Per Mausklick zu Grönlands Kabeljaubeständen

Landwirtschaft

Erholt sich der Grönland-Kabeljau endlich?

Einst hat der weißeste der weißfleischigen Fische die menschliche Kultur mitbestimmt. Den Kabeljau mit seinen bernsteinfarbenen Leopardenflecken konservierten die Wikinger, indem sie ihn einfach in den frostigen Wind hingen und trockneten. Dabei verlor er fast vier Fünftel seines Gewichtes, konnte aber lange haltbar als Verpflegung über den Atlantik mitgenommen werden. Die Wikingerroute nach Nordamerika folgt übrigens dem Verbreitungsgebiet des Kabeljaus.
Die Basken sollen den Kabeljau das erste Mal eingesalzen haben und entdeckten damit, dass der konservierte Fisch sogar besser schmeckt als luftgetrocknet. Zwischen dem 16. bis zum 18. Jahrhundert versorgten sie ganz Europa mit dem Fisch, der kalte Gewässer liebt. 60 Prozent des europäischen Fischverzehrs bestand aus Kabeljau und die Basken hüteten lange das Geheimnis ihrer Fischgründe. Neufundlands Kabeljau wurde überwiegend in La Rochelle angelandet. Mark Kulansky hat in seinem 2001 veröffentlichten Buch „Kabeljau. Der Fisch, der die Welt veränderte“ auch geschrieben, dass dieses es war, der Neuengland aus einer Kolonie halbverhungerter Siedler eine Handelsmacht werden ließ.

Forschungsreise der Walther Herwig III
Es ist aber nicht ur die Überfischung, die den Tieren das Leben schwer machen, sondern auch die Erwärmung des Wassers, dass den Fischen ihren kalten Lebensraum nimmt. Überall im Atlantik hat die Biomasse des Laichbestandes den Grenzwert unterschritten, der für einen Vorsorgeansatz notwendig ist. So auch der Kabeljau-Bestand vor Grönland, der nach Angaben der Bundesforschungsanstalt für Fischerei aber wieder Erholungstendenzen aufweist.
Um die Nachwuchsjahrgänge und das Wachstum zu erfassen sowie die zukünftige Bestandsentwicklung zu prognostizieren reist das Fischereiforschungsschiff „Walther Herwig III“ seit dem 12. Oktober nach Grönland. Bis zum 24. November werden dort Grundfischbestände untersucht und ozeanographisch-klimatologische Messungen durchgeführt. Das sind die einzigen von der kommerziellen Fischerei unabhängigen Informationsquellen zur Fischpopulation in diesem Seegebiet.

Dohrnbank, Nuuk, dann Bremerhaven
Zunächst werden auf der Dohrnbank in ostgrönländischen Gewässern Kabeljau- und Rotbarschbestände untersucht. In Kooperation mit dem Naturinstitut Nuuk in Westgrönland helfen Magenproben des Kabeljaus, seinen Ernährungszustand zu bestimmen.
Parallel dazu werden Wassertemperatur, Wasserdichte und Salzgehalt des Atlantik gemessen und mit vorliegenden Langzeittrends verglichen. Zusammen mit Kanada werden die deutschen Fischforscher einen „ozeanischen Querschnitt“ durch die Davisstraße zwischen Holsteinsborg in Grönland und Baffin Island in Kanada anlegen. Damit soll der Aufbau der Wassermassen bestimmt werden und deren klimatischen Veränderungen im Grenzgebiet zwischen arktischen und subarktischen Wasserkörpern.

Am 24. November läuft die „Walther Herwig III“ wieder in Bremerhaven ein. Seit einer Woche können Sie das Online-Tagebuch der Forscher auf www.bfa-fisch.de unter „Aktuelles“ verfolgen.

roRo

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