell für den Ökolandbau aufgelegt wurde, jetzt um andere Formen der nachhaltigen Landwirtschaft erweitert. Nach Lesart des Forschungsministeriums und Teilen des Landwirtschaftsministeriums gehört die grüne Gentechnik als Baustein zu einer nachhaltigen Landwirtschaft dazu. Gegenüber Herd-und-Hof.de betonte Dr. Wilbois, dass bei seinem Projekt keine Form der grünen Gentechnik eingesetzt werde. Die Wissenschaftler wollen mit konventioneller Kreuzung ihre Zuchtziele erreichen.

Lesestoff:
Derzeit befindet sich eine Soja-Seite im Aufbau, die über verschiedene Aspekte des Sojaanbaus in Deutschland informieren will: www.soja-info.de
1) Nawrath, M, Vetter, R, et al.: Anbau- und Verwertungsstrategien für Sojabohnen und Weiße Lupinen im ökologischen Landbau unter besonderer Berücksichtigung des N-Haushalts; 2002; http://orgprints.org/2497

Roland Krieg

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