Pflanzenschutzmittel wirken komplex auf die Umwelt

Landwirtschaft

PSM-Effekte auf Bodenorganismen werden ungenügend geprüft

Eine neue begutachtete Studie des Center for Biological Diversity im amerikanischen Portland hat den Fokus auf die Wirkungen von Pflanzenschutzmitteln auf den Boden gelegt. Die weltweiten Bemühungen zur Reduzierung der negativen Umwelteffekte von Pflanzenschutzmittel (PSM) und ihren Abbauprodukten beziehen sich meist auf Auswaschungen und Abdrift durch Winde, scheibt Erstautor Gari Gunstone. Die Anfang Mai im Fachmagazin „Frontiers in Environmental Science“ veröffentlichte Studie zeigt die Risikobewertung von PSM auf wirbellose Lebewesen im Boden [1].

Hintergrund ist die fachliche Praxis, PSM möglichst bodennah oder als Saatgutcoating direkt in den Boden zu applizieren. Die Organismen im Boden sind beispielsweise für den Nährstoffkreislauf, die Sequestrierung von Kohlenstoff, die Regulierung von Schädlingen und die Bodenstruktur verantwortlich.

Mehr als 400 Studien haben die Forscher ausgewertet, um den Rückgang der Wirbellosen durch Habitatverluste und den Einsatz von PSM zu beschreiben. Untersucht wurden Lebewesen, die nicht das eigentliche Ziel der PSM-Anwendung waren (non-targets) und sich über Eier, Larven oder Verpuppung fortpflanzen. Betrachtet wurden 275 Arten und 284 Wirkstoffe, die allein oder im Mix ausgebracht werden.

Bei den Kriterien wie Sterblichkeit, Wachstum oder Strukturzusammensetzung zeigten 78,5 Prozent der Ergebnisse einen negativen Effekt. Bei 28,1 Prozent gab es keine Auswirkungen und bei 1,4 Prozent der Prüfungen erzeugten die PSM positive Effekte. Sowohl im Labor als auch bei Feldstudien zeigten alle Wirkungsklassen von PSM negative Effekte. Insektizide haben deutlich mehr negative Effekte auf Bodenorganismen als Herbizide, Fungizide oder andere Mittel. Bei Herbiziden und Fungiziden streut das Ergebnis über negative Effekte deutlich mehr nach Wirkungsklasse.

Die Schlussfolgerung der Autoren ist die Einbeziehung der Effekte auf Bodenlebewesen bei der Risikoanalyse von Pflanzenschutzmittel. In der Praxis entstehen oftmals Mixturen aus verschiedenen PSM im Boden, die signifikant weniger untersucht sind, so die Autoren. Bei der Risikoanalyse würden zudem die Effekte auf wenige Species untersucht, die leicht im Labor zu halten und zu züchten sind.

Die Studie zielt aber auch auf die US-Behörde für den Schutz der Umwelt (EPA) ab. Die Behörde habe keine entsprechenden Testkapazitäten für umfangreiche Risikoanalysen. Die Europäische Honigbiene ist die einzige wirbellose Art, die bei Prüfungen auf Ökotoxizität betrachtet werde. Diese Ergebnisse würden die tatsächlichen Auswirkungen unterschützen.

Lesestoff:

[1] Gunstone T: Pestizcides and Soil Invertebrates: A Hazard Assessment in:  Front. Environ. Sci., 04 May 2021 | https://doi.org/10.3389/fenvs.2021.643847

Roland Krieg

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