Obsthandel ist Chefsache

Landwirtschaft

Marokko holt bei Zitrusfrüchten auf

Marokko auf der FL 2018

Marokko hat einen präferierten Zugang zum EU-Markt und exportiert aus dem Agrarsektor vor allem Obst und Gemüse in die EU. Aktuell sind es überwiegend Tomaten, wobei Spanien die Importmengen genau kontrolliert. Beide Länder bieten das gleiche Sortenspektrum an, Marokko darf vor der spanischen Ernte den Markt bearbeiten.

Das nordafrikanische Land gilt umgekehrt als Einfallstor für den ganzen Kontinent Afrika [1]. Für die Fruit Logistica hat Marokko wieder viele Exporteure mit nach Berlin gebracht. Selbst der Landwirtschaftsminister Aziz Akhannouch reiste persönlich an. Das Land exportiert schließlich Lebensmittel im Wert von fünf Milliarden Euro an das Ausland und alleine für drei Milliarden in die EU.

Auf der Nordhalbkugel ist Deutschland der Hauptabsatzmarkt. Deutschland importiert jährlich 390.000 Tonnen Clementinen und 424.000 Tonnen Orangen – aber nur ein Prozent davon stammt aus Marokko. Auf diesem Sektor gibt es noch viel Luft nach oben. Das Land hat seine Produktion von Zitrusfrüchten seit 2012 jährlich um 12 Prozent steigern können und will Orangen und Clementinen vermehrt nach Deutschland liefern.

Das Land dehnt aber auch die Beerenproduktion aus. Mit den klassischen Gartenfrüchten kann eine deutlich höhere Wertschöpfung erzielt werden. Erdbeeren, Blaubeeren und Himbeeren wachsen aktuell auf 5.000 Hektar und gehen überwiegend in die EU. Blau- und Himbeeren sind erst jüngst nach Marokko eingeführt worden. Die Anbauflächen sind mit 280 und 395 Hektar noch überschaubar. Im März des letzten Jahres hat das Landwirtschaftsministerium in der Region Tangers erstmals eine Messe für Beerenfrüchte veranstaltet. Die Stadt Larache liegt im Mündungsgebiet des gleichnamigen Flusses und ist Hauptregion für die Erzeugung von etwa 298.000 Tonnen Beeren. Bis 2020 soll die Jahresproduktion auf 360.000 Tonnen ausgedehnt werden.

Die besonderen Beziehungen zwischen Deutschland und Marokko spiegeln sich im Treffen des Agrarministers mit dem Staatssekretär Dr. Hermann Onko Aeikens beim Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung wider. Der Agrardialog soll mit dem Ausbau der beruflichen Bildung, des Genossenschaftswesens sowie über die Intensivierung des Bioanbaus und -handels gestärkt werden. Marokko hat das gleiche Problem wie andere nordafrikanische und auch viele Staaten südlich der Sahara: Es fehlt an Arbeitsplätzen. In der letzten Zeit hat Marokko die Anreize gestärkt und etwa die Hälfte der neuen Jobs in der Agrarwirtschaft geschaffen, Das soll die Lebensqualität im ländlichen Raum verbessern und der Migration in die Städte oder gar ins Ausland mindern.

Lesestoff:

[1] Fraport jetzt regelmäßig nach Marokko: https://herd-und-hof.de/handel-/zweimal-woechentlich-nach-casablanca.html

Roland Krieg; Foto: roRo

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