Ökofutter für Puten

Landwirtschaft

Moderne Puten-Hybriden wachsen mit Ökofutter

In der Öko-Geflügelhaltung weisen Futterrationen häufig ein Defizit an essentiellen Aminosäuren auf. Gerade hier stellen aber wachsende Tiere beträchtliche Ansprüche an die Aminosäureversorgung. Die Fachhochschule Weihenstephan hat in einem Forschungsprojekt geklärt, ob Futtermischungen mit geringeren Energiegehalten und weniger essentiellen Aminosäuren, wie Methionin und Lysin, erfolgreich in der ökologischen Tierhaltung eingesetzt werden können.

Puten fressen mehr energieärmeres Futter
Besonders ab 2011 dürfen nach der EU-Ökoverordnung keine Futtermittel mehr eingesetzt werden, die aus dem konventionellen Landbau stammen. Damit müssen Betriebe auf die bewährten Eiweißfuttermittel Kartoffeleiweiß und Bierhefe verzichten. Methionin kann jedoch auch aus Maiskleber und Leinkuchen bezogen werden, der allerdings im Ökobereich nicht ausreichend zur Verfügung steht.
In zwei Exaktversuchen haben die Tierernährer untersucht, ob die gängigen Fütterungsempfehlungen aus der konventionellen Putenmast adaptiert werden können. Das Futter hatte Energiegehalte von weniger als 12 MJ ME und lag damit deutlich unter den Mindestanforderungen. In der Aufzuchtphase wies es 10, in der Mastphase fünf Prozent weniger Methionin und Lysin auf.
Die Tiere haben die geringere Energiezufuhr durch eine höhere Futterzunahme kompensiert. In der Aufzuchtphase nahmen sie bereits vier Gramm Futter mehr am Tag auf. Am Ende der Mastzeit hatten die Hähne mit 720 und die Hennen mit 356 MJ ME ihre Umsetzbare Energie aufgenommen.

Umsetzbare Energie
Die in der Nahrung enthaltene chemische Energie wird als Bruttoenergie bezeichnet und vom Tier aufgenommen. Ein Teil davon wird bereits mit dem Kot wieder ausgeschieden. Im Körper verbleibt die „Verdauliche Energie“. Hiervon werden wiederum die Energiegehalte abgezogen, die mit dem Harn den Körper verlassen. Was hierbei übrig bleibt, ist die Umsetzbare Energie (ME). Bei monogastrischen Tieren ist das die Höchstmenge an Energie, die der Erhaltung der Lebensfunktionen und der Neubildung von Fetten oder Protein zur Verfügung steht. Die ME ist beim Geflügel experimentell leichter zu bestimmen, weil Kot und Harn gemeinsam ausgeschieden werden.
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Allerdings gab es genetische Unterschiede und nicht alle Tiere konnten genügend Futter aufnehmen, um eine vergleichbare Lebendentwicklung zu erzielen. Die moderne BIG 6-Hybride wies dabei die effektivste Futterverwertung auf. Je Kilogramm Zuwachs nahmen die Tiere zwischen 190 und 410 g Futter weniger auf.

Die Erwartungen getroffen
Mit den Versuchen konnte nachgewiesen werden, dass eine Putenmast mit modernen Hybriden auch nach EU-Ökoverordnung möglich ist. Wachstumspotenzial und Fleischbildungsvermögen entsprachen den Erwartungen der Zuchtunternehmen. Wechselwirkungen zwischen Herkunft und Fütterung, so genannte Genotyp-Umwelt-Interaktionen, werden nicht erwartet. Auch nicht, obwohl ausschließlich pflanzliche Proteinträger verwendet wurden. Fazit: Herkünfte mit hohem Wachstumspotenzial und hohem Fleischbildungsvermögen sind auch für eine ökologische Mastputenhaltung geeignet.

Lesestoff:
Die Schlussberichte der im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau bearbeiteten Forschungsprojekte werden in der Datenbank „Organic Eprints“ veröffentlicht. Diese sind über http://forschung.oekolandbau.de abrufbar. Die Arbeit über die Putenfütterung finden Sie direkt auf http://orgprints.org/10902

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