Paradise of Flavor

Landwirtschaft

Mexico: Mehr als Bier und Tequilla

Mexico ist das Partnerland der Fruti Logistica 2010. Mehr als 30 Aussteller warten in der Halle 25 auf Geschäftspartner, denn das mittelamerikanische Land hat mehr zu bieten als Bier und Tequilla. Mexiko ist das zehntgrößte Agrarexportland. Auf mehr als 1,3 Millionen Hektar werden 88 verschiedene Obstsorten, auf rund 550.000 Hektar 104 Sorten Gemüse und Zierpflanzen auf 18.000 Hektar angebaut.

Den Freihandel nutzen
35 Prozent der mexikanischen Ausfuhren sind Bier (10 %), Tomaten (7 %), Tequilla, Chili und Avocado, so Gabriel Padilla aus dem mexikanischen Landwirtschaftsministerium. Doch Mexiko hat auf Grund seiner vielfältigen Klimazonen noch mehr zu bieten. Im Norden werden hauptsächlich Zitrusfrüchte und Kartoffeln, im Süden Avocados und Kaffee angebaut. Während die mexikanische Wirtschaft jährlich um 1,2 Prozent wächst, wächst der Agrarsektor um 3,2 Prozent. Gerade auf dem Land seien viele kleine und mittelständische Betriebe, die von dem Wachstum und den Exportchancen profitieren können, so Padilla. Im Agrarbereich nehmen Obst und Gemüse einen Anteil von 8,4 Prozent ein und 39 Prozent der Beschäftigten arbeiten in diesem Sektor. Derzeit sind Bio-Honig und tiefgefrorener Orangensaft der „Renner“ für den Export nach Europa.
Mexiko hat mittlerweile 12 Freihandelsabkommen mit 44 Ländern abgeschlossen. Das jüngste mit Japan. In diesen Ländern gibt es mehr als eine Milliarde potenzielle Kunden mit einem Durchschnittseinkommen von 22.847 US-Dollar. Padilla zeigte am Beispiel der EU auf, wie sich Mexiko den Handel vorstellt. Seit 2004 gibt es das Freihandelsabkommen. Damals lag das Exportvolumen bei 434 Millionen Euro. Im Jahr 2008 hat es sich durch Zollreduktionen auf 756 Millionen Euro erhöht. Die USA sind mit 87 Prozent noch der wichtigste Außenhandelspartner für Ost und Gemüse. Doch während der Finanzkrise und rückläufiger Verkaufszahlen in den USA konnten zehn Prozent nach Europa umgeleitet werden. Daher sei Mexiko vergleichsweise gut durch die Krise gekommen, so Padilla.
Aber der Export geht in anspruchsvolle Märkte. Mexiko müsse dort um Aufmerksamkeit werben und die Regierung unterstützt die Bauern, internationalen Standards zu erfüllen. Rund zwei Jahre werden sie finanziert, „dann müssen die Exporteure selbst schwimmen“. Hilfreich sei dabei das von der Regierung unterstützte Siegel „Mexico Supreme Quality“, unter dem Global GAP nach Mexiko übertragen wird.
Padilla will die Fruit Logistica nutzen, um Investoren eizuladen. Bioprodukte und Gewächshauskulturen sollen den Exportbereich diversifizieren. Investoren sollen vor allem in den Bereichen Bio, Nach-Ernte-Verfahren, Zierpflanzenanbau, Bewässerung und Gewächshaustechnik gefunden werden.
Nach Fabricio Blanco von der Exportfirma Fresh Kampo erfordert der Export eine ganz andere Sichtweise. Wer erfolgreich sein will, der müsse dauerhafte Präsenz zeigen. Bezüglich der Produktion müssen sich die Betriebe Gedanken machen wie sie 72 Stunden Transport bis nach Europa so gestalten können, dass die Ware immer noch frisch ist. Dazu gehört ein ganzes Paket: Vom Dünger bis zur Fluggesellschaft.

Frischevorteil Mexiko
Bei allen Produkten erzielt Europa einen Handelsüberschuss von rund 40 Milliarden Euro. Aber, so Philippe Binard von Freshfel Europe, dem Interessenverband für den Fruchthandel in Brüssel, im Frischebereich liegt Mexiko rund 100 Millionen Euro vorn. Er wünschte sich zwar eine ausgeglichenere Bilanz, glaubt aber, dass Mexiko auch in Zukunft einen Handelsüberschuss verzeichnen werde. Aber Mexiko müsse mehr verschiedene Früchte anbieten. Für die Einschränkung auf Zitrusfrüchte, Grapefruit und Avocados gebe es keinen Grund.
Mexiko müsse aber dazu noch einige Hausaufgaben machen. Die interne Logistik und die Hafenanlagen sind noch nicht in dem Stand, dass für andere Früchte eine „kritische Exportmasse“ erreicht sei, so Binard. Im Bereich Verpackung müsse Mexiko noch nachholen, ist aber mit dem Siegel „Mexico Supreme Quality“ genau auf dem richtigen Weg, anspruchsvolle Märkte zu beliefern. Binard lobte den guten Ruf mexikanischer Händler.

Roland Krieg; Foto: Messe Berlin

Zurück