Polen in der Apfelfalle
Landwirtschaft
Polens Apfelbranche vor dem Scheideweg
Prof. Eberhard Makosz ist Vorsitzender der polnischen Gartenbaugesellschaft und hat in der Zeitung Sadyogrody einen dringenden Appell an die Apfelerzeuger des Landes geschrieben.
Polen hat in den beiden letzten Jahren mit jeweils 3,8 Millionen Tonnen Äpfel Rekordernten erzielt. Die Gesamternte der EU beläuft sich auf 12 Millionen Tonnen. Das Land leidet besonders unter dem Embargo Russland. Der östliche Nachbar hat 60 Prozent der polnischen Äpfel importiert. Polen ist mit seiner Apfelerzeugung nicht nur einer der größten Erzeuger des westlichen Europas, sondern stellt rund die Hälfte seiner Erzeugung der verarbeitenden Industrie zur Verfügung. In Polen sinkt der Konsum an Äpfel auf 16 Kilo pro Kopf und Jahr. Die doppelte Menge, 1,1 Millionen Tonnen Tafeläpfel, werden ins Ausland exportiert. Hinzu kommen rund zwei Millionen Tonnen Verarbeitungsäpfel.
Prof. Makosz prognostiziert einen Anstieg der Apfelproduktion auf bis zu 4,5 Millionen Tonnen im Jahr, während der heimische Konsum lediglich 700.000 Tonnen beanspruchen wird. Allerdings haben die Erzeuger weiterhin auf preiswerte Industrieäpfel und steigende Nachfrage in Osteuropa gesetzt. Jetzt können sie auf dem EU- und Weltmarkt und seinen hohen Qualitäten nicht mithalten. Zehn Jahre noch werde die polnische Apfelindustrie unter den billigen Industrieäpfeln und verlorenen Marktanteilen leiden, schätzt der Experte. Polnische Ware kostet weniger als die Hälfte der österreichischen oder italienischen Äpfel mit jeweils einem US-Dollar je Kilo. Das wird nach Prof. Makosz für die polnischen Erzeuger auf die Dauer nicht halten. Er schlägt eine Einfrieren des Anbaus auf den aktuellen Stand vor und den Umbau der Apfelplantagen auf höherwertigere Sorten.
Anfang Februar lagen die Preise für ein Kilo Äpfel aus Polen bei 0,15 bis 0,31 Euro je Kilogramm und waren damit die niedrigsten in Osteuropa. Im Vergleich kosteten Äpfel aus der Ukraine zwischen 0,21 und 0,51 Euro/kg und aus Russland bei 0,52 bis 0,82 Euro/kg.
Weltweit ist der Apfelmarkt im Umbruch, stellt die Agrarmarkt-Informations-Gesellschaft AMI fest. Die Europäer konsumieren weniger und selbst Preisimpulse zeigten keine Wirkung mehr. Begünstigt durch den Euro-Wechselkurs hat ein „Run“ auf Märkte in Afrika, Asien und Südamerika begonnen. Zwischen August 2014 und August 2015 hat die EU mit 1,45 Millionen Tonnen Äpfeln fast 200.000 Tonnen mehr als im Vorjahreszeitraum exportiert. Die Hälfte der Mehrmenge ging allein in die Staaten Nordafrikas.
Roland Krieg
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