Nutztierhaltung 4.0 in Hannover

Landwirtschaft

EuroTier eröffnet

EuroTier 2016

Nach Julia Klöckner steht die Politik bei den Themen Pflanzenschutz und Nutztierhaltung unter Druck. Dr. Reinhard Grandke, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG), formuliert es anders: „Die politischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Rahmenbedingungen für Tierhalter lassen heute national und international viele Fragen offen.“ Wird die Tierhaltung in den Entwicklungsländern zu einem Luxusgut? In den Industrieländern wollen die Menschen Fleisch essen, ohne Tiere zu schlachten. Einige die Tierhaltung ganz abschaffen. Doch gehört sie zu einem geschlossenen Nährstoffkreislauf dazu.

Vor allem in Deutschland brauchen die Tierhalter vernünftige Rahmenbedingungen. Kann sich die Politik beispielsweise bei der Ferkelkastration nicht einigen, steht ein Exodus der Schweinehalter bevor. Der Markt für Bioschweine liegt bei unter einem Prozent. Die im Wechsel mit der Agritechnica stattfindende EuroTier ist einmal mehr Brennpunkt neuester Stalltechnik, gibt Antworten auf die Märkte der Zukunft und zeigt Ställe für mehr Tierwohl.

Die Messe steht im Blickpunkt der ganzen Welt. In diesem Jahr sind 2.526 Aussteller aus 62 Ländern angereist. Fast 60 Prozent der Aussteller kommen aus dem Ausland, davon mit 254 die meisten aus China. Dort ist die Zeit der Hinterhofhaltung gezählt. Eine Vielzahl kleiner Betriebe wird zusammengelegt, die Bauern kommen in Stadtwohnungen und finden Beschäftigung auf ihrem alten Boden. Alibaba, der Internetriese, vertikalisiert die Schweineproduktion, Danish Crown hat in der letzten Woche einen Liefervertrag für 250 Tonnen Schweinefleisch aus eigener Fabrik bei Shanghai abgeschlossen. Auch die Zeit für die Lieferung von Schweinehälften in das Reich der Mitte scheint gezählt.

Die Chinesen suchen umweltschonende Lösungen für Stall und Fütterung, bieten ihrerseits preiswerte Lösungen auf der EuroTier an. Die Chinesen haben den Niederländern auf der EuroTier schon längst den Rang abgelaufen. Die Holländer kommen in diesem Jahr nur mit 207 Ausstellern nach Hannover.

Osteuropa ist ebenfalls stark vertreten. Die Dürre hat nicht nur in Mitteleuropa ihre Wirkung hinterlassen. Die Ukraine und Russland haben in diesem Jahr rund 20 Millionen Tonnen Weizen weniger geerntet. Dennoch sind die Getreidepreise nicht so gestiegen, wie erwartet. Für die deutschen Ackerbauern aber genug, um Trockenschäden zum Teil kompensieren zu können.  

Schlimmer hat es die Milchbauern erwischt. Die Futterpreise sind enorm gestiegen. Welche Absatzchancen bieten sich dem Milchmarkt 2019? Am Anfang stehen der Landwirt und der Stall. Leitthema der diesjährigen EuroTier ist „Digital Animal Farming“. Die Nutztierhaltung ist bislang in der Digitalisierung nur wenig berücksichtigt worden. Doch Kamerasysteme erfassen den Gang von Milchkühen, erkennen frühzeitig Klauenprobleme, Sensoren ermitteln die Körpertemperatur von Schweinen und die Futterrationen werden individuell nach Bedarf am Computer zusammengemischt.

Die DLG erwartet bis zum 16. November rund 150.000 Besucher.

roRo, Foto: DLG

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