Nutztiere im eigenen Haus?

Landwirtschaft

Hühner sind kein Katzenersatz

Balkone und Terrassen werden zu Naschgärten ausgebaut. Der Kräutergarten auf dem Küchenfenster gehört längst zur Vintage-Kultur der Städter. Das Zurück zur Natur hat mittlerweile auch Nutztiere erfasst. Auf dem Rasen laufen Hühner frei herum, selbst Balkone beherbergen Kleinställe für Hennen und Kaninchen, das Mini-Schwein begleitet unter dem Tisch den Fernsehabend.

Hühner

Das Huhn im Garten

Ina Müller-Arnke ist Agrarwissenschaftlerin bei der Tierschutzgesellschaft „Vier Pfoten“ und hat zum beginnenden Sommer den Trend zum häuslichen Nutztier kritisch begutachtet. Hühner und Schweine sind und bleiben Nutztiere und stellen besondere Anforderungen.

Hühner brauchen als Herdentiere Gesellschaft, also mindestens einen weiteren Begleiter. „Wer in Erwägung zieht, die Hennen mit einem Hahn zu beglücken, der sollte sich gut mit den Nachbarn abstimmen, denn Hähne krähenlaut und früh“ warnt Müller-Arnke. Hühner müssen nachts zum Schutz vor Fressfeinden in einen geschlossenen Stall getrieben werden. Außerdem müssen auch Privatbesitzer ihr Geflügel aufstallen, wenn das Landwirtschaftsministerium wegen der Geflügelpest zur Aufstallung auffordert. Die Tiere brauchen höhere Sitzstangen oder Sitzflächen und wollen einen zwischen vier und 28 Grad Celsius temperierten Stall. Hühnervögel sehen anders als Menschen. Daher sollte die Beleuchtung flackerfrei bei über 160 Hz sein und einen UV-Anteil besitzen.

Hühner sind keine Vegetarier. Sie fressen Würmer, Käfer und Insekten. Neben Obst, Gemüse und Salat sollte ihnen auch Getreide und Muschelkalk für eine gesunde Verdauung angeboten werden. Letzteres füllt die Kalziumreserven für das Eierlegen auf. Legenester und freier Zugang zu Trinkwasser sind selbstverständlich. Damit die Grasnarbe des häuslichen Gartens nicht leidet, sollte der Auslauf großzügig gewählt werden.

Schwein

Auch Schweine brauchen Auslauf

„Mini-Schweine sind keine Haustiere, sie benötigen einen großzügigen, am besten bewachsenen Auslauf, sowie eine große, gut eingestreute Hütte oder einen Stall“, stellt die Expertin klar. Schweine haben in ihrem Rüssel mehr Geruchs- und Geschmacksknospen als ein Hund. Sie wollen neben Getreideschrot auch Grünfutter, Heu, Stroh, Rüben, Karotten, gedämpfte Kartoffeln, Obst und Brot.“ Auch das Schwein ist nicht gern allein. Zur Stärkung der Beziehung zwischen Mensch und Tier können besondere Leckerbissen direkt aus der Hand gefüttert werden. Schweine lieben das Kratzen auf dem Rücken. Beschäftigung ist wichtig und sorgt für ausreichendes Tierwohl.

Aber auch hier gilt: Das Schwein von Wild fernhalten und im Rahmen der Biosicherheit keine Lebensmittelabfälle verfüttern. Jedes einzelne Schwein kann zum Virusträger der Afrikanischen Schweinepest werden.

Artgemäße Haltung

Ina Müller-Arnke unterstreicht noch einmal: „Eine Haltung von Hühnern oder Mini-Schweinen in der Wohnung oder auf dem Balkon ist nicht artgerecht und sollte keinesfalls betrieben werden. In jedem Fall gilt: Bevor Sie sich Hühner oder Mini-Schweine anschaffen, bedenken Sie in Ruhe, ob eine artgemäße Haltung dieser Tiere zu Hause möglich ist!“

roRo; VLE; Fotos: Vier Pfoten; Fred Dott

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