Ohne Wasser kein Leben

Landwirtschaft

Nachhaltiges Wassermanagement ist Pflicht

Wasser gilt Astronomen als das Zeigermedium für Leben auf anderen Planeten. Der Planet Erde hat zwar eigentlich genug davon, aber 71 Prozent sind salziges Meerwasser. Deutschland hat nach einigen Dürrejahren die Nutzung von Wasser wegen Mangel aus Flüssen und Oberflächengewässer schon temporär eingeschränkt. Langsam wird auch den Bundesbürgern in einem humiden Klima bewusst, das Wasser keine Selbstverständlichkeit ist. Die Wassernutzung steigt weltweit um rund ein Prozent pro Jahr. Wasser wird zwar nicht „verbraucht“, aber durch Verschmutzung in allen Arten unbrauchbar gemacht, verschwendet und zunehmend zu einem Risiko für Konflikte um Wasserrechte.

Weltwassertag

Heute stellen die Vereinten Nationen den neuen Weltwasserbericht vor und wird mit Mahnungen nicht sparen. Schwerpunkt ist das Thema, welchen wirklichen Wert Wasser in der Bepreisung von Gütern hat, die mit Wassernutzung hergestellt werden.

Wenn jetzt die ersten Frühkartoffeln aus Ägypten im deutschen Lebensmitteleinzelhandel landen, stammen sie aus einem Gebiet mit hohen Wasserrisiken, betont Juliane Vatter vom WWF. Rundum das Nildelta gibt es heute bereits eine Wasserknappheit und die Verlagerung in die Wüste nutzt Wasserreserven, die mitunter fossilen Ursprungs sind. Weltweit dehnen sich Anbaugebiete von Obst und Gemüse in neue Regionen aus beziehen diese in künftige Regionen mit Wasserprobleme mit ein.

Zulieferer, Händler und Produzenten sollen gemeinsam nachhaltige Wassernutzungsstrategien vor Ort entwickeln. Die Edeka mache das in Kooperation mit dem WWF bei Obst und Gemüse vor, erklärt Vatter zum Weltwassertag 2021. Effiziente Bewässerungstechnologien und Kooperation aller Wassernutzer seien ein guter Anfang zur Wassereffizienz [1].

Das Thema in der Nachbarschaft

Seit 30 Jahren setzen sich Landwirte zusammen mit der Wasserwirtschaft in Wasserschutzkooperationen erfolgreich für den Gewässerschutz ein. Die gute Zusammenarbeit über diesen langen Zeitraum bildet am diesjährigen Weltwassertag den Anlass für die Unterzeichnung eines neuen 12.-Punkteprogramms, mit dem die nordrhein-westfälische Landwirtschaft, der Gartenbau und die Wasserwirtschaft gemeinsam mit dem Umweltministerium in NRW die Grundlage für die Weiterentwicklung dieser Kooperativen legen. In klaren Regeln verständigen sich die Partner darauf, wie die Zusammenarbeit organisiert und finanziert werden soll, damit die hohe Qualität des Grundwassers in NRW dauerhaft gesichert werden kann und eine nachhaltige regionale Erzeugung von Lebensmittel möglich ist. Wasserschutz und landwirtschaftliche Erzeugung schließen sich nicht aus, sondern es wird regional nach den besten Lösungen gesucht, mit denen sich die Ziele verbinden lassen. So bleiben Zwischenfrüchte im Winter auf dem Feld und reduzieren den oberflächlichen Wasserabfluss sowie die Auswaschung von Nährstoffen ins Grundwasser.

Nährstoffe aus dem Wasser holen

Beim Projekt Drainfit wird in Mecklenburg-Vorpommern ein Graben von 20 Meter Länge, vier Meter Breite und zwei Meter Tiefe ausgehoben und mit Holzhackschnitzel befüllt. Der Graben ist so angelegt, dass er zwischen Feldabfluss und Drainage platziert ist. Die sind für Bakterien eine sehr gute Futterquelle und verstoffwechseln Stickstoff und Phosphor, so dass allein die Nitratfrachten um 50 bis 90 Prozent reduziert werden. Die Mikroben sind auch im Winter aktiv. Die Holzhackschnitzel müssen nur alle zehn bis 15 Jahre ausgetauscht werden. Das System kommt aus den USA.

Brandenburg

Brandenburg verfügt aktuell über ausreichende Grundwasservorkommen zur Trinkwassergewinnung und Versorgung von Gewerbe und Industrie. Das gilt sowohl für die Wassermenge als auch in puncto Wasserqualität. Das Trinkwasser in Brandenburg wird zu zirka 90 Prozent aus Grundwasser gewonnen. Im Jahr 2016 verbrauchten die Brandenburgerinnen und Brandenburger 111,4 Liter Trinkwasser pro Einwohner und Tag. Das sind 12 Liter weniger als im Bundesdurchschnitt. Aber: Nach drei Dürrejahren in Brandenburg ist der Klimawandel deutlich spürbar: Bäche fallen trocken, Seewasserspielgel sinken, Moore und Feuchtgebiete gehen verloren. In den sommerlichen Trockenperioden wächst der Bedarf der Landwirtschaft nach Wasser zur Bewässerung ihrer Kulturen – ebenso in städtischen Grünflächen, Kleingärten oder Eigenheimen. Gleichzeitig zieht die Metropolenregion Berlin-Brandenburg Industrie und Gewerbe an sowie immer mehr Menschen, die dort leben und arbeiten möchten.

Umweltminister Axel Vogel: „Eine geplante Großansiedlung wie Tesla zeigt, dass sich die damit verbundenen Herausforderungen durch eine Kommune oder ihren Zweckverband alleine kaum bewältigen lassen, sondern übergreifende regionale Lösungen gefragt sind. Deshalb hat unser Ministerium im Sommer 2020 die Arbeitsgruppe ‚Wasserperspektiven östliches Berliner Umland‘ ins Leben gerufen. Nur wenn wir Wasserprobleme aus dem Blickwinkel einer ganzen Region angehen, lassen sich die vielschichtigen Interessen und Nutzungsansprüche an das Wasser miteinander verhandeln und ausgleichen.“

Bayern

Bayern hat beim Thema Wasserversorgung ein klares Süd-Nord-Gefälle. Um die Produktion von heimischem Obst und Gemüse langfristig zu sichern, muss ein nachhaltiges Bewässerungssystem geschaffen werden. Dafür sollen auf lange Sicht stärker Oberflächengewässer statt Grundwasservorkommen genutzt werden, sagt Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber. Flüssen soll, wenn sie im Winter hohe Wasserstände aufweisen, Wasser entnommen und in Becken für die spätere Bewässerung gespeichert werden. Bereits 2018 wurde dafür zusammen mit dem Umweltministerium der Aktionsplan Bewässerung installiert.

Auch der laufende Waldumbau wird zunehmend durch Trockenheit und Dürre beeinträchtigt. Seit Frühjahr 2020 fördert deshalb das Forstministerium auch die Bewässerung von Forstkulturen, wenn die klimatoleranten Bäumchen in der sensiblen Anwuchsphase aufgrund von Wassermangel abzusterben drohen. Im vergangenen Jahr hat der Freistaat auf diese Weise 500 Bewässerungsmaßnahmen mit rund 480.000 € bezuschusst, ausschließlich für wassersparende Gießverfahren direkt an der einzelnen Pflanze

FIAN und BUND fordern Wende bei der Wasserkraft

Wasser ist eine der gestalterischen Kräfte der Natur und wichtigster Bestandteil der Ökosysteme. Weltweit gehören Millionen Stauwehre zu den Hauptverursachern des globalen Artensterbens, sagt Sebastian Schönauer vom BUND-Arbeitskreis Wasser. „Die Ziele des Natur- und Gewässerschutzes sind Grundlagen eines nachhaltigen Klimaschutzes und dürfen nicht einer marginalen Erzeugung von Strom geopfert werden.“

Michael Bender von der Grünen Liga hat die Großstaudämme in Amazonien im Blick: „Sie „tragen zur Vernichtung der grünen Lunge des Planeten und zur Vertreibung der indigenen Bevölkerung bei.“

Christa Hecht von der Blue Community Bewegung in Deutschland und Getrud Falk von FIAN sorgen sich um die Kleinbauern. Die Privatisierung der Wasserrechte und Wasserdienstleistungen schließe oftmals die lokale Bevölkerung aus und die kleinbäuerlichen Betriebe verlieren den Anschluss an die Wasserversorgung. Durmus Ünlü vom Forum für Umwelt und Entwicklung fordert eine Neujustierung der Wassernutzung, was überwiegend eine politische Entscheidung sei.

Wasserdialog Bonn 2021

Bundesumweltministerin Svenja Schulze setzt sich für einen stärkeren und zielgerichteten Beitrag der Vereinten Nationen ein und hat dazu den Dialogprozess „Bonn 2021 – Water Dialogue for Results“ initiiert. Dieser soll in eine internationale Ministerkonferenz am 01. Juli 2021 münden. Ziel ist ein abgestimmtes Vorgehen zur schnelleren Umsetzung der wasserbezogenen Ziele der Agenda 2030 für eine nachhaltige Entwicklung. Schulze: „Beim Wasser gerät die Weltgemeinschaft zunehmend in eine Situation der Extreme. Der Wasserbedarf steigt weltweit an. Parallel dazu führt der Klimawandel in vielen Regionen zu längeren Dürren. Fast ein Drittel der Menschheit hat immer noch keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Umso mehr brauchen wir ein koordiniertes Vorgehen, um eine globale Wasserkrise zu verhindern.

Lesestoff:

[1] Biomasse und Bewässerung: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/bioenergie-braucht-nachhaltiges-wassermanagement.html

Roland Krieg / VLE

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