Ökologischer Landbau als Allheilmittel?

Landwirtschaft

Getrennt oder gemeinsam?

Nachdem Anfang März eine Studie die Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln um bis zu 43 Prozent je Betrieb aufgezeichnet hat [1], gab es danach eine Studie, die den Ökolandbau als alleinige Alternative zur konventionellen Landbewirtschaftung untersucht hat [2].

Nur noch Öko?

Oft wird im Hinblick auf Pestizide gefordert, dass die Landwirtschaft allgemein umgebaut werden solle, weg von der konventionellen, zum Teil industrieähnlichen Produktion und hin zum ökologischen Landbau. Die Frage ist dabei: Kann der ökologische Landbau allein den wachsenden Bedarf der Weltbevölkerung an Lebensmitteln decken? Dem ging ein Forschungsteam in einer Übersichtsstudie nach und untersuchte die Vor- und Nachteile der ökologischen Landwirtschaft in Bezug auf die Produktion von Nahrungsmitteln, die Auswirkungen auf die Umwelt sowie die Vor- und Nachteile für Produzenten und Verbraucher.

Im Umweltschutz (fast) unschlagbar

In Fragen des Umweltschutzes hat der ökologische Landbau ganz klar viele Vorteile, sowohl bei der Artenvielfalt als auch bei der Reinhaltung von Wasser und der Gesunderhaltung von Böden, insbesondere durch den begrenzten Einsatz von Düngern und Pestiziden. Zudem können Böden, die nach den Regeln des ökologischen Landbaus bewirtschaftet werden, mehr Kohlenstoff speichern und sind besser vor Erosion geschützt.

Auch beim Klimawandel kann die ökologische Landwirtschaft punkten: Durch die Vermeidung von Mineraldünger, der mittels energieintensiver Verfahren hergestellt wird, kann hier CO2 eingespart werden. Bei den anderen Treibhausgasen wie Lachgas (N2O) und Methan (CH4) sieht die Bilanz etwas gemischter aus. So sind die N2O-Freisetzungen per Ertragseinheit höher als bei der konventionellen Landwirtschaft, namentlich durch den geringeren Ertrag. Gleichzeitig sind sie aber per Flächeneinheit wiederum niedriger als bei der konventionellen Landwirtschaft.

Geringere Erträge und hohe Preise

Bei den Erträgen ist der ökologische Landbau der konventionellen Landwirtschaft allerdings klar unterlegen. Die Untersuchungen zeigen hier Lücken von fünf bis zu 40 Prozent je nach angebauter Feldfrucht. Sollte die Welternährung mit ökologischem Landbau erzeugt werden, müsste wesentlich mehr Fläche dafür verwendet werden als es bei der konventionellen Landwirtschaft der Fall ist, was sich wiederum negativ auf die Naturräume auswirken würde. Gründe für die niedrigeren Erträge sieht das Forschungsteam unter anderem in der Verwendung von Sorten, die eigentlich für den konventionellen Landbau gezüchtet wurden. Zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit der ökologischen Landwirtschaft wären neue, speziell hierfür gezüchtete Sorten von Vorteil.

Plus/Minus bei sozialen Fragen

Im Hinblick auf die Bedingungen für Landwirte und Verbraucher gibt es ebenfalls Vor- und Nachteile. Bauern, die ökologische Landwirtschaft betreiben, sind besonders in Entwicklungsländern oftmals in Kooperativen organisiert, profitieren von sozialen Netzwerken, bewahren traditionelles Wissen und erhalten durch die Zertifizierungsagenturen Zugang zu Gesundheitsprogrammen und ähnlichem.

Letztlich wird die Gesundheit der Arbeiter durch den verringerten Einsatz von Pestiziden geschont und somit auch die Gesundheit der Verbraucher, da die Produkte weniger belastet sind und zumindest im Bereich der sekundären Pflanzenstoffe auch höhere Mengen besitzen als konventionell hergestellte Produkte. Allerdings führen die höheren Preise, die unter anderem geringere Erträge in der ökologischen Landwirtschaft ausgleichen sollen, dazu, dass ökologisch erzeugte Produkte längst nicht für jeden erschwinglich sind.

Gemeinsam sind sie stark

Letztlich kann die ökologische Landwirtschaft alleine nicht das Lebensmittelproduktionssystem der Zukunft sein und die Weltgemeinschaft mit Lebensmitteln versorgen. Sie bietet einen wichtigen Weg, um umwelt- und sozialverträglich Nahrungsmittel zu produzieren. Allerdings ist das jeweils von den örtlichen Umständen abhängig und es müssen in einigen Bereichen weitere Verbesserungen stattfinden, um ihre Erträge zu steigern. Das Forschungsteam weist darauf hin, ökologische und konventionelle Landwirtschaft daher nicht als Gegensätze zu betrachten, sondern als Partner. Eine Steigerung der ökologisch bewirtschafteten Anbaufläche sowie von konventionell arbeitenden Landwirten vermehrt übernommene ökologische Praktiken wären die nächsten Schritte hin zu einer umweltverträglicheren, nachhaltigeren und gerechteren Lebensmittelproduktion.

Lesestoff:

[1] Lechenet, M. et al. (2017): Reducing pesticide use while preserving crop productivity and profitability on arable farms. In: Nature Plants 3, 17008 (1. März 2017), doi:10.1038/nplants.2017.8

[2] Seufert, V. und Ramankutty, N. (2017): Many shades of grey – The context-dependent performance of organic agriculture. In: Science Advances, (10. März 2017), doi:10.1126/sciadv.1602638

Redaktion Pflanzenforschung / roRo

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