Obst und Gemüse im Klimawandel
Landwirtschaft
O+G-Branche sucht weltweit nach klimaresilienten Sorten
El Nino zeigt es der Landwirtschaft in diesem Jahr wieder einmal deutlich: auf das Wetterphänomen vor der südamerikanischen Pazifikküste führen Wetterexperten Stürme, Überflutungen und Dürren rund um die Welt zu. Die zwei Jahre anhaltende Dürre im südlichen Afrika hat beispielsweise die Trauben aus Südafrika teurer gemacht, stellte die Branche in der letzten Woche fest. In Südamerika werden ganze Obstplantagen durch Starkregen verwüstet. Die Branche mit ihren sensiblen Früchten kennt die Wetterempfindlichkeiten der Freilandgewächse und hat gelernt damit umzugehen. Doch die Ereignisse häufen sich, stellte Thomas Averhoff von der UNIVEG Deutschland auf dem Frische Forum der Fruit Logistica fest .Das Management für den Einkauf wird anspruchsvoller. Kunden merken davon meistens nichts, denn Händler versuchen den leeren Platz in der Obst- und Gemüsekiste mit Ware aus anderen Regionen aufzufüllen. „Wir müssen mit den Produzenten gemeinsam nach Lösungen suchen“, forderte Averhoff. Das betrifft nicht nur die exotischen Früchte aus Übersee. Für tegut-Manager Thorsten Heil sind die Folgen auch vor der Haustür spürbar. Freilandkulturen brauchen immer mehr Bewässerungstechnik. Für die Einzelhandelsgeschäfte steht dabei der Parameter „Produktverfügbarkeit“ auf dem Prüfstand. Gelegentlich nehmen sie den Landwirten auch schon mal Ware mit geringerer Qualität ab.
Wassermangel, verschobene Vegetationszeiten, Staunässe: Pflanzen brauchen künftig neue Anforderungen für das Wachsen im Freiland. Alfredo Miralles vom spanischen Tafeltraubenproduzenten Uvasdoce berichtet von seinem Problem, seine Produkte in der Nähe von Alicante anzubauen. Veränderte Reifzeiten beeinflussen Qualität und Lagerfähigkeit der Trauben. Für die Trauben ist nicht nur der Regen zur falschen Zeit ein Reifeproblem, die Temperaturen zwischen Tag und Nacht gleichen sich immer mehr an, so dass die Pflanzen überhitzen.
Die Anbieter von Tafeltrauben sind weltweit ständig auf der Suche nach neuen Sorten. Um Hitze und Pilzbefall zu vermeiden, sollte die künftige Rebe lockerer aufgebaut sein, so dass zwischen den einzelnen Trauben die natürliche Lüftung besser funktioniert.
Züchter stehen vor großen Herausforderungen. Die Entwicklung einer neuen Gemüsesorte dauert bis zu 20 Jahren. Pieter Gabriels von Bejo Samen fordert Händler auf, so früh wie möglich Wünsche an die Zuchtfirmen weiterzugeben. Mittlerweile geht es nicht nur um neue Resistenzen regional neuer Krankheiten. Wassereffizienz wird bei der Sortenentwicklung eine stärkere Rolle spielen. Hierfür müssen neue Sorten eine bessere Wurzelentwicklung aufweisen, damit sie mit weniger Wasser die gleichen Qualitäten erzeugen können. Krankheitsresistenz und bessere Wurzelentwicklung beenden die Suche nach einer neuen Sorte nicht. Die Pflanze wird danach weiter selektiert. Die Früchte müssen bei Farbe, Geschmack und Lagerfähigkeit auch wirtschaftlichen Anforderungen genügen.
Gabriels betont, dass Bejo Samen ohne Gentechnik auskommt. Die Genvielfalt ist in der Natur so groß, dass alle Anforderungen auch durch konventionelle Züchtung erfüllt werden können. Mit Genomuntersuchungen und Markertechnologie allerdings kann die Entwicklungszeit neuer Sorten um mindestens die Hälfte reduziert werden.
Im Gespräch mit Herd-und-Hof.de kann sich Gabriels eine neue Zusammenarbeit mit den Landwirten vorstellen. Diese arbeiten teilweise schon mit Satellitendaten, um den Ertrag in Abhängigkeit von Wetter, Anbautechnik und Behandlungsmethode gegen Schaderreger zu dokumentieren. Die Saatgut-Beratung kann hier im Sinne von Farming 4.0 mit Sortenberatung und Feedback bei neu eingeführten Sorten effizienter mit den Bauern zusammenarbeiten.
Roland Krieg
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