Precision Farming wächst weltweit

Landwirtschaft

Präzisionsackerbau: landwirtschaftliche Schlüsseltechnologie

Es fängt mit einer Bodenkartierung an: Ein Bodenscanner wird über das Feld gezogen und ermittelt für digitale Karten Bodengüte, Dünger- und Wasserverfügbarkeit in kleinräumigen Rastern. Damit können die Landwirte ebenfalls kleinräumig an den jeweiligen Punkten Aussaat, Düngung und Pflanzenschutz so gezielt anwenden, dass diese Inputfaktoren so minimal wie möglich eingesetzt werden können. Am Ende erzielen die Pflanzen genau den Ertrag, der für den jeweiligen Wurzelraum optimal ist.

Die IT-Revolution im Traktor ist nicht preiswert. GPS ist Voraussetzung und alle Maschinen vom Düngerstreuer bis zur Erntetechnik müssen nachgerüstet werden. Da kommen mehrere zehntausend Euro zusammen, was aber durch höhere Erträge und optimierten Faktoreinsatz wieder hereinkommt. Grundlage für Precision Farming sind Daten, wie die Wintertagung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft in diesem Jahr aufzeigte [1].

Präzision weltweit

Vor allem in Nordamerika und Europa gewinnt Precision Farming an Bedeutung und wird von dem Beratungsunternehmen Roland Berger als „Schlüsseltechnologie“ bezeichnet. Die aktuelle Studie des Unternehmens zeigt, dass dieser Markt aber auch weltweit wächst. Ende 2014 hat er bereits ein Volumen von 2,3 Milliarden Euro eingenommen und wird bis 2020 weltweit durchschnittlich um 12 Prozent im Jahr wachsen. Deutlich mehr als der des konventionellen Landmaschinensektors mit vier Prozent. Vor allem Asien und Lateinamerika holen auf. „Auch wenn es hier momentan noch an der technischen Ausstattung und geschultem Personal fehlt, erwarten wir zukünftig Wachstumsraten von mehr als 20 Prozent“, prognostiziert Autor Sebastian Gundermann.

Gründe für diesen Trend sind begrenzte Verfügbarkeit von Nutzflächen, der Klimawandel und strengere Vorschriften, die allesamt den Druck im Agrarsektor erhöhen. Die moderne Technologie ermöglicht effiziente Bewirtschaftung nach gesellschaftlichen Normen. „Der Präzisionsackerbau verbindet zahlreiche Technologieanwendungen in verschiedenen Stadien der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette: von der Automationstechnologie über Sensoren für das Geo-Mapping bis hin zur Big-Data-Analyse, um Klima- und Bodendaten besser zu bewerten und die Landwirtschaft effizienter zu gestalten“, erläutert Norbert Dressler. Daher positionieren sich neue IT-Firmen und Investoren als neue Partner der Landwirtschaft.

Neue Partner

Die Berger-Studie hat fünf neue Geschäftsfelder für das Precision Farming ausgemacht:

- Integratoren bieten One-Stop-Lösungen im B2B- und B2C-Bereich, wie etwa Softwaresysteme, um die Planung und Nutzung der Ressourcen zu optimieren. Integratoren agieren oft in Zusammenarbeit mit weiteren Firmen und bieten so größeren Unternehmen komplette Lösungspakete aus einer Hand.

- Dienstleisteraktivitäten rund um die Maschinen fokussieren sich auf Produkte und Beratungsleistungen für autonome und vernetzte Landwirtschaftsgeräte.

- Dienstleister rund um das Saatgut bieten Produkte zur Erhöhung der Effizienz beim Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln, um das Ertragspotenzial optimal auszunutzen.

- Dienstleister für Business Intelligence sind als Vermittler zwischen Kunden und Lieferanten tätig und unterstützen Firmen dabei, ihre Daten zu erfassen und auszuwerten. Ziel ist es, die nötigen Ressourcen effizient zu nutzen.

- Private Investoren und Rohstoffhändler investieren in innovative Spitzentechnologien und unterstützen so die Standardisierung von Prozessen.

Lesestoff:

www.rolandberger.de/pressemitteilungen

[1] Big Data – Big Market – Big Problem?

Roland Krieg

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