Österreich muss sparen
Landwirtschaft
Österreich: Ökologie darf Betriebe nicht belasten
Österreich hat sich im Agrarbereich ein Sparprogramm auferlegt, dass Bauernbund und die Landwirtschaftskammer Österreich mittragen müssen. Auf der Grünen Woche in Berlin sagte Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich, dass die Sparmaßnahmen in Höhe von 240 Millionen Euro bis zum Jahr 2015 einige Projekte im ländlichen Raum sowie Institutionen wie die Agrarmarkt Austria (AMA), Verbände und Kammern betreffen.
Balance zwischen Markt und Ökologie
Trotzdem haben auch Österreichs Agrarexporte die
Wirtschaftskrise stabil überstanden. Die Handelsbilanz war bei neun Milliarden
Euro für Exporte und 9,4 Milliarden Euro Importen noch nie so ausgeglichen. Der
Wert der Lebensmittelexporte stieg gegenüber dem Vorjahr um 16,1 Prozent
gegenüber dem Vorjahr und zeigte die zweithöchste Steigerungsrate seit dem
EU-Beitritt, teilte die AMA mit. Besonders expandierten die Exporte in die
Schweiz und nach Italien, erläuterte Berlakovich: „Wir sind Bio-Weltmeister und
Käsespezialisten!“
Trotzdem üben Handel und Konsumenten Druck auf die
Bauern aus, immer mehr Qualitätsware zu liefern. Daher dürfen die Bauern nicht
übermäßig belastet werden. Von der EU-Seite drohe mehr Bürokratie. So sind die
sieben Prozent ökologische Vorrangfläche, die auch von Bauernbund, der
Landwirtschaftskammer und dem Ministerium als „Stilllegungsfläche bezeichnet
wird“, immer noch nicht klar definiert. Gerhard Wlodkowski, Präsident der
Landwirtschaftskammer (r. im Bild), fürchtet, dass es, wenn es bei den Vorschlägen von
Ciolos bleibt, darüber gestritten wird, welche Büsche in welchem Umkreis von
einem Bach entfernt werden dürfen und wie das Prämiensicher zu messen und zu
kontrollieren ist.
Aber auch die Forderungen nach mehr Ökologie können
Österreichs Bauern belasten. So war eine Düngerabgabe im Gespräch, die bei
steigenden Betriebsmittelpreisen eine zusätzliche Abgabe für die Betriebe
gewesen wäre. Zur Disposition stand auch nach Minister Berlakovich der Zuschuss
zur Hagelversicherung. Das wurde abgewendet, weil die Hagelversicherung ein
Mittel der Risikoabsicherung für die Bauern bedeute. Ohne Versicherung würden
sie im Schadenfalle nach staatlicher Entschädigung rufen.
Ähnlich wie Deutschland sieht sich Österreich als
Vorreiter von Umwelt- und Arbeitsstandards in der Landwirtschaft. Das Alpenland
habe mit dem Health Check und Natura 2000 schon mehr als andere Mitgliedsländer
umgesetzt.
Daher will Berlakovich die Grüne Woche nutzen,
Allianzen gegen die Vorschläge aus Brüssel zu schmieden. Im Wesentlichen sind
die Positionen Deutschlands und Frankreichs den eigenen ähnlich, so
Berlakovich.
Wirtschaft sichern
Bei allen Sparmaßnahmen und im Rahmen der Agrarreform
will Österreich seine Landwirtschaft wirtschaftlich am Leben erhalten. Ohne
Zahlungen gebe es keine Bauern und ohne Bauern gebe es eine Importabhängigkeit
des Landes, erläutert Berlakovich. Jede Investition in die Landwirtschaft ziehe
fünf Euro weitere Investitionen nach sich.
Für Bauernbund-Präsident Jacob Auer (l. im Bild) bedeutet Wirtschaft
Steuereinnahmen und Beschäftigung und Landwirtschaft ist die Wirtschaf auf dem
Land. Sparpakete werden nur solange mitgetragen, so lange sie ausgewogen sind. „Budget
ist der Treibstoff“, für die Landwirtschaft. Statt Flächen zu extensivieren
wäre eine Eiweißstrategie für heimische Futtermittel die bessere Lösung.
Roland Krieg
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