Österreich denkt über Ertragsversicherung nach

Landwirtschaft

Wüstentage in Österreich erfordern neue Versicherung

Mit elf Wüstentagen, die sich durch Temperaturen mit über 35 Grad Celsius auszeichnen, schreibt Österreich schon einen neuen Wärmerekord. Seit Beginn der Messungen im Jahr 1767 war nie ein Juni heißer als in diesem Jahr. „Während bei diesen Fakten die Tourismusbranche jubelt, leidet die Landwirtschaft mt schwerwiegenden Folgen weiter unter der extremen Gluthitze“, beklagt sich Dr. Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung. Die Dürreschäden sollen sich bislang auf rund 100 Millionen Euro belaufen und bis Ende Juni kamen Hagelschäden in Höhe von 30 Millionen hinzu.

„Die Schäden sprengen jede wirtschaftliche Nachhaltigkeit und gefährden die Betriebe“, sagt Hermann Schultes, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich. Die bestehenden Versicherungen reichen nicht mehr aus. Sie sind hauptsächlich auf Hagel, teilweise Dürre oder Hochwasser ausgerichtet. „In den USA ist die öffentliche Unterstützung von Einkommens- und Ertragsversicherungen mit Abstand die größte Maßnahme der US-Agrarpolitik“, vergleicht Schultes. Das könne ein Vorbild für Europa werden. Die Direktzahlungen werden immer weniger, der Klimawandel hingegen verschärfe die Situation auf den Feldern. Auf lange Sicht würden Produktionszweige mit hohen Kosten wie Mais, Kartoffeln, Gemüse, Zuckerrüben oder Obst sowie die Tierhaltung durch risikoärmere Kulturen wie Wintergetreide abgelöst. Damit die Bauern die Verbraucher weiterhin mit allen Produkten versorgen können, müssen neue Versicherungswege her. Schon im „Jahrhundertsommer 2013“ hatte der EU-Ministerrat die Dürreversicherung mit Mitteln aus dem Katastrophenfonds unterstützen wollen. Dazu fordert Schultes auch eine steuerlich befreite Risikoausgleichsrücklage.

Schultes will aber auch Vorsorge. Dazu gehört eine ordentliche Humuswirtschaft, die Kohlendioxid in den Boden bindet, und eine starke Reduzierung der Flächenversiegelung.

Roland Krieg

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