Orthobunyavirus soll meldepflichtig werden

Landwirtschaft

Neue Fälle vom Schmallenberg-Virus inSchleswig-Holstein

Am 24. Januar hat Schleswig-Holstein die ersten beiden Fälle des neuen Orthobunyavirus in zwei großen Schafbeständen vermeldet. Die Muttertiere haben vermutlich im Herbst 2011 den Virus eingefangen. Einen Tag später kamen drei weitere Betrieb hinzu, bei denen bis zu 20 Prozent der Lämmer betroffen sind, die geschwächt oder tot zur Welt kamen. Noch einmal zwei Tage später, am 27. Januar, wurde das Virus bei weiteren vier Schafherden diagnostiziert. Bis Montag kamen noch einmal acht weitere Betriebe hinzu. Landwirtschaftsministerin Dr. Juliane Rumpf appelliert an die Tierhalter, Verdächtiges an ihre Veterinäre zu melden, plädiert für eine Meldepflicht und will sich für eine finanzielle Hilfe stark machen.
Am 24. Januar hat auch Rheinland-Pfalz bei einem Bison-Fetus und dem Muttertier den Nachweis der Erkrankung vermeldet.

BMELV plant Meldepflicht

Damit hat sich die Erkrankung von Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden sowie Niedersachsen nord- und südwärts ausgeweitet. Das Bundeslandwirtschaftsministerium will daher den Orthobunyavirus in die Liste der meldepflichtigen Erkrankungen aufnehmen, was nach einem Bundesratsbeschluss Ende März umgesetzt werden könnte. Dann sind alle Laboratorien verpflichtet, festgestellte Erkrankungen zu melden. Dadurch erhalten die Veterinärbehörden einen Überblick über das Krankheitsgeschehen und können Bekämpfungsmaßnahmen initiieren und koordinieren. Dafür gibt es das Tierseuchen-Nachrichten-System TNS. Zusammen mit den Niederlanden werden die Forschungen über den neuen Virus verstärkt.

Meldestand

Das Friedrich-Loeffler-Institut hat am Montag die diagnostizierten Fälle noch einmal zusammengetragen. Demnach sind in Deutschland Tiere auf 148 Betrieben betroffen. Acht Rinder-, 132 Schaf- und sieben Ziegenherden sind identifiziert. Neben den bisherigen Betrieben sind auch in Hessen acht Schafhaltungen und eine Ziegenhaltung und in Baden-Württemberg eine Ziegenhaltung betroffen. In England sind acht Schafhaltungen betroffen

Grundlagenforschung

In einer Online vorab veröffentlichten Forschungsarbeit über das Virus hat Dr. Bernd Hoffmann vom Friedrich-Loeffler-Institut die Rolle des Virus genauer untersucht. Mittlerweile hat es Nachweise gegeben, dass das Virus im Gehirn missgebildeter Lämmer die Erkrankung verursacht hat. Als nächstes soll das Genom des Virus entschlüsselt werden, um die stammesgeschichtliche Entwicklung des Virus nachzuzeichnen.
Sorgen machen sich die Wissenschaftler um die angeborenen Missbildungen, weshalb in den betroffenen Regionen alle missgebildeten Tiere eingehend untersucht werden sollen. Das Risiko der Übertragung auf den Menschen wird derzeit als sehr gering eingeschätzt. Jedoch sind einige „Verwandte“ des Orthobunyavirus wie die Simbu Serogruppe auch zoonotisch.

Lesestoff:

Neuer Virus bei Wiederkäuern

Hoffmann B et al: Novel Orthobunyavirus in Cattle, Europe 2011; Emerging Infectious Diseases Journal, Vol. 18, Number 3 March 2012 http://dx.doi.org/10.3201/eid1803.111905

Roland Krieg

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