Phil Hogan ganz diplomatisch auf der IGW
Landwirtschaft
Wenig Konkretes von der EU-Agrarkommission
EU-Agrarkommissar Phil Hogan nahm am Freitag auf dem Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) teil. Zum Thema, wie Städte sich in Zukunft ernähren, resümierte Hogan auf der internationalen Agrarministerkonferenz die Herausforderungen. Städtische Lösungen und ländliche Lösungen müssen im Verbund gefunden werden: „Damit moderne Städte florieren können, müssen moderne ländliche Gemeinschaften gedeihen und umgekehrt.“ Angesichts der Landflucht sei das keine einfache Aufgabe.
Für den ländlichen Raum bedeutet das eine Politik, die in Breitbandnetze investiert. Das Land brauche Dienstleistungen und Geschäftschancen für seinen Erhalt und Verringerung des ökologischen Fußabdrucks der Städte. Als Agrarchef der EU unterstreicht er die Bedeutung, die Städtern den Landwirten übertragen haben: Die Lebensmittelversorgung. Die EU verfolge daher in ihrer Agrarpolitik ein Konzept, das über das Hoftor hinausgehe.
Diplomatie
Nach dem Forum stellte Hogan sich der Presse und berichtete von den Besuchen und Gesprächen der nächsten Tage. So stehen ein Treffen mit Landwirtschafts-minister Christian Schmidt und ein Gespräch mit den Balkanländern über die Entwicklung des ländlichen Raumes auf dem Programm. Doch ausgerechnet bei den wichtigen Fragen zog der Kommissar den Joker der Diplomatie. Nichts wollte er über die Strategie der Kommission zur EU-Ökoverordnung verraten, obwohl die Ökobranche zu Messebeginn schon das Verharren auf alten Standpunkten wie eigene Grenzwerte und Verschiebung der Kontrollen zum Endprodukt hin, beklagte. Hogan verwies auf den Trilog-Partner Martin Häusling (Bündnis 90/Die Grünen), was wohl als Wertschätzung verstanden werden darf.
Fleisch steht nicht nur in Deutschland in der Kritik. Vor allem der ökologische Fußabdruck könnte durch eine fleischärmere Ernährung verringert werden. Hogan will allerdings nicht einem einzigen Sektor die Aufgabe der Klimarettung zuweisen. Der Verkehrssektor verschulde genauso die Anreicherung der Atmosphäre mit Treibhausgasen wie die Landwirtschaft. Das EU-Klimapaket werde ein umfassendes sein, das jedem Sektor seine Aufgaben zuweise.
Zur aktuellen Marktsituation von Herd-und-Hof.de befragt, äußerte er sich noch verschlossener. Er habe seinen Dienstantritt kurz vor dem Russland-Embargo gehabt und sei daher mit Risiken in der Agrarpolitik gleich eingeführt worden. Rund 750 Millionen Euro gegen die Embargoeffekte habe er herausarbeiten können. Sicher würden andere Themen wie Flüchtlinge oder der mögliche Ausstieg Englands aus der EU Agrarthemen übertönen. Auch die Euro- und internationale Krisen gehören dazu. Doch die Bauern bräuchten bis zum Ende der Förderperiode 2020 keine Einbußen oder Verschlechterung ihrer Agrarpolitik befürchten. Die im nächsten Jahr anstehende Halbzeitbewertung des Greening werde eine innersektorale Bilanzierung verschiedener Interessen sein: Ende offen.
Hogan wagte auch keine Prognose, wie viele Bauernhöfe europaweit die Marktkrise überstehen. Das Marktrisiko gehöre zum Geschäft und die Konsolidierung der Landwirtschaft zu einem allgemeinen Trend. Die Landwirte, die aufhören, müssten im ländlichen Raum andere Arbeitsplätze finden.
Roland Krieg; Foto: roRo
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