Ökolandbau in der Berufsbildung

Landwirtschaft

Ökoausbildung zwingend notwendig oder unnötiger Ballast?

Sollen die Grundlagen des ökologischen Landbaus stärker in der landwirtschaftlichen Berufsbildung berücksichtigt werden? Und wenn ja, wie ließe sich das praktisch umsetzen? Diese und weitere Fragen wurden auf einer Fachtagung des Projektes bio-offensive und des Vereins AgrarBündnis e. V. Anfang Dezember in Fulda kontrovers diskutiert. Hintergrund der zweitägigen Veranstaltung ist ein Beschluss der Agrarministerkonferenz vom April 2014, auf der sich die Landwirtschaftsminister der Länder für eine stärkere Berücksichtigung des Ökolandbaus im Rahmenlehrplan der Landwirteausbildung ausgesprochen haben.

Demgegenüber steht eine bundesweite Umfrage, dass in der landwirtschaftlichen Berufsbildung Ökolandbau kaum stattfindet und Teile der landwirtschaftlichen Praxis dies bemängeln. Dr. Karl Kempkens von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen sprach sich klar für eine stärkere Berücksichtigung des Ökolandbaus im Unterricht aus. Er berief sich auf eine Studie des Deutschen Bauernverbandes (DBV), nach der sich etwa 15 Prozent der Landwirte eine Umstellung auf ökologischen Anbau vorstellen könnten. Und obwohl der Anteil der Bio-Betriebe schon heute bei über acht Prozent läge, könne die Nachfrage nach deutschen Bio-Lebensmitteln bei weitem nicht gedeckt werden. „Das heißt doch, dass es nicht mehr um eine Nische geht, sondern um einen lukrativen Markt, der für die Betriebsleiter von morgen viele Chancen birgt“, sagte Kempkens.

Stefan Heym, Referatsleiter im Bundeslandwirtschaftsministerium, und Martin Lambers, Bildungsreferent des DBV, betonten, dass es keinen Bedarf für eine Anpassung der Lehrpläne gäbe. Schließlich seien in den aktuellen Lehrplänen bereits 80 Stunden für alternative Bewirtschaftungsformen vorgesehen. Diese Stunden müssten nur mit Leben gefüllt werden.

Dass es bereits gelungene Konzepte zur Umsetzung gibt, zeigte Martin Maier-Walker, der an der Fachschule in Rendsburg das Pflichtwahlfach Ökolandbau unterrichtet. Gemeinsam mit Kollegen bearbeitet er das Thema bewusst in einem zweiwöchigen Block, um den ganzheitlichen Ansatz des Ökolandbaus vermitteln zu können. Dazu gehöre auch der Besuch mehrerer Praxisbetriebe. Vor allem durch den längeren, engen Kontakt zu Praktikern würden viele Schüler nach anfänglicher Skepsis einen anderen, durchaus anerkennenden Blick auf die ökologische Landwirtschaft bekommen. Er zitierte einen Schüler mit der Aussage: „Keines meiner Vorurteile gegenüber dem Ökolandbau wurde bestätigt.“

Dass auch andere Bundesländer bereits aktiv daran arbeiten, ökologische Inhalte im Unterricht stärker zu verankern, unterstrichen die Vertreter der Länder. So sei in Bayern unter anderem eine Anpassung der Lehrpläne angeordnet worden und darüber hinaus eine umfassende Fortbildung der Lehrkräfte vorgesehen. In Hessen sei bereits zum 1. August 2014 das Lernfeld Ökologischer Landbau in die Lehrpläne der Fachschulen aufgenommen worden. Auch in Niedersachsen setze man auf die Fortbildung der Lehrkräfte und die Erarbeitung neuer Unterrichtsmaterialien zum Ökolandbau.

In der abschließenden Diskussion waren sich die meisten Teilnehmer einig, dass Inhalte aus dem Ökolandbau stärker in die landwirtschaftliche Berufsausbildung integriert werden müssen. Dafür bedürfe es jedoch einer zentralen Koordination, in der zum Beispiel festgelegt wird, wie die Lehrpläne, die Fortbildung der Lehrkräfte und die benötigten Unterrichtsmaterialien konzipiert sein sollten.

Jürgen Beckhoff, www.aid.de

Zurück