NRW schränkt Weihnachtsbaum-Anbau ein

Landwirtschaft

NRW-Weihnachtsbäume nur noch auf Antrag

Blüh` denn, leuchte, goldner Baum

Erdentraum und Himmelsbaum.

Blüh` und leucht` in Ewigkeit

Durch die arme Zeitlichkeit!

Als Ernst Moritz Arndt dieses Weihnachtsbaum-Gedicht im Jahr 1847 schrieb, hatte er möglicherweise einen Weihnachtsbaum in der guten Stube. Als Rektor der Universität Bonn musst er gar nicht weit laufen, um auch selbst einen schlagen zu können. Überhaupt ist das heutige Nordrhein-Westfalen das Weihnachtsbaum-Bundesland schlechthin. Fast 30 Millionen Weihnachtsbäume stehen um Weihnachten herum in den guten Stuben der Bundesbürger. Die meisten stammen aus den heimischen Wäldern. Rund 12.000 Produzenten pflegen auf bis zu 70.000 Hektar die kleinen Weihnachtsbäume, bis sie feierlich geschmückt in den Wohnzimmern stehen. 18.000 Hektar liegen in NRW. Jede dritte NRW-Tanne kommt aus dem Sauerland. Noch! Der Landtag in NRW hat das Weihnachtsbaumgesetz verabschiedet, das offiziell als „Gesetz zur Änderung des Landesforstgesetzes“ daher kommt.

Weihnachtsbaumanbau eskaliert

SPD und Bündnis 90/Die Grünen verzeichnen einen stark wachsenden Anbau von Weihnachtsbäumen. Mittlerweile wachsen sie auf 4.080 Hektar Waldfläche. Fast die Hälfte davon wurde nach dem Orkan Kyrill im Jahr 2007 auf den Schadensflächen gepflanzt, statt die Windwurfflächen wieder normal aufzuforsten. Die Regierungsfraktionen fürchten, dass auch künftig Wald als Weihnachtsbaumkultur genutzt werde. Außerdem würden die meisten Tannenbäume intensiv mit Dünge- und Pflanzenschutzmitteln in Monokultur angebaut, was zu einer ökologischen Verarmung führe.
Nordrhein-Westfalen macht sich die Öffnungsklausel im Bundeswaldgesetz zunutze und änderte sein Landesforstgesetz. Weihnachtsbäume im Wald gehörten bislang zum Wald. Außerhalb des Waldes gelegene Weihnachtsbaumflächen und Flächen für Schmuckreisig hingegen zählten nicht zum Wald. Das neue NRW-Forstgesetz hat nun geregelt, dass Weihnachtsbaum- und Schmuckreisigkulturen generell nicht mehr zum Wald gehören. Damit finden „Nicht-Wald-Weihnachtsbäume“ keinen Platz mehr im Wald.
Damit die bestehenden Weihnachtsbaumkulturen noch ihre Rendite abwerfen können, dürfen sie noch bis zum 01.01.2029 genutzt werden. Das neue Gesetz führt auch eine Bagatellklausel ein. So sind Flächen von weniger als zwei Hektar Weihnachtsbäume je Betrieb auch künftig noch als Wald geschützt und dürfen weiter betrieben werden. Ebenso gibt es eine Ausnahmeregelung für Flächen unter Stromtrassen.
Alles andere muss bis zum Stichtag in eine ordnungsgemäße Waldbewirtschaftung überführt werden.
Die Anlage von Weihnachtsbaumkulturen außerhalb des Waldes ist ein genehmigungspflichtiger Eingriff in die Natur. Damit hat die rot-grüne Regierung in NRW den Daumen auf den Weihnachtsbaumflächen.

Branchenlösung abgelehnt

Die Weihnachtsbaumanbauer und Schmuckreisigproduzenten hatten den Vorschlag heftig kritisiert, weil die Weihnachtsbäume lediglich 0,5 Prozent der Waldfläche in NRW ausmachen. Zudem sehen sie ihr Gewerbe gefährdet. Sie hatten mit einem Angebot für eine Branchenlösung die Gesetzesänderung abwehren wollen. Unter anderem wollten sie auf die Christbaumflächen bezogen eine bestimmte Waldfläche in eine höhere ökologische Waldbewirtschaftung überführen. Weihnachtsbaumkulturen ab fünf Hektar Größe sollten mit mindestens fünf Meter breiten Streifen mit Wildobst, Hasel oder Schlehe strukturiert werden. Die Betriebe verpflichten sich zum integrierten Pflanzenschutz und düngen nur noch nach Bodenanalyse.

Insgesamt 12 Punkte haben der Waldbauernverband NRW, der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband, der Rheinische Landwirtschaftsverband, der Gartenbauverband Westfalen-Lippe, der Gartenbauverband Rheinland und der Grundbesitzerverband NRW aufgeführt. Umsonst. Auf der Landtagssitzung am 28. November fand das rot-grüne Landesforstgesetz seine Mehrheit.

Rainer Deppe, umweltpolitischer Sprecher der CDU prognostiziert, dass die Weihnachtsbäume in NRW bald knapp und teuer werden. Anstatt heimische Weihnachtsbäume aus kontrolliertem Anbau nach einer neuen Branchenlösung, müssen die Verbraucher die Weihnachtsbäume bald aus diffusen Quellen mit langen Transportwegen beziehen. Waldbauern hätten durch Kyrill bereits eine Existenzgrundlage verloren und sich mit den Weihnachtsbäumen eine neue Einkommensquelle geschaffen – die sich jetzt zu Ende neigt.

Roland Krieg

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