Ökologische Bienenhaltung
Landwirtschaft
Heterogener Markt für Öko-Honig
Ökologischer erzeugter Honig ist ein begehrtes Produkt. Aber selten. Insgesamt sind die Märkte auf der Welt sehr heterogen und befinden sich in verschiedenen Entwicklungsstadien, wie die Tabelle zeigt, deren Zahlen vom Schweizer Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) stammen , die Dr. Salvador Garibay auf der BioFach vorstellte:
In Italien und Rumänien hat die ökologische
Bienenhaltung lange Tradition, in Deutschland ist sie recht kleinteilig und der
Gesamtmarkt wird von Hobby-Haltern geprägt. Polen gehört zu den Ländern, die
erst vor kurzem mit der ökologischen Honigerzeugung begonnen haben.
Bio-Imker halten aber auf jeden Fall mehr
Völker. Im europäischen Durchschnitt sind es 130 Bienenvölker je Imker, während
in der konventionellen Imkerei lediglich 23 Völker gehalten werden. Für Dr.
Garibay ist das ein Zeichen für die Professionalisierung der Honigerzeugung.
Deutschland spielt nach seinen Angaben eine weltweite Schlüsselrolle, denn es
ist das Land, das den meisten Bio-Honig importiert. Aus anderen EU-Ländern und
aus Lateinamerika.
Zu bedeutenden Honigerzeugern europäischer
Nicht-EU-Länder zählen die Türkei mit 115.000 Bienenvölkern und Platz 10 in der
Weltrangliste des Öko-Honigs, die Schweiz mit einem hohen Anteil an Bio-Imkern
(3,5 Prozent und 6.000 Völker) sowie Mazedonien, wo 29 Prozent der Imker
biozertifiziert sind.
Weltweit bietet Afrika ein gutes
Honigpotenzial, wo allerdings die Erzeugung ausschließlich auf einzelne private
Initiativen zurückgreift. Die „großen Player“ sind in Asien mit China, Indien,
Thailand und Vietnam – überwiegend dort die konventionelle Honigerzeugung. Die
ökologische Produktionsvariante stecke dort noch im Anfangsstadium.
Der meiste Öko-Honig kommt schließlich aus
Lateinamerika und vor allem aus den drei Ländern Brasilien, Argentinien und
Chile. In Brasilien erzeugen manche Großimker bis zu 1.000 Tonnen im Jahr, in
Argentinien produzieren 57.600 Öko-Bienen 830 Tonnen.
Das Fazit: Ein sehr heterogener Markt, der
sich erst richtig zu entwickeln beginnt, aber trotz Öko-Zertifizierung den
Imkern nicht immer kostendeckende Preise bringt.
Honig nur für die kleinen Flächen
Hugo Valdés von der Cooperativas Sin
Fronteras aus Costa Rica kennt die Hemmnisse der ökologischen Honigerzeugung.
Gerade in den großräumigen Regionen in Lateinamerika ist die Infrastruktur für
eine Markterschließung mangelhaft. Oft muss im Winter zugefüttert werden, was
den Ertrag bei kleinerer Honigausbeute zusätzlich schmälert.
Mexiko liegt mit 56.000 Tonnen Honig auf dem
6. Platz der Rangliste und mit 25.000 Tonnen auf dem Dritten der Exportliste.
Die hohe Biodiversität und hohe Anzahl an Kleinbauern prädestiniert das Land
für die Honigerzeug, erklärt Manfred Fürst vom Anbauverband Naturland. 1.150
Tonnen Honig sind ökologisch zertifiziert. 443 Imker und 291 in Umstellung
befindliche Imker halten 46.318 (plus 8.629 in Umstellung) Bienenvölker.
Allerdings bedroht die Ausdehnung der Intensivlandwirtschaft und der Anbau von
gentechnisch veränderten Pflanzen die Erzeugung von Öko-Honig.
Problem GVO
Bio-Honig und grüne Gentechnik schließen
sich aus. Erlaubt ist ein Anteil von 0,9 Prozent gentechnisch veränderter
Pollen, wenn der von einer Pflanze stammt, die in der EU zugelassen ist, führt
Bernadette Oehen vom FiBL aus. Ohne EU-Zulassung darf kein Pollen im Honig
sein, was nach Oehen die EU auch beibehalten will.
Wie schwierig das vor allem in kleinräumigen
Agrarstrukturen ist, zeigte Oehen auf einer Karte der Schweiz. Honig kann als
Ökohonig zertifiziert werden, sind im Umkreis von drei Kilometern um den
Bienenstock nur konventionelle Pflanzen ausgesät. Im Umkreis eines Kilometers
müsse der Imker aber schon bis zu 26 Bauern nach ihren Aussaatplänen befragen,
weil er so viele Nachbarn hat.
Die Diskussion ist für die Imker vor allem
deshalb noch nicht zu Ende, weil ihr Anliegen in der Koexistenzdebatte keine
Berücksichtigung findet. Weltweit ist es das gleiche Problem, weil der Anbau
von gentechnisch veränderten Pflanzen steigt.
Deshalb wollen die sich die Imker auch
besser vernetzen. In Mexiko wird es im Jahr 2012 den zweiten Weltkongress der
ökologischen Bienenhaltung geben.
roRo
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