NRW präsentiert Modellbetriebe für den Wasserschutz
Landwirtschaft
Kennen Sie die „Rheinische Schafsnase“?
Der Begriff „Rheinische Schafsnase“ beschreibt weder
einen Charakterzug der fröhlichen Rheinländer, noch ist er eine Herabwürdigung der Eifler gegenüber den Talbewohnern am
Rheinufer. Zusammen mit dem „Westfälischen Gülderling“ erinnert der Rhein-Sieg-Kreis damit an selten
gewordenen Apfelsorte in seinem Schulprojekt „Obstwiesen im Unterricht“ und
bringt sie wieder zurück auf den Speisetisch. Sie wachsen allerdings kaum noch
in den Apfelplantagen des Rheinlands zwischen Köln und Bonn, sondern auf den
Streuobstwiesen im Bergischen Land, deren Erhalt auch die genetische Vielfalt
seltener Äpfel, Birnen, Kirschen und anderer Obstsorten sichert. In den
Grundschulen wird das Projekt ein Jahr lang in den gesamten Unterricht
integriert. In den Schulen der Sekundarstufen findet ein 1,5-tägiger Aktionstag
statt.
Bei dem Projekt geht es nicht nur um das Pflanzen und Pflegen von Obstbäumen. Die Schüler lernen auch die Tierwelt der Streuobstwiesen kennen. Nebenbei lernen sie im Fach Mathematik das Rechnen mit Flächen, Gewichten, Volumen und Geld. Im Englischunterricht erlernen die Schüler Begriffe des landwirtschaftlichen Alltags und sogar im Fach Kunst können sie mit verschiedenen Materialien Themen aufgreifen. Die durchführende Biostation in Eitorf plant sogar Patenschaft für Schulen mit nahegelegenen Obstwiesen.
Die Landwirtschafts-kammer Nordrhein-Westfalen ist mit
einem großen Programm für die Erwachsenen unterwegs. Gerade jetzt bietet heimischer
Kohl als klassisches Wintergemüse Verbrauchern nicht nur regionale, sondern
auch vitaminreiche Kost für die Küche an. Damit Kohl auch künftig beliebt
bleibt, müssen die Landwirte beispielsweise im Rahmen der
Wasserrahmenrichtlinie veränderte Umweltbedingungen beachten. Vor allem soll
über die Novelle der Düngeverordnung Stickstoff nur noch so eigesetzt werden,
dass der wertvolle Nährstoff nicht ausgewaschen wird und sich im Trinkwasser
anreichert. Die Landwirte im Direktvertrieb, die mit ihren Hofläden Konsumenten
des Ballungsraums Köln-Bonn beliefern, haben ein ureigenes Interesse, die
Umweltbedingungen einzuhalten, erklärt Anna Janssen von der Landwirtschaftskammer
Nordrhein-Westfalen am Messestand. Der „Motor“ für das Pflanzenwachstum ist
Stickstoff. 50.000 Kohlpflanzen pro Hektar brauchen rund 260 Kilo Stickstoff
(N) für eine ernte von 800 Dezitonnen. 120 Kilo N liefert der Boden aus Ernteresten
der Vorfrucht oder über Humus. Die Landwirte müssen also rechnerisch 140 Kg N
auf die Felder bringen. Rechnerisch.
Die Stickstoffdynamik im Boden ist jedoch sehr kompliziert. Während die Gesetzesvorgabe von statischen N-Salden ausgeht, reagiert das Ökosystem Boden-Pflanze anders. Winterzwischenfrüchte wie Luzerne können Stickstoff anreichern, die erst Monate später pflanzenverfügbar mineralisiert werden [1]. Die N-Reserve im Boden wird mit einer Bodenprobe ermittelt. Dazu wird nach einem Probeentnahmeschema jeweils ein kleiner „Bohrkern“ der Erde entnommen und im Labor der mineralisierte Stickstoff ermittelt (Foto). Die Profis kürzen das mit Nmin ab. Nur was mineralisiert ist, kann die Pflanze aufnehmen.
Die Landwirtschaftskammer hat dazu im ganzen Bundesland 31 Modellbetriebe mit Saugplatten ausgestattet. Zwischen sechs und zehn Platten werden im Boden verlegt und gelten als eine Anlage. Daneben wird eine zweite Vergleichsanlage vergraben, über die ein verändertes Anbausystem ausprobiert wird. Die Saugplatten mit leichtem Unterdruck ermitteln das Sickerwasser mit den Nährstoffgehalten. So können die Bodenwissenschaftler unter Praxisbedingungen die beste Anbauform herausfinden. Die Ergebnisse fließen direkt in die Beratung ein.
Lesestoff:
www.landwirtschaftskammer-nrw.de
[1] Dauerthema Gewässerschutz und Treibhausgasemissionen
Roland Krieg; Fotos: roRo
[Sie können sich alle Artikel über die diesjährige Grüne Woche mit dem Suchbegriff „IGW-16“ anzeigen lassen]