Polder nach Unwettern stehen wieder im Blickpunkt

Landwirtschaft

Kein Weg führt um neue Polder herum

Die Unwettermeldungen der vergangenen Tage reißen nicht ab. Gewitter mit Starkregen haben wiederholt Regionen getroffen, die gerade aufatmen oder dachten, sie kommen in diesem Jahr vorbei. Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) hatte nach dem Chaos-Regen in Landshut vor wiederkehrenden Unwettern gewarnt und Hilfe für die Kommunen in Aussicht gestellt [1]. In dieser Woche hat es Hof erwischt. Tags zuvor trat Glauber vor die Kameras und sagte: „Flutpolder wirken und sie sind notwendig für einen bestmöglichen Hochwasserschutz an der Donau.“

Rückblick

Hochwasser tritt jederzeit auf, wie Pegelstände mittelalterlicher Fluten an alten Häusern belegen. Doch der Eindruck, dass die Fluten häufiger kommen täuscht nicht. Deutschlands Hochwasserschock datiert auf das Jahr 2013. Dort rutschte am 09. Juni der Saale-Deich auf 80 Meter Breite ab und 120 Millionen Kubikmeter Wasser überströmten Feld, Flur und Haus. Das Volumen entspricht der von der Rappbodetalsperre im Harz aufgestauten Wassermenge [2]. Das Wasser stand zum Teil einen Meter über den reifen Getreidefeldern. Sachsen-Anhalt wies mit 115.000 Hektar die meiste überflutete Fläche der Bundesrepublik auf. Bayern meldete damals rund 67.500 Hektar unter Wasser.

Die Bundesregierung stellte für die Schadensvergütung acht Milliarden Euro zur Verfügung. So viel, wie das Flutereignis 2002 bereits gekostet hat. Der damalige Umweltminister Peter Altmaier kündete eine stärkere Nutzung von landwirtschaftlichen Flächen für den Bau von Poldern an. Die Bauern sollten dabei großzügig entschädigt werden. Die Umweltminister bildeten mit der Bundesregierung die Bund-Länder-Arbeitsgruppe, die künftige Hochwasser solcher Ausmaße reduzieren sollte [3].

Flusslandschaften

Altmaiers Nachfolgerin Barbara Hendricks und dem Landwirtschaftsminister Christian Schmidt stellten im April 2015 das Hochwasserschutzprogramm, das Deutschland nach Flusslandschaften aufteilte vor [4]. Das Anlegen von Poldern und die Rückverlegung von Deichen waren Programm. Insgesamt sollte bundesweit eine Retentionsfläche für 1,1 Millionen Kubikmeter Wasser geschaffen werden. Der Planungszeitraum wurde mit 15 Jahren angegeben. Der Widerstand hatte sich bereits formiert. Bauern sprachen von „nasser Enteignung“.

Eine der Flusslandschaften ist die Donau. Das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) hat den Schaden von 2013 mit 1,3 Milliarden Euro beziffert. Nach dem März 1988, Pfingsten 1999, August 2002 und 2005 war das Junihochwasser die fünfte Flutkatastrophe im Freistaat. Parallel zu den Umweltministern hat Bayern den Hochwasserschutz forciert. Grundlage war das „Aktionsprogramm 2020“ aus dem Jahr 2001, das als Hochwasserstrategie unter dem Eindruck der Juni-Fluten zum „Aktionsprogramm 2020plus“ ausgebaut wurde. Zum neuen Schwerpunkt wurde der Rückhalt von Hochwasser, insbesondere über Polder [5].

Defizite sind bundesweit aktuell nahezu täglich sichtbar. Das LfU hat einen Synthesebericht über die geplanten Flutpolder Bertoldsheim, Eltheim und Wörthhof veröffentlicht. Alle drei Polder liegen an der Donau. Insgesamt sind zehn Polder an der Donau geplant. Die Karte der LfU weist aber nur den Polderstandort Riedensheim als „technisch betriebsbereit“ aus.

Wirkung von Poldern

Rückhaltebecken an den Donauzuflüssen können den Hochwasserschutz an der Donau nur unterstützen und nicht ersetzen, sagte Glauber bei der Vorstellung des Berichtes. Dabei sind die Auswirkungen bekannt. So kann der Polder Bertoldsheim allein den Pegel in Ingolstadt um 20 Zentimeter absenken. Mit dem gesamten Poldermanagement könnte der Pegel Straubing um 40 cm abgesenkt werden.

Glauber weiß aber auch, woran es hakt. Er will das Thema Flutpolder mit der Bevölkerung voranbringen. „Mir ist sehr gut bewusst, dass Flutpolder für die Menschen vor Ort eine Herausforderung sind.“

Lesestoff:

[1] Landshut nach dem Starkregen: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/glauber-erhoehte-gefahr-von-starkregen.html

[2] Wenn das Wasser weg ist … https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/wenn-das-wasser-weg-ist.html

[3] Hochwasserschutz beginnt im Kopf: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/nationales-hochwasserschutzprogramm.html

[4] Deutschland nach Flusslandschaften: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/deutschland-nach-flusslandschaften.html

[5] https://www.lfu.bayern.de/wasser/hw_strategie/aktionsprogramm_2020_plus/index.htm

Roland Krieg

Zurück