Norwegen soll Fisch wieder selbst verarbeiten
Landwirtschaft
Automatisierte Fischverarbeitung für Norwegens Fischindustrie
Täglich werden irgendwo auf der Welt 32 Millionen Mahlzeiten gegessen, bei denen der verzehrte Fisch aus Norwegen stammt. Im Jahr 2012 haben die Norweger für umgerechnet rund 80 Millionen Euro Fisch exportiert. Rund 40 Prozent stammt aus dem Meer, der Rest aus der Aquakultur. Im Jahr 2012 wurden etwa 2,3 Millionen Tonnen Fisch exportiert, doch die Zahl der Arbeitsplätze in der fischverarbeitenden Industrie ging in den letzten Jahren um 70 Prozent zurück. Gab es Anfang der 1980er Jahre noch 100 fischverarbeitende Firmen, sind es heute nur noch zehn.
Wertschöpfung
Die Skandinavier schicken ihren Fisch zum filetieren und verpacken nach China und Osteuropa. Die Forschungsorganisation SINTEF macht sich für eine Rückkehr der Verarbeitung nach Norwegen stark. Marit Aursand, Leiterin der Abteilung Fischerei, will die Wertschöpfung der Verarbeitung wieder zurück nach Norwegen holen. „Höheres Einkommen im Verarbeitungssektor wird den küstennahen Kommunen Wohlfahrt bringen und Norwegen wieder zurück an die Spitze der weltweiten Fischindustrie“, so Aursand.
Moderne Technik
Die Rückholung mit arbeitsintensiven Methoden steht
aber nicht auf dem Programm der Norwegerin. Einmal können die Trawler bereits
auf See den Fisch konsumentengerecht filetieren und verpacken, zum anderen kann
die Verarbeitung an Land auf hochmoderne Roboter zurückgreifen.
Aursand steht auf dem Bild vor einem ihrer Maschinen,
die entlang sechs Achsen ihren Arm schwenken kann und Fisch ausblutet und
Filets schneidet. Menschen machen die entscheidenden Bearbeitungspunkte am Fisch
mit bloßem Auge und Erfahrung aus – der SINTEF-Roboter erledigt das mit einer
Kamera.
Der Roboter kann bei der Erfassung des Fisches auch
erkennen, ob dieser bereits beschädigt ist, ob es ein Lachs oder Hering ist und
kann die Filets gleich in die Gewichtsklassen „Klein“, Medium“ und „Groß“
einteilen.
Neue Arbeitsfelder
Der Roboter beendet das alte Arbeitsbild für die
Menschen in der Fischverarbeitung. Die moderne Technik braucht neue Fähigkeiten
und Grundkenntnisse. Außerdem würden neue Arbeitsplätze im Servicebereich
geschaffen. Die Zahl der neuen IT-Profis werde die Zahl der in der
Vergangenheit benötigten Fischverarbeiter übersteigen, prognostiziert Marit
Aursand.
Das Zurückholen der Fischverarbeitung hat nicht nur
einen Wohlfahrtseffekt für die Fischindustrie. Mit der heimischen Verarbeitung
verbleiben die Fischreste, die je nach Fischart zwischen 30 und 50 Prozent
ausmachen, im Land. Der Abfall ist eine zusätzliche Ressource für die Gewinnung
von Rohstoffen für die tierische und menschliche Ernährung oder für die
Kosmetik.
Jetzt sei die Politik an der Reihe, aus dem
Pilotprojekt eine Standardapplikation zu machen und die Rückholaktion zu
starten.
roRo; Foto: Thor Nielsen (SINTEF)