Nur Frankreichs Bauernkrise?
Landwirtschaft
Frankreich stürzt im Agrarsektor ab
Frankreich war zu Beginn 2014 noch ein Trendsetter im Bereich der europäischen Agrarpolitik. Der französische Agrarsektor galt als „Kraftwerk“ mit einem höheren Anteil der Landwirtschaft am europäischen Agrarsektor (18,1 Prozent) als Deutschland und Italien mit 13 und 12 Prozent sowie Spanien mit immer noch gut zehn Prozent. Die Landwirtschaft in Frankreich stellte etwa fünf Prozent der Beschäftigten.
Die Stärke war trotz eines Abwärtstrends seit 1980 erstaunlich: Besonders die niedrigen Preise haben den Anteil der Landwirtschaft am französischen Bruttoinlandsprodukt nahezu halbiert. 2012 lag er noch bei 3,5 Prozent. In den letzten zehn Jahren sind etwa ein Viertel der Betriebe in Konkurs gegangen. Im Jahr 2000 gab es noch 664.000 Betriebe, 2010 nur noch 490.000. Auch auf dem Weltmarkt haben die Franzosen den Anschluss verloren. Lange Zeit galt das Nachbarland als Europas Hauptexporteuer und ist zuletzt sogar vom zweiten auf den fünften Platz hinter den USA, Deutschland, den Niederlanden und Brasilien zurückgefallen.
Für die französischen Landwirte sei die Gemeinsame Agrarpolitik nicht gemacht, analysierte der Weltbauernverband momagri im Januar 2014.
Und es kam schlimmer…
„Altares“ stellt in Frankreich die Liquidationen nach Wirtschaftssektoren zusammen. Für die Bauern wurde 2014 schlimmer. Mit 1.329 Firmenauflösungen im Bereich Agribusiness stieg die Zahl der Pleiten gegenüber dem Vorjahr um 5,4 Prozent an. Im Ackerbau hörten 601 Betriebe, in der Tierhaltung 488 auf.
Gründe für die Pleiten seien höhere Volatilitäten auf dem Erzeugerpreissektor, gepaart mit sinkendem Einkommen und steigenden Betriebskosten. Damit haben die französischen Landwirte vor allem gegenüber subventionierten Mitbewerbern in den USA, China und Brasilien sowie Indien Chancen auf dem Weltmarkt verloren. Die europäische Agrarpolitik habe es versäumt, Ausgleichsmaßnahmen für beispielsweise hohe Arbeitskosten wie in Frankreich zu schaffen.
momagri hofft auf den Zwischenbericht der EU zur Agrarpolitik im Jahr 2017. Da müssten neue strategische, soziale und ökonomische Impulse gesetzt werden.
Roland Krieg