Ökolandbau findet nur geteilte Liebe
Landwirtschaft
Ökolandbau nur begrenzt stärken
Es sollen einmal 20 Prozent Anteil Ökolandbau werden. Aktuell sind es 6,1 Prozent und das Ziel scheint in weiter Ferne. Dennoch steigt der Umsatz mit Biolebensmittel, doch die kommen verstärkt aus dem Ausland. Deshalb will die SPD den Ökolandbau stärker gefördert wissen. In einem zweiten Antrag forderte sie die Bundesregierung auf, den Weltagrarbericht zu unterzeichnen und sich auf der EU-Ebene für den Ökolandbau als Element der Gemeinsamen Agrarpolitik stark zu machen.
Keine Subventionsabhängigkeiten schaffen
„Zweifelsohne“ sei der Ökolandbau „eine nachhaltige und umweltschonende Form der Landwirtschaft“, bestätigte Hans-Georg von der Marwitz (CDU/CSU). Doch eine dauerhafte Subventionierung schaffe Abhängigkeiten. Die Ökobetriebe leiden unter sinkenden Erzeugerpreisen. Brandenburg könne sich beispielsweise die Kofinanzierung nicht mehr leisten. Sinnboller wäre der Aufbau regionaler Veredlungs- und Vermarktungsstrukturen, die sowohl der ökologischen als auch der konventionellen Landwirtschaft zugute kämen.
In der Bundestagsdebatte rechnete Dr. Christel Happach-Kasan (FDP) vor: Zusätzlich zu den EU-Direktzahlungen erhalten die Betriebe je nach Bundesland zwischen 150 und 204 Euro je Hektar zusätzlich. Bei Gemüse und Dauerkulturen sind mit 360 und 700 Euro je Hektar die Finanzierungssätze noch höher. Zudem liegen die Gewinne der Ökobetriebe nach Auswertung der Betriebsgewinne auf 60.000 Euro, während die konventionellen Betriebe bei 54.000 Euro liegen. Happach-Kasan plädiert für einen Kompromiss der Bewirtschaftungsformen, ohne dass die jeweiligen Positionen aufgegeben werden müssten. So müssten die konventionellen Betriebe ihre Nitratausträge mindern und die Ökobetriebe ihre Erträge „wesentlich“ steigern. Vor diesem Hintergrund sollte die Ökobranche ihr Dogma gegen die grüne Gentechnik aufgeben. Resistenzen gegen Schadorganismen und höhere Erträge durch Hybridzüchtung sollten nicht abgelehnt werden, nur „weil zu Zeiten von Steiner diese Methoden noch nicht bekannt waren“.
Zeichen setzen
Für Heinz Paula (SPD) sollte die Bundesregierung angesichts der Demonstration zur Grünen Woche Zeichen setzen. Es gehe nicht nur um die ökologische Produktionsweise, sondern auch um die Vermeidung negativer Auswüchse konventioneller Fleischproduktion mit „verheerenden“ Zuständen für die Menschen in den Schlachtbetrieben. „Deutschland verkommt zum Billigland für Schlachtungen und Fleischproduktion.“ Der Bundesregierung fehle ein Gesamtkonzept für eine „systematische Zielförderung der ökologischen Landwirtschaft“. Förderungslücken könnten durch ein öffentliches Beschaffungsprogramm verringert werden.
Für Cornelia Behm (Bündnis 90/Die Grünen) ist eines der Hauptprobleme die fehlende Umstellungsbereitschaft für Landwirte. Der Ökolandbau sei keine „Spielwiese für naturverliebte Träumer, sondern volkswirtschaftlich sinnvoll“. Wer in die Umstellung fördert erhalte 30 Prozent mehr Arbeitsplätze auf dem Land.
Die ökologische Landwirtschaft ist Teil der großen Kreislaufwirtschaft, führte Alexander Süßmair (Die Linke) an: „Kreislaufwirtschaft, Wachstumskritik, nachhaltige Ernährung, Recht auf Nahrung und artgerechte Tierhaltung gehören zusammen! Welthandelspolitik, Tierschutzpolitik, Ernährungs- und Landwirtschaftspolitik sind Facetten derselben Medaille.“
Während der Antrag zur Förderung der ökologischen Landwirtschaft in die Ausschüsse verwiesen wurde, endete der Antrag auf Unterzeichnung des Weltagrarberichtes und mehr Ökolandbau in die EU-Agrarpolitik einzubringen durch die Stimmenmehrheit von CDU/CSU und FDP.
Roland Krieg