Perdue, the new kid on the block
Landwirtschaft
Perdue will internationalen Agrarhandel fortsetzen

Am Donnerstag stellte Sonny Perdue in Cincinnati sein Konzept für die Reorganisation des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USD) vor. Seine Rede startete Perdue ausgesprochen jovial: „Hello, dear USDA-Family. I´m Sonny Perdue. The new kid on the block.”
Seit Monaten weisen die Exportorganisationen für Milch, Fleisch und Getreide auf die Notwendigkeit des internationalen Handels hin. Die Aussagen des US-Präsidenten Donald Trump zur Handelspolitik hat das gesamte Agribusiness in den USA aufgeschreckt [1]. Der neue Agrarminister Sonny Perdue aber will sowohl den heimischen als auch den Exportmarkt bedienen.
„Der Agrarhandel ist lebensnotwendig für den Farmsektor und für die amerikanische Wirtschaft als Ganzes.“ Damit beginnt der Bericht den Perdue an den Kongress gesandt hat. 20 Prozent des Produktionswertes der Land- und Ernährungswirtschaft gehen in den Export. Jeder auswärts verdiente US-Dollar erzeugt einen Umsatz von 1,27 US-Dollar auf dem heimischen Markt. Je eine Milliarde Agrarausfuhren stehen 8.000 Arbeitsplätze im ländlichen Raum auf festem Boden. Seit den 1960er Jahren weist der Agrarhandel eine positive Handelsbilanz auf und der Export hat sich seit 2000 verdreifacht.
Jetzt bekommt das USDA zwei neue mächtige Staatssekretäre, die für den Binnen- und den Exportmarkt die beiden Säulen der US-Landwirtschaft stellen sollen. In einem Artikel im Wall Street Journal am Vortag hatte Perdue die Zielrichtung bereits ausgegeben: Die amerikanischen Landwirte haben schon immer alles, was sie nicht selbst brauchen auf anderen Märkten verkauft. Mit diesem Bild des heimischen und Exportmarktes geht er seine Landwirtschaftspolitik an.
U/Sec TFFA
Die Leistungsdaten hatte bereits Vorgänger Tom Vilsack immer wiederholt. Die Erkenntnis über die Bedeutung des US-Agrarhandels hat sich also in die neue Politik herübergerettet. Perdue will den Erfolg sogar weiterführen und Handelsbarrieren für US-Produkte weiter abbauen. Perdue setzt dabei auf die Öffnung neuer Märkte, was mit protektionistischen Bestrebungen im Weißen Haus allerdings kaum realisierbar wäre.
Das USDA will mit einer Neustrukturierung schneller auf Abkommen im pflanzensanitären Bereich agieren. Als wichtigstes Element wird die neue Stelle eines Staatssekretärs für Handel und auswärtige Agrarangelegenheiten sein (Under Secretary of Agriculture for Trade and Foreign Agricultural Affairs – U/Sec TFFA). Dessen Aufgabe werden die Verhandlungen über phytosanitäre Bereiche, nichttarifäre Handelsbarrieren und andere Handelsangelgeneheiten sein.
Zudem sollen mehr Handelsmissionen den Export unterstützen und der U/Sec TFFA die Aktivitäten des US-Handelsrepräsentanten begleiten.
U/Sec FPC
Ebenfalls neu wir es einen Staatssekretär für die heimische Landwirtschaft und den Naturschutz geben (Under Secretary for Farm Production and Conservation – U/Sec FPC). Dieser soll die Programme für die Landwirte vereinfachen und Doppelungen streichen, sowie für eine höhere Ressourceneffizienz sorgen. Unter dieser Stelle werden die Farmagenturen, die Naturschutzdienste und das Risikomanagement neu zusammengefasst.
Beide neuen Stellen werden sich im Bereich der Agrarimporte für eine kohärente Politik austauschen.
Perdue vs. Trump
Perdue verspricht, dass die Neuorganisation des USDA keinerlei Arbeitsplätze kosten wird. In seinem Bericht weist er den Kongress auf den Handelsüberschuss von 17 Milliarden US-Dollar aus dem Agrarhandel hin, der einen wesentlichen Beitrag für das US-Budget leistet. Den jovialen Auftritt hat die Seattle Times als Gegenpart zu Trump wahrgenommen. So wie sich die Landwirte über Trumps Kritik am internationalen Handel ärgern, so sei Perdue bemüht, die Wogen mit einem Spitzenposten für den internationalen Agrarhandel zu glätten.
Fazit
Der U/Sec TFFA ist nicht neu. Diese Stelle ist in der Farm Bill 2014, die mit der Gemeinsamen Agrarpolitik in der EU vergleichbar ist, bereits beauftragt. Sie wurde aber unter Präsident Obama nie ernsthaft angegangen. Die Umstrukturierung hat keinen neuen achten Staatssekretär geschaffen, sondern die Aufgaben neu verteilt. Der Staatsekretär für die ländliche Entwicklung wird abgebaut.
Bislang hatte der Auslandsdienst der Landwirtschaft Marketing für US-Produkte und Nahrungsmittelhilfe zusammen betreut. Jetzt droht die Aufgabe der Nahrungsmittelhilfe wegzufallen. Im Hintergrund wurde bereits darüber diskutiert, dass den Landwirten in den Entwicklungsländern mit einer Unterstützung zur Produktivitätssteigerung mehr geholfen ist, als mit einer Nahrungsmittelhilfe. Das könnte ein Paradigmenwechsel in der US-Entwicklungshilfe sein.
Der Bericht beinhaltet keine Hinweise, ob der U/Sec TFFA Einfluss auf die verschiedenen Exportprogramme hat. Farmer Organisationen hatten im Vorfeld eine stärkere Hilfe eingefordert, falls Präsident Trumps Handelspolitik Agrarmärkte versperrt.
Aufatmen
„Die Ankündigungen von Perdue sind ein Signal, dass die Administration von Trump den amerikanischen Farmern zugehört hat“, kommentierte die Nationale Mais Organisation. „In der Wirtschaft der Landwirte ist Handel für das Einkommen derzeit wichtiger denn je. Jetzt müsse die amerikanische Landwirtschaft Trend der langfristigen Nachfragesteigerung rund um die Welt kapitalisieren. Die heutige Ankündigung ist ein großer Schritt in diese Richtung.“
Lesestoff:
[1] US-Landwirtschaft hat sehr viel zu verlieren: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/us-agrar-industrie-besorgt-%C3%BCber-us-pr%C3%A4sidenten.html
Roland Krieg; Foto: Screenshot aus der Videorede