Ökolandbau wird nicht vergoldet
Landwirtschaft
Ökolandbau: Bund sieht Vorteile, aber keinen Goldstandard
Der Rat für Nachhaltige Entwicklung hat vor kurzem für den Ökolandbau einen „Goldstandard“ empfohlen, weil er die Agrarwende nachhaltig gestalten könnte. Die Bundesregierung sieht aber trotz Vorteile des Ökolandbaus keine exponierte Position, die einen „Goldstandard“ verdiene. Das geht aus der Antwort auf eine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hervor.
Nur ein leichtes Plus
Im Bereich der Biodiversität schneide der ökologische Landbau
„gleich oder etwas besser“ als der konventionelle ab, teilte die Bundesregierung
mit. Gegenüber dem integrierten Anbau sind die Stickstoffausträge geringer. In
beiden Bewirtschaftungssystemen sei noch Verbesserungspotenzial vorhanden.
Eindeutige Vorteile gibt es für die Gewässer. Nach
Angaben der Bund-Länder-Arbeitsgemeinschaft werden diese hauptsächlich von
Herbiziden belastet, die im ökologischen Landbau nicht verwendet werden. Bei
der Bodenfruchtbarkeit sieht die Bundesregierung wiederum keine Unterschiede zwischen
den Systemen. Sie werde nicht nur durch den Humusgehalt, sondern auch durch die
Fruchtfolge, Bodenbearbeitung und Düngung bestimmt. Eindeutige Vorteile gibt es
aber bei der Entwicklung des ländlichen Raumes, da der Ökolandbau mit seiner „besonders
nachhaltigen Wirtschaftsweise“ diese vorantreibt.
Trotzdem reiche es nicht für einen „Goldstandard“. Der
Rat hatte vorgeschlagen, 20 Prozent der agrarbezogenen Forschungsförderprogramme
für den ökologischen Landbau zu reservieren. Doch stehe bei der Auswahl der
Förderung „nicht die Methode, sondern die wissenschaftliche Exzellenz und problemorientierte
Eignung eines Ansatzes im Vordergrund.“ Es sind sowohl auf nationaler als auch
auf europäischer Ebene keine besonderen Förderprogramme geplant. Bei der
Agrarreform werde der Ökolandbau über die Agrarumweltmaßnahmen ausreichend im
Rahmen eines „Standardangebots“ gefördert. Der Bund verweist aber auf seine
markstützenden Maßnahmen, zur Befriedigung der Nachfrage. So wurden in den letzten
vier Jahren 220.000 Euro für die Bildung von Erzeugerzusammenschlüssen
ausgegeben. Im Jahr 2010 gab es 56 dieser Organisationen.
Grüne kritisieren Ignoranz
Cornelia Behm, bündnisgrüne Sprecherin für ländliche Entwicklung, wirft angesichts der Antworten der Bundesregierung Ignoranz gegenüber den Empfehlungen des Nachhaltigkeitsrats vor. Die nur geringen Vorteile widersprächen nationalen und internationalen wissenschaftlichen Ergebnissen der letzten Jahre. „Der schonende Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen und damit die Zukunftsfähigkeit des Agrarstandortes Deutschlands wird den Interessen der Agrarindustrie geopfert“, erklärt Behm. Sie bedauert, dass das Agrarministerium aus den vorgelegten Empfehlungen keinen Handlungsbedarf erkenne.
Roland Krieg