Peru gewinnt gegen Biopiraten
Landwirtschaft
Heilpflanzen mit hohem Marktwert
Wirkstoffe der traditionellen Medizin haben in Industrieländern einen hohen Marktwert. Seit Jahren kämpfen lokale und internationale Nichtregierungsorganisationen um eine Form der Gewinnbeteiligung für indigene Völker, wenn hochmoderne Pharmaunternehmen traditionelle Heilpflanzen auf vermarktbare Inhaltsstoffe durchleuchten. Es geht schlichtweg um Diebstahl, sagte Lim Li Lin vom Third World Network auf Herd-und-Hof.de.
Peru untersagt Patentierung
Peru hat jetzt Patentierungsverfahren in Frankreich, Japan, Korea und den USA gestoppt. Dabei geht es um die Pflanzen Lepidium meyenii, Plukenetia volubilis Linneo und Myrciaria dubia. Die Pflanzen werden traditionell von peruanischen Völkern für medizinische Zwecke genutzt. Inhaltsstoffe sind auf den Märkten der Industrieländer in vielfältiger Form als Nahrungsergänzungsmittel und Wunderkapseln anzutreffen.
Lepidium meyenii ist als Maca-Pflanze bekannt und gehört zu den Kreuzblütengewächsen. Die Einheimischen verzehren die Wurzelknolle nach dem Erhitzen frisch oder getrocknet. Nahrungsergänzungsmittel mit Wirkstoffen aus der Maca-Pflanze sind als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich und versprechen Potenz und Fertilität. Bei Sportlern gelten diese Wirkstoffe als leistungsfördernd.
Plukenetia ist als „Sacha-Inchi“ im Handel. Das Öl der Kletterpflanze gilt wegen seines hohen Anteils an ungesättigten Fettsäuren als gesund.
Myrciaria ist als Cuma-Cuma im Handel und verspricht „Hilfe bei der Umwandlung der Nahrung in Energie“. Bei diesen Produkten verdienen die Hersteller bereits ohne Patentierung viel über das Image der Wirkung.
Peru hat eine eigene Behörde, die „National Commission Against Biopiracy“, die Patentierungsanträge in den bezeichneten Ländern aufmerksam verfolgt und entsprechende Anträge jetzt hat stoppen können. Den Anträgen fehlte es an Innovation und griff nur auf die traditionelle Nutzungsrichtung der heimischen Völker zurück. Peru feiert das als Erfolg und will damit Vorbild für andere Entwicklungsländer sein, die reiche Biodiversitätsschätze beherbergen. Das Wissenschaftsmagazin Science zitiert den Technischen Direktor Andrés Valladolid mit den Worten: „Das ist ein gutes Beispiel wie eine koordinierte Aktion von Regierung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft ungerechtfertigte Patente auf genetische Ressourcen und traditionelles Wissen verhindert.“
Graham Dutfield, Politikprofessor der Universität Leeds, sagt dem gleichen Magazin, dass das Beispiel zeige, wie wichtig für diese Länder permanentes Monitoring und frühzeitige Beweissicherung im Patentierungsverfahren sind.
Peru ist reich an höheren Pflanzen. In einem Dokument gegenüber der World Intellectual Property Organization (WIPO) führt Peru mehr als 2.600 Pflanzen an, die von potenziellem industriellen Interesse sein könnten. Die mehr als 72 ethischen Gruppen nutzten heimische Pflanzen bereits seit mehr als 10.000 Jahren heißt es dort.
Die Kommission gegen Biopiraterie überwacht bei den wichtigsten Patentämtern der Welt die Antragsverfahren auf mögliche Verwendung für 69 genetische Ressourcen aus Peru. „Wir wollen Unternehmen nicht den Gebrauch unserer genetischen Ressourcen verbieten“, führt Valladolid an, „aber sie haben ihren Nutzen mit den indigenen Völkern fair zu teilen.“
roRo