Nützlinge im Gewächshaus
Landwirtschaft
Verbundprojekt der BBA
Nützlinge im Gartenbau? Na klar. Aber so einfach ist es nicht. Es gibt mittlerweile ausreichend kommerzielle Händler, die eine große Palette an Nützlingen anbieten. Unter Glas folgt die Jagd aber eigenen Gesetzen. Insbesondere, wenn mehrere Gegenspielerarten, wie Räuber und Parasitoid oder zwei Räuber gleichzeitig eingesetzt werden. Nicht in jedem Fall ist eine Effizienzsteigerung erkennbar oder es gibt sogar negative Wechselwirkungen: Räuber fressen parasitierte, aber auch unparasitierte Blattläuse und der Parasit kommt nicht ganz zum Zuge.
Im Zierpflanzenanbau sieht der Verbraucher der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln nach Aussage der Biologischen Bundesanstalt für Landwirtschaft (BBA) auch weniger kritisch – die Rosen für den Valentinstag werden schließlich nicht gegessen.
Jetzt hat aber das BBA mit finanzieller Förderung des Bundeslandwirtschaftsministeriums und 13 Gartenbaubetrieben aus vier Bundesländern und wissenschaftlicher Betreuung den Nützlingseinsatz erforscht. Schwerpunkt waren Schnittrosen, Poinsettien, Topfhelianthus, Cyclamen, aber auch zwei Betriebe mit Gurken.
Spinnmilben an Gurken
Als Standardnützling werden zu Befallsbeginn mit Spinnmilben die Raubmilben Phytoseiulus persimilis eingesetzt. Diesmal erhielten sie aber auf einer Fläche von 1.000 m2 Unterstützung durch die räuberische Gallmücke Feltiella acarisuga. Im ersten Jahr hat sich die Gallmücke gar nicht erst vermehrt und die später gefundenen Tiere wurden als Zuflug gewertet. Vermutlich war die Qualität der Lieferung nicht optimal gewesen. Der Zuflug hatte sich zwar gut im Gewächshaus verbreitet, kam aber zu Kulturende Ende Juli nicht mehr entscheidend gegen die Spinnmilbe zum Einsatz.
Im zweiten Jahr wurden gar keine Gallmücken mehr gefunden. Es fand auch kein Zuflug statt. Die Tiere hatten sich offenbar nicht in dem Gewächshaus etabliert und die Raubmilbe war für eine zufriedenstellende Bekämpfungsleistung nicht ausreichend gewesen.
Dafür wurde das dritte Jahr zum Erfolg. Die Gallmücke wurde in drei Staffeln ausgebracht und hatte sich gut verbreitet. So hat sich Feltiella acarisuga als gute Ergänzung zu Phytoseiulus persimilis erwiesen, wenn auch offenbar eine langsame Etablierung berücksichtigt werden muss.
Keine ökonomischen Nachteile mehr
Durch die EU-Pflanzenschutzmittelpolitik wird es immer weniger zugelassene Mittel geben und Schädlinge bilden häufiger Resistenzen aus. So sieht Projektkoordinatorin Dr. Ellen Richten echte Zukunftsalternativen im Einsatz der Nützlinge: „Da das Gewächshaus ein geschlossenes System ist, lassen sich Schädlings- und Nützlingsdichten gut kontrollieren und bei Bedarf rasch regulieren.“
Ein Blick auf die Kostentabelle zeigt auch: Je größer die Gewächshausfläche, desto geringer werden die Einsatzkosten für die Ökojäger. Damit können sie mit den Pflanzenschutzmitteln in Konkurrenz treten. „Nach einer Umstellungsphase, bei der zunächst mehr Kosten anfielen, pendelten sich die Werte nach zwei bis drei Jahren auf einem Niveau ein, wie es auch bei chemischen Behandlungen üblich ist“, resümiert die Forscherin.
Die lebenden Gegenspieler sind auf lange Sicht umwelt- und gesundheitsfreundlicher für die Mitarbeiter. „Bei Nützlingen entfällt die lästige Arbeit mit Schutzanzügen, was besonders bei warmen Temperaturen ein Plus ist. Zudem könne sie von jedermann, also auch von Saisonarbeitskräften, ausgebracht werden.“
Eine Liste der Projektpartner und deren Erfahrungsberichte gibt es im Internet unter: http://www.bba.bund.de/cln_045/nn_807134/DE/Home/
pflanzen__schuetzen/biologisch__alternativ/verbund__nuetzl/
verbund__nuetzl__node.html__nnn=true
roRo