Ökobranche steigt aus der CMS-Technik aus

Landwirtschaft

BNN will CMS-freies Saatgut

Pflanzen- und Tierzucht greifen auf Hybride zurück. Werden zwei Inzuchtlinien miteinander gekreuzt steigt in der ersten Generation der Ertrag überproportional an. Dieser Heterosis-Effekt hat den Nachteil, dass er in der zweiten Generation nicht mehr auftritt. Diese Methode ist eine konventionelle Züchtung, die aber in der Biobranche umstritten ist. „Vor allem, weil unter Bio-Bedingungen die Eigenschaften nicht optimal ausgenutzt werden können“, schreibt der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW). Zudem sei diese Züchtungsmethode ein Ausdruck von monopolähnlichen Marktstrukturen in der Pflanzenzucht.

Was ist CMS?

Hinter dem Kürzel CMS steht die Bezeichnung Cytoplasmatisch-männliche Sterilität. Bei der CMS wird die mitochondriale DNS außerhalb des Zellkerns verändert, so dass keine fertilen Pollen mehr entstehen. Raps, Roggen und Mais können sich nicht mehr Selbstbestäuben. Sie können gezielt mit anderen Linien gekreuzt werden. Auch Kohlsorten werden mit CMS-Technik in den Handel gebracht. Durch die Sterilität können sich die Pflanzen auch nicht unerwünscht ausbreiten. Dadurch können die Bauern die Pflanzen aber auch nicht weiter züchten.
Diese Methode ist in der Biobranche besonders umstritten, weil für die Veränderung die Auflösung der Zellwände und das Entfernen des Zellkerns notwendig sind.

Ist CMS Gentechnik?

Nach dem Gentechnikgesetz fällt die CMS-Technik nicht unter die Gentechnik, weswegen sie auch nicht gekennzeichnet werden muss. Die IFOAM, die International Federation of Organic Agriculture Movement, hingegen rechnet die CMS-Technik zur Gentechnik. Die EU-Ökoverordnung erlaubt sie, während deutschen Bio-Anbauverbände „Schwarze Listen“ über CMS-Hybride führen. Eindeutig verboten hat es Demeter in seinen Richtlinien bei Getreide außer Mais. Alternativ sollen samenfeste Sorten verwendet werden, die von den Bauern genutzt werden können und ihre Eigenschaften auch in den Folgegenerationen behalten.

BNN beginnt Ausstieg

Der Bundesverband Naturkost und Naturwaren (BNN) will jetzt aus der CMS-Technik konkret aussteigen und hat alle Bio-Saatguthändler von Kohlsorten entsprechend angeschrieben. Im Auftrag der Anbauverbände sollen die Händler sich bestätigen lassen, dass ihre Lieferanten Kohl ohne CMS-Technik liefern. Die Cytoplastenfusion darf in der Züchtung nicht mehr angewandt werden. Das soll das „absehbare Ende der Cytoplastenfusion im Naturkostbereich“ einläuten. BNN-Geschäftsführerin Elke Röder hofft, dass damit das Angebot von CMS-freiem Saatgut wieder ansteigt. Entsprechende Sorten sollen als „CMS-frei“ gekennzeichnet werden.

Roland Krieg

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