Pferdesteuer gegen kommunale Pleite
Landwirtschaft
Haushaltsnot macht erfinderisch
Rödermark ist eine kleine Gemeinde zwischen
Frankfurt/Main und Darmstadt gelegen, zwei Steinwürfe von der Grube Messel
entfernt, dem Welterbe Fossiliengrube. Trotzdem sieht die Zukunft finster aus.
Die FDP in Rödermark hat Mitte November ausgerechnet, dass die Gemeinde mit dem
für 2012 geplanten Defizit in Höhe von 9,5 Millionen Euro und 60 Millionen Euro
Gesamtschulden in zehn Jahren auf dem Boden der Etatschatulle aufschlägt: „dann
gehört jedes Gebäude, jede Straße den Gläubigern“, so die FDP.
Kommunen können mit der Einrichtung von Steuern den
Fall jedoch etwas bremsen. Doch was die FDP jetzt vorgeschlagen hat, treibt die
Bauern auf die Barrikaden. Eine Pferdesteuer soll her. Für Pferde ab 150 cm
Widerrist 200, darunter 100 Euro im Jahr. Für die FDP folgerichtig, denn die Erhöhung
der Einnahmen ist eine der drei Säulen des „liberalen Haushaltsgesetzes“.
„Un-Steuer“
Als „Un-Steuer“ hat Hessens Bauernpräsident Friedhelm
Schneider die liberale Idee bezeichnet. „Ich sehe in dieser Steuer einen
plumpen Versuch der Kommunen, ihre kommunalen Haushalte auf Kosten der
Tierhalter zu sanieren“, wetterte Schneider. Außerdem sei die finanzielle
Leistungsfähigkeit der Pferdehalter, auf die verschiedene Anträge hessischer
Kommunen abzielen, nicht vorhanden. Meist sind es junge Mädchen, die in Reit-
und Fahrvereinen ihre Leidenschaft pflegen. In vielen bäuerlichen Betrieben ist
die Pensionspferdehaltung ein wichtiges Standbein geworden und wurden Stall,
Gelände und Arbeitsaufkommen der neue Tätigkeit angepasst. Die kommunale
Pferdesteuer stelle nach Schneider „eine massive Behinderung
landwirtschaftlicher Betriebe dar“.
Die ursprüngliche Idee stammt sogar vom Hessischen
Städte- und Gemeindebund, der 750 Euro je Pferd vorgeschlagen hat. Da es sich
um eine kommunale Steuer handelt, kann es also auch pferdesteuerfreie Kommunen
geben, in die Pferdehalter abwandern könnten.
roRo