Pi mal Daumen im Kreis

Landwirtschaft

Wie viel Holz steht im Wald?

>Sie lieben es, durch den Wald zu spazieren? Dem Gesang der Vögel zu lauschen und neben einer gepflegten Unterhaltung, auch einmal den Wald zu betrachten? Nicht nur den Wald als ganzes, sondern auch einmal einen einzelnen Baum mit seiner grünbemoosten Wetterseite wahrzunehmen? Dann betrachten Sie den Wald doch einmal mit der forstwirtschaftlichen Brille! Schätzen Sie mal wie viel Holz um sie herumsteht.
Wissen müssen das natürlich die Waldbesitzer zur Erhebung ihres Wirtschaftsplanes, weiß die Brandenburger Bauernzeitung. Dazu hat nach dem Zweiten Weltkrieg der österreichische Forstmeister und spätere Universitätsprofessor Dr. Walter Bitterlich die Winkelzählprobe entwickelt, die weltweit Einzug in das forstliche Inventurwesen gehalten hat. Die Methode ist relativ einfach, basiert auf dem Stichprobenverfahren und bringt Abwechslung in ihren Waldspaziergang.

Pi mal Daumen
Der Vorrat eines Waldbestandes wird in Festmeter pro Hektar angegeben. Damit ist das stehende Holz mit Rinde gemeint. Abzüglich Ernteverluste und Rinde bleiben je nach Baumart und Alter des Bestandes 70 bis 85 Prozent als Erntefestmeter übrig.
Um das abzuschätzen, müssen Sie zuerst ihren persönlichen Zählfaktor bestimmen. Damit berechnen Sie, wie viel Quadratmeter pro Hektar ein von ihnen gezählter Baum repräsentiert:
Messen Sie die Breite ihres Daumens und den Abstand zwischen Augen und Daumen an der ausgestreckten Hand. Beispielsweise 2,8 cm Daumendicke und 73 cm Augen-Daumen-Abstand. Multiplizieren Sie die Daumendicke mit 50, teilen den Wert durch den Abstand und quadrieren Sie das Ergebnis: X=(50 x Daumendicke : Augen-Daumen-Abstand) hoch 2. Jeder Mensch hat einen eigenen Zählfaktor - in diesem Falle sind es 3,68. Das sollten Sie vor dem Spaziergang machen. Das bedeutet, das jeder von ihnen gezählter Baum 3,68 Quadratmeter Bestandsfläche pro Hektar repräsentiert.

Wie wird gezählt?
Packen Sie jetzt ihre Familie ins Auto und brausen los. Stellen Sie sich beim Spaziergang irgendwo in den Wald, strecken den Arm aus und visieren über den Daumen den nächstgelegenen Baum an. Höchstwahrscheinlich erscheint der Baum dicker als der Daumen. Steht das Gehölz weiter entfernt verschwindet es hinter dem Daumen. Ob also ein Baum "sichtbar" oder "unsichtbar" ist hängt von der Entfernung des Baumes und der Breite ihres Daumens ab.
Drehen Sie sich jetzt langsam im Kreis und zählen jeden Baum, der breiter als ihr Daumen erscheint, wobei die kleinen, unterständigen Bäume ausgelassen werden. Von den Bäumen, die genauso breit wie ihr Daumen erscheinen zählen Sie nur jeden zweiten mit.
Nach einer Umdrehung haben Sie beispielsweise 12 Bäume gezählt. Mit ihrem Zählfaktor 3,68 multipliziert erhalten Sie dabei rund 44 Quadratmeter Baumfläche pro Hektar. Die Waldbesitzer wiederholen die Messungen mehrmals an verschiedenen Stellen des Waldes und erhalten daher stichprobenartig verschiedene Zahlen und berechnen davon den Durchschnitt.
Als nächstes müssen Sie ihr Ergebnis von 44 Quadratmeter/Hektar noch mit folgender Formel in Festmeter umrechnen: V = G x F x H. Dabei sind:

G: Summe der Kreisfläche aller Bäume je Hektar. Diese haben Sie mit 44 bereits gebildet.
F: Bestandsformzahl, die das Maß für die Abholzigkeit der Stämme angibt. Die Zahl liegt in der Regel zwischen 0,4 und 0,5.
H: Bestandsmittelhöhe in Meter. Sie wird durch Abzug von drei Metern von der mittleren Baumhöhe errechnet.

Jetzt aber nicht am Kopfrechnen verzagen. Wir machen es leicht: Die im Kreis gezählten 44 Quadratmeter werden mit 0,4 und geschätzten 28 Metern Bestandsmittelhöhe multipliziert. Schon haben wir das Ergebnis von 429 Festmeter Holz im Wald. Daraus können wir grob 360 Erntefestmeter abschätzen.

Und wie viel Schränke sind das?
Was der Zimmermann oder Schreiner aus einem Festmeter Holz alles machen kann, hängt natürlich auch davon ab, ob der Gegenstand massiv oder eben nur furniert ist. Ein Festmeter entspricht einem Kubikmeter Holz ohne Zwischenraum - also ein massiver Würfel Holz mit der Kantenlänge von einem Meter. Der im Handel auch verwendete Begriff des Raummeters entspricht der in einem Kubikmeter Raum unterzubringender Menge Holzscheite und Rundhölzer. Ein Raummeter Holz ist also um die Zwischenräume kleiner als der Festmeter.

Hilfsgeräte
Tatsächlich schätzen Forstmeister und Waldbesitzer auf diese Weise ihre zukünftige Ernte. Mit ein bisschen Übung stehen Sie den Profis also in nichts nach. Ganz genau wird die Schätzung natürlich mit technischen Hilfsmitteln, wie dem Spiegelrelaskop, dass neben der exakten Zählweise auch Korrekturen auf Grund von Hangneigungen mit berücksichtigt.

roRo

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