Polens „Ebbelwoi“ unter Druck

Landwirtschaft

Polnische Cider-Produzenten wollen Hilfe

Vergorener Apfelsaft hat verschiedene Volumenprozente an Alkohol. Der bekannteste kommt aus der Bretagne und Normandie und heißt Cidre. Die Franzosen stoppen die Umwandlung des Fruchtzuckers in Alkohol frühzeitig. Der Alkoholgehalt liegt zwischen zwei und vier Prozent. Der Alkoholgehalt im ausgegorenen Cider liegt bei Werten zwischen vier und acht Prozent. In Großbritannien wird Cider ähnlich wie Bier aus dem Hahn ausgeschenkt. Der hessische „Ebbelwoi“ hat es in der TV-Frühzeit dank Heinz Schenk mit dem „Blauen Bock“ zu nationaler Berühmtheit geschafft, in Baden-Württemberg heißt der alkoholhaltige Apfeltrunk einfach „Most“.

Cider in Polen

Polen hat eine starke Apfelwirtschaft und das Brauen von Cider ist landauf und landab Tradition und ein gutes Geschäft. Die Destilleure des polnischen Cider gehören dem Polnischen Weinrat an, der jetzt das Finanzministerium in Warschau um Hilfe gebeten hat. Die Gründe sind zahlreich: Cider in Polen konkurriert mit dem Biermarkt und hohen Verbrauchssteuern. Brauereien bieten zudem ständig neue Geschmacksrichtungen an, die mitunter mit Cider vergleichbar sind. Dieses Bier wird in Polen auch offensiv als Cider-Getränk vermarktet. Die Brauereien pressen den Apfelsaft auch nicht selbst, sondern nutzen für die Aromatisierung ihres „Cider-Bieres“ preiswerteren Apfelsaft. Dem Kunden sind die Unterschiede nicht klar und könne das aufwendig hergestellte Cider-Produkt nicht richtig wertschätzen.

Die Cider-Produzenten fühlen sich in ihrer Vermarktungsstrategie eingeschränkt. Sobald sie traditionellen polnischen Cider, der nach Gesetzgebung einen Alkoholgehalt zwischen 1,2 und 8,5 Prozent aufweisen darf, mit anderen Aromen, wie beispielsweise der von Erdbeeren anreichern, müssen sie ihr Produkt mit einer höheren Umsatzsteuer versehen, was die Herstellung unprofitabel mache. Die Produzenten fordern eine koordinierte Aktion von Landwirtschafts- und Finanzministerium. Der Cider-Markt müsse mit Werbeaktionen unterstützt werden und die Cidre-Produktion soll allgemein helfen, den Apfelmarkt weiter zu entwickeln.

Russlands Embargo

Die Ursache der Probleme gehen auf das Jahr 2013 zurück. Russland hat bei seinem Lebensmittelembargo gegenüber der EU auch den Kauf von polnischen Äpfeln untersagt, was bis dahin eine wesentliche Umsatzquelle war. Der Cider-Markt als neuer Vermarktungsweg für die Apfelindustrie, hat daraufhin an Fahrt aufgenommen und stagniert seit 2017. Die Pandemie hat mit ihren Abstandsauflagen die für kleine Cider-Hersteller notwendigen öffentlichen Veranstaltungen beendet.

Im Jahr 2015 wurden in Polen um die 12 Millionen Cider erzeugt. Im vergangenen Jahr waren es nur noch sechs Millionen Liter. Cider ist in allen seinen Formen eines der Getränke, wie weltweit ein starkes Wachstum aufweisen. Bis 2026 soll der Markt jährlich um sechs Prozent wachsen.

Roland Krieg

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