Polen fördert den ökologischen Landbau
Landwirtschaft
Anbaufläche nimmt sprunghaft zu
>Krakau, Gdansk, die masurische Seenplatte, Genießer schwärmen von Bigos oder Piroggen. Still und leise mausert sich das Nachbarland auch zu einem Bioland. Mit Polen steht erstmals eines der neuen EU-Mitgliedsländer im Fokus der diesjährigen BioFach: Polen ist Land des Jahres 2006.Regierung fördert Ökolandbau
Mit "Siebenmeilenstiefeln" bringt das Land seinen Ökolandbau nach vorne. Mit Zahlung von Flächenbeihilfen verdreifachte sich zwischen 1999 und 2000 die Anzahl der Biobauern. Seitdem kann sich die jährliche Zuwachsrate sehen lassen. Ende 2005 gab es nach Angaben der Zentralen Markt- und Preisberichtstelle (ZMP) 3.760 Ökobetriebe. Von derzeit 83.000 Hektar bewirtschafteter Fläche sollen Ende 2006 ehrgeizige 200.000 Hektar bewirtschaftet werden. Die Hälfte der Fläche wird aber Grünland sei, das weltweit am leichtesten umzustellen ist.
Die durchschnittliche Größe der Biobetriebe liegt bei 26 Hektar und ist damit größer als der durchschnittliche konventionelle Betrieb.
Mit dem EU-Beitritt haben sich die Flächenprämien verdoppelt, was einen enormen Entwicklungsschub mit sich brachte. Die Förderhöhe ist in der zweijährigen Umstellungsphase, in der sich die meisten Betriebe befinden, doppelt so hoch, wie für bereits zertifizierte Betriebe. Für die ersten 100 Hektar erhält jeder Landwirt die volle Förderprämie, für die nächsten 200 Hektar 50 Prozent und ab einer Fläche von mehr als 300 ha werden keine Prämien mehr ausgezahlt. Die höchsten Subventionen gehen in Obstplantagen, die niedrigsten Prämien gibt es für Grünland und Getreide ? die machen bereits den Großteil der Ökobauern aus.
Punktuelle Entwicklung
Die ökologische Landwirtschaft ist punktuell konzentriert. Vorreiter der Entwicklung ist die Region Masowien um die Hauptstadt Warschau. Dort wurde ein Pilotprojekt entwickelt, das über eine Reihe von Informationsveranstaltungen seit 2002 über 400 Bauern erreichte. Während die ursprüngliche Entwicklung vor allem von einem Beratungsdienst bei Thorn ausging, hat sich der Schwerpunkt auf das Umland der Städte Warschau, Danzig, Krakau, Lodz und die Region Schlesien verlagert. Hier sind die Vermarktungsmöglichkeiten über den direkten Kundenkontakt deutlich besser. Aber, so gibt die ZMP zu bedenken: Der Lebensstandard einer breiten Schicht der Bevölkerung erlaubt es bisher kaum, sich mit teuren Bio-Lebensmitteln zu versorgen.
Roland Krieg