Politische Unklarheit verunsichern Genossenschaften

Landwirtschaft

Holzenkamp: „Wir waren davon ausgegangen, dass Jamaika klappt“

Auch wenn die Entscheidung für weitere fünf Jahre Glyphosat richtig gewesen ist. Der politische Flurschaden ist gewaltig. Mit Mühe und Not hat der Bundesrat kurz vor Schluss doch noch eine Einigung bei der Stoffstrombilanz gefunden. Diese Woche hat EU-Agrarkommissar Phil Hogan seinen ersten Entwurf zur Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) vorgestellt. Das Ressort des Bundesagrarministeriums sollte nach der Wahl um den Zuschnitt für den ländlichen Raum erweitert werden. Alles offene Fragen, die auch eine geschäftsführende Regierung bearbeiten kann. Doch sowohl die Koalitionsfrage als auch die der personellen Besetzung sind nach der gegen die Geschäftsordnung verstoßenden Entscheidung zum Thema Glyphosat schwieriger denn je.

Das musste Franz-Josef Holzenkamp, neuer Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), in dieser Woche auf dem DRV-Forum Tierische Veredelung in Berlin bedauern: „Wir waren davon ausgegangen, dass Jamaika klappt“. Und mit Blick auf die Regierungsfindung sagte er: „Wie es dort zugeht, haben wir diese Tage beim Thema Glyphosat erlebt.“

Zwischen Marktkämpfen im Lebensmittelhandel und Umweltorganisationen, die sich mit Einbrüchen medienwirksame Bilder verschaffen ist für Holzenkamp derzeit auch die Politik alles andere als ein verlässlicher Partner für die Landwirtschaft. Die Nutztierstrategie hängt in der Luft, soll aber doch Tierhalter ermutigen „mit neuen Chancen nach vorne zu schauen.“ Auch die Junglandwirte brauchen nach fünf Jahren „endlich klare Antworten“ für den Einstieg und die Fortführung der Nutztierhaltung in Deutschland.

Die Milchgenossenschaften brauchen ebenfalls endlich Klarheit, wie sie ihre Verträge gestalten können. Für Holzenkamp ist klar: „Hände weg vom Genossenschaftsrecht.“ Da der Binnenmarkt stagniert, müssen die Genossenschaften auf den globalen Markt schauen, auch wenn dieser „instabil und volatil“ ist. Die Genossenschaften seien gut gegen den Trend der Vertikalisierung aufgestellt. Was bei Fleisch und Backwaren gängig ist, offenbart sich derzeit vermehrt im Bereich Obst und Gemüse. Die Genossenschaften hätten die Struktur, sich von globalen Playern unabhängig zu entwicken.

Die Digitalisierung steht für Holzenkamp als Chance für die künftige Ausrichtung der Genossenschaften. Dazu müssen sie eigene Ideen entwickeln und die Hoheit über ihre Daten behalten. „Raiffeisen ist heute aktueller denn je“, wirbt Holzenkamp für Friedrich Wilhelm Raiffeisen, der im nächsten Jahr seinen 200. Geburtstag begeht. „Die Genossenschaft bedient die  Sehnsucht nach einer Wirtschaft, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt“, so Holzenkamp.

Roland Krieg

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